Vor knapp zwei Wochen hat er den Waldkirchner Kirchturmlauf gewonnen, nun steckt Christian Blöchl-Wagner schon wieder mitten in den Vorbereitungen fürs nächste Lauf-Event: Der 46-Jährige hat sich einen von sechs Startplätzen bei der Deutschen Polizeimeisterschaft im Marathon gesichert, die im September in Berlin ausgetragen wird. Sein Ziel: seine Bestzeit von 2:46 Stunden unterbieten, es vielleicht sogar unter die 2:40 schaffen.
Zeiten, mit denen Christian Blöchl-Wagner noch vor drei Jahren so gar nichts am Hut hatte. „Ich bin eigentlich voll der Quereinsteiger. Ich hab erst vor etwa drei Jahren mit dem Laufen begonnen“, erzählt er. Damals hatte er gerade mit dem Rauchen aufgehört. Außerdem zog ein Hund zuhause ein, ein Dobermann, „und der braucht viel Auslauf, muss mindestens zweimal am Tag raus.“ Anfangs ging Christian Blöchl-Wagner noch stramm mit Hündin „Ary“ spazieren, dann probierte er, mit dem Tier an der Joggingleine ein paar Runden zu drehen. „Das hat aufs erste Mal supergut funktioniert – und so bin ich dabei geblieben“, erinnert er sich.
Jeden zweiten Tag schnürt er nun die Laufschuhe, an Ruhetagen geht er spazieren. Einfach draus los laufen ist nicht sein Ding, er geht systematisch vor im Training. „Ich bin Sportausbilder bei der Bundespolizei. Jeder Lauf hat bei mir einen Sinn, schnell, langsam, Intervall – jeder Lauf wird in bestimmten Pulsbereichen absolviert“, betont er.
Im Mai 2020 tritt er zu seinem ersten Wettkampf an, nach einem halben Jahr Lauferfahrung stellt er sich erstmals der Herausforderung „Halbmarathon“. Seine Zeit: unter 1:30 Stunden. „Jeder sagte damals zu mir: ‘Du spinnst!‘“, erzählt der 46-Jährige lachend. Seine Laufzeiten erfasst er mittels einer App, mit der er sich auch mit Freunden und Bekannten vernetzen kann. Mit seinem Spezl Georg Kinateder geht Blöchl-Wagner zu der Zeit regelmäßig laufen – und der rät ihm: „Du musst dir einen Verein suchen!“. Denn nur so könne er bei den wirklich hochrangigen Wettbewerben an den Start gehen und sich mit der Konkurrenz messen.
Pro Woche läuft der Freyunger 110 bis 130 Kilometer
„Am Anfang war ich gar nicht begeistert, ich wollte doch nur laufen“, erinnert sich der 46-Jährige. Doch bei Kinateder senior vom TV Hauzenberg reichte eine Unterschrift – „und seitdem laufe ich für den TV.“ Gleich auf Anhieb wurde Blöchl-Wagner 2021 niederbayerischer Meister im Halbmarathon in seiner Altersklasse, lief auch beim Marathon auf Landesebene ganz oben aufs Stockerl – in einer Zeit von 2:46 Stunden.
Von da an hatte ihn das Marathon-Fieber gepackt. Christian Blöchl-Wagner trainiert weiter, pro Woche zwischen 110 und 130 Kilometer. Im April 2023 holt er sich den Bayerischen Meistertitel im Halbmarathon in 1:15 Stunden, läuft beim Johannesbad Thermenmarathon in Bad Füssing die 10 Kilometer in 33:20 Minuten und damit deutschlandweit unter die ersten Fünf seiner Altersklasse.
Mit diesen Zeiten geht er ins Rennen für die Sichtung zur 10. Deutschen Polizeimeisterschaft im Marathon. Sechs Plätze gibt es für die Auswahl des Bundes, die Bundespolizei und BKA umfasst – Christian Blöchl-Wagner will einen davon. Kein leichtes Unterfangen – „wir haben immerhin über 50 000 Beschäftigte“, erzählt er. Bei Temperaturen um die 35 Grad stellt er sich Mitte Juni in Rosenheim der Konkurrenz. „Ich bin quasi mit 25-Jährigen mitgelaufen“, sagt er, „aber ich halte ganz gut mit den Jungen mit“, ergänzt er schmunzelnd. Gegenüber den Trainern spielt er mit offenen Karten: „Ich hab gesagt, wenn man sich wirklich zwischen mir und einem jüngeren Kollegen entscheiden müsse, dann sollte man den jüngeren Kollegen zur Meisterschaft mitnehmen“, so Blöchl-Wagner – er selbst hatte sich nämlich eigentlich beim Marathon in Köln eine Woche später in der AK 45 durchaus Chancen ausgerechnet.
Sein Wunsch: ein Treffen mit dem „Marathon-Gott“
Doch mit Köln wird es nichts – bereits nach der Intervalleinheit über 8x1000 Meter hat Christian Blöchl-Wagner den Startplatz für die Deutsche Polizeimeisterschaft sicher. Am 24. September darf er mit fünf weiteren Athleten die Auswahl des Bundes in Berlin vertreten. Für den 46-jährigen Freyunger ein ganz besonderes Erlebnis: „Die Meisterschaft ist ja in den Berlin Marathon eingebunden. Dieser zählt zu einem der schnellsten weltweit“, rechnet er sich gute Chancen auf eine neue Bestzeit aus. „Die 2:46 Stunden möchte ich natürlich klar unterbieten, vielleicht sogar die 2:40 Stunden knacken, da darf aber wirklich nix schiefgehen.“ Beim Berlin Marathon erwartet wird auch wieder Eliud Kipchoge (38). Der Kenianer gilt als bester Langstreckenläufer seiner Zeit, „das ist der Marathon-Gott!“, sagt Blöchl-Wagner, der hofft, dass sich eine Gelegenheit zur persönlichen Begegnung ergibt. Bis dahin legt der 46-Jährige seinen Fokus aufs Training – „ich laufe mittlerweile eigentlich jeden Tag, unter 110 Kilometer pro Woche, das gibt‘s bei mir eigentlich nicht.“ Hündin „Ary“ darf ihn dabei auch ab und zu noch begleiten _ „bei den langsamen Einheiten, dreimal pro Woche, ist sie natürlich immer noch mit Begeisterung mit dabei.“
Oft mit dabei ist Hündin Ary.
