Täglich sieben Stunden Training
Auf dem Weg zum Golfprofi: Lena Geier (14) aus Ringelai steht erstmals im Nationalkader

22.12.2023 | Stand 24.12.2023, 13:48 Uhr

Ein Handicap von -4,4 hat Lena Geier, die praktisch jeden Tag trainiert. Oft stundenlang.

Der nächste Schritt auf ihrem Weg zur Profikarriere ist gemacht: Golftalent Lena Geier aus Ringelai (Landkreis Freyung-Grafenau) ist erstmals in den Nationalkader des Deutschen Golf-Verbandes (DGV) berufen worden. Die Nominierung ist das Resultat der bislang erfolgreichsten Saison der 14-Jährigen, deren Leben sich um 43 Millimeter große und 46 Gramm schwere Kunststoffbälle dreht.



Lena Geier träumt davon, Sport zum Beruf zu machen. Es ist ein Wunsch, den viele junge Menschen einmal haben. Die meisten wollen in großen Stadien gegen den Fußball treten, andere stellen sich vor, als beste Athleten einer Disziplin Ruhm, Ehre und Geld zu erlangen. Oft bleibt es eine Vision. Auch Geier ist vom professionellen Golf ein ganzes Stück entfernt, doch die Jugendliche bringt vieles mit, was sie in einigen Jahren in die Elite des Sports bringen könnte.

„Was Lena macht, ist beeindruckend. Sie hat bereits jetzt Fähigkeiten, die Spreu vom Weizen trennen – gerade im mentalen Bereich. Lena ist ein beeindruckendes Talent. Das kann man nicht anders sagen“, urteilte Bundestrainer Rühl nach Geiers erstmaligen Gewinn der deutschen Meisterschaft im Herbst.

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80 Kilometer Anfahrt zum Training



Worte wie diese bestätigen die Trainingsarbeit von Lena Geier, die praktisch jeden Tag zum Golfschläger greift, wie sie der PNP im Stüberl ihres Heimatvereins, dem Quellness & Golf Resort Bad Griesbach, erzählt. „Es gibt Tage, an denen ich 400 Schläge mache.“ In den Schulferien trainiert sie bis zu sieben Stunden – pro Tag.

Meistens auf der Golfanlage in Bad Griesbach, mit einfacher Anfahrt von knapp 80 Kilometer. Manchmal fliegen die Kunststoffbälle aber auch indoor durch die Luft: In der Garage am Wohnhaus der Familie Geier in Kühbach steht ein von Vater Christian aufgebauter Golfsimulator, der unzählige Daten ausspuckt, damit das Talent unabhängig von Wind und Winter üben und sich verbessern kann. „Wir möchten Lena alles ermöglichen und ihr die Chance geben, dass sie es schaffen kann“, kommentiert ihr Vater.

Auch die Schule unterstützt Lena auf ihrem Weg



Hinter dem „wir“ stecken mittlerweile viele Menschen, die Lenas Karriere unterstützen. In erster Linie die Eltern: Der im Versicherungswesen selbstständige Vater (42) und Mutter Sylvia (40), Polizistin, die viel Zeit und Geld investieren. Auch Bruder Lukas (11) hat gelernt, Verständnis für die Leidenschaft seiner Schwester zu entwickeln. Darüber hinaus trainiert Lena seit sieben Jahren unter Denis Prössel, früher selbst Tourspieler.

Aber auch das Gymnasium Freyung hilft mit. Immer wieder braucht es Befreiungen vom Unterricht, damit Lena Geier ihr Turnierprogramm bestreiten kann. „Da sind Kompromisse nötig und wir können uns nur bei Schulleiter Christian Zitzl und den Lehrern bedanken, denn klar ist schon: Die Schulnoten müssen passen“, betont Christian Geier.

Mit zweieinhalb Jahren machte seine Tochter ihre ersten Golfschläge im Garten, mit fünf absolvierte sie die Platzreife und ein Jahr später reiste die Familie Geier erstmals zu einem Turnier ins Ausland. Seither hat die Kühbacherin mit vielen Siegen und beeindruckenden Serien auf sich aufmerksam gemacht und nährt die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Laufbahn. „Sie ist genauso wie ich sehr ehrgeizig und irgendwie fügt sich bisher einfach vieles, weil sie brutale Nervenstärke und extremen Kampfgeist hat“, beschreibt der stolze Papa.

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Abitur in Freyung – und dann College in den USA?



Wer daraus ableitet, die Tochter würde den Traum ihres Vaters leben, der kennt Lena Geier nicht. Sie war keine zehn Jahre alt, als sie ihren Eltern unterbreitete: „Ich will auf ein Sportinternat. Ich habe früh gemerkt, dass ich nicht so schlecht bin. Ich möchte Profigolferin werden und keine halben Sachen machen. Ein Leben ohne Golf kann ich mir nicht vorstellen“, diktiert sie dem PNP-Redakteur in den Notizblock. Die Zielstrebigkeit und ihr straffes Zeitmanagement durch Schule und Sport halten sie meistens auch von sozialen Medien fern. „Ich mag das nicht so sehr“, sagt die 14-Jährige über Facebook, Instagram, TikTok und dergleichen.

So lange es geht, werde Lena in bekannter Umgebung und auf dem Gymnasium Freyung bleiben, kündigt ihr Vater an. Auch nach der Nominierung für den Nationalkader, die noch mehr Reisen und Turniere mit sich bringt. Ein Wechsel auf ein Golfinternat brächte keine entscheidenden Vorteile, meint ihr Papa, der als ihr „Manager“ die Voraussetzungen für die Karriere bereiten möchte.

Dafür ist ihm kein Telefonat zu schade, keine Reise zu weit. Abseits der sportlichen Entwicklung steht für Lena und ihre Eltern das Abitur auf Platz 1. „Damit könnte es dann auf ein College in den USA gehen“, erzählt Christian Geier. Das ist das nächste große Ziel seiner Tochter und wäre ein Riesenschritt – für die Kühbacherin und ihren Traum vom Profisport.