Meister der Geduld
Im Funkloch von Thannberg: SV Thurmansbang zittert minutenlang – dann brechen alle Dämme – „Kabine kaputt“

30.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:14 Uhr

Flucht vor der Bierdusche: Hannes Miedl rennt den enthemmten Meistern des SV Thurmansbang, Meister A-Tittling, davon. −Foto: Alex Escher

Das war die spannendste Titelentscheidung dieser Saison im niederbayerischen Fußball. Vier Teams konnten in der A-Klasse Tittling am Sonntag rechnerisch noch Meister werden. Der SV Thurmansbang zitterte sich durch ein 2:2 in Thannberg zum Titelgewinn. Kurios: Spieler und Fans wussten minutenlang nicht, ob ihr Unentschieden gereicht hat, verrät der sportliche Leiter Christoph Leutgeb gestern. Dementsprechend enthemmt wurde dann gefeiert, ergänzt der 28-Jährige: „Die Kabine ist kaputt, ich glaube, wir müssen nochmal nach Thannberg fahren und malern.“

In der Abschlusstabelle liegt der SVT nur aufgrund des direkten Vergleichs (3:1, 3:0) vor der punktgleichen SG Nammering/Oberpolling II, die am Mittwoch ihr erstes Relegationsspiel bestreitet (in Ortenburg gegen Ering). Die Mannen um den Christoph Berndl besiegten Kirchberg v.W. mit 3:0 und leisteten damit Schützenhilfe für Berndls Ex-Klub. Kirchberg, ein Punkt weniger, ist der große Verlierer des 22. Spieltags, denn Goldschmidt & Co. hätten Meister werden können, sind nun sogar nur Zuschauer der Relegation.

Dieses Schicksal hätte Thurmansbang beim Gemeindederby in Thannberg beinahe gedroht. Die Mannschaft um ihre Spielertrainer Michael Haidn und David Siglmüller tat sich gegen topmotivierte Gastgeber vor 300 Zuschauer schwer und lag zwischenzeitlich mit 1:2 zurück. „Wir waren die bessere Mannschaft“, berichtet Leutgeb. Es dauerte dennoch bis zur 75. Minute, ehe das Tor zur Meisterschaft gelang: Eine Freistoßflanke von Haidn verlängerte Rudi Zierler per Kopf ins lange Eck. Dieser Treffer sollte zur Meisterschaft reichen, „auch wenn wir das lange nicht mit Gewissheit wussten. Erst als in der BFV-App das Ergebnis aus Nammering angezeigt wurde, brachen alle Dämen“, erzählt Leutgeb. Er fieberte genauso mit, wie die Nachwuchsspieler, die seit Wochen als „Ultras“ ein lautstarker Begleiter der Mannschaft waren.

„Wer alle Konkurrenten besiegt, steht verdient oben“



Von den letzten vier Spielen hat der Meister und künftige Kreisklassist drei nicht gewonnen. Die bedruckten Meister-Shirts lagen rund vier Wochen unberührt im Karton. „Wir haben ein bisschen geschwächelt“, gesteht der sportliche Leiter. Trotzdem sei der Titelgewinn verdient: „Wir haben im Frühjahr alle direkten Konkurrenten besiegt und wer das schafft, der steht am Ende verdient oben.“

Mit dem Aufstieg und der Kreisklassen-Rückkehr nach zwei Spielzeiten in der A-Klasse beginnt für den SV Thurmamsbang in doppelter Hinsicht eine neue Zeitrechnung. Wie berichtet, bildet der Verein ab der Saison 23/24 eine Spielgemeinschaft mit dem bisherigen Liga-Rivalen SV Saldenburg. „Uns steht ein großer Umbruch bevor, ein paar routinierte Spieler von uns hören auf“, sagt Leutgeb. Mit der neuen zusammengewürfelten Truppe sei man in der Kreisklasse sicher nicht chancenlos. Davon sind die Kooperationspartner überzeugt. „Wir gehen jetzt nicht davon aus, dass wir ganz vorne mitspielen, aber einen einstelligen Tabellenplatz trauen wir uns schon zu“, kündigte Christoph Leutgeb zwischen den Feierlichkeiten mit Autokorso, Weißwurstfrühstück, Bulldog-Rundfahrt und Party beim Vereinswirt an.