Grafenau
Hawedehre − des midn „fei“ is fei gar ned so einfach

15.02.2024 | Stand 15.02.2024, 14:42 Uhr
Karl-Heinz Reimeier

20 Jahre ist es schon wieder her, dass mittels Umfrage herausgefunden werden sollte, welches wohl das beliebtestes bayerische Wort sei. Für die Gesamtheit aller Regierungsbezirke schaffte es, der eine oder andere hat es sich wohl denken können, das Wörtchen „fei“. Und in der Tat: die Frage nach Bedeutung und Sinn des Wörtchens „fei“ wird auch mir nicht selten gestellt und – ehrlich gesagt - die Antwort darauf ist „fei“ überhaupt nicht so einfach.

Im Hochdeutschen findet man keinen absolut treffenden Begriff, der genau das aussagt, was auch wirklich gemeint ist. „Aber, wirklich, wohl, doch, übrigens, tatsächlich“ – das sind Wörter, die zwar in die Nähe der Bedeutung von „fei“ kommen, dann aber sind sie doch wieder nicht dasselbe. Das „fei“ wird auf so unterschiedliche Weise eingesetzt, dass eine direkte Übersetzung ins Hochdeutsche kaum möglich ist.

Fei kann als „Flickwort“ verwendet werden, eingeschoben in einen Satz ohne jegliche Bedeutung, einfach nur deswegen, das der Satz einen sauberen Rhythmus hat. Ähnlich wird es auch bezeichnet als „Füllwort“, ein Wort ohne Wert, das innerhalb eines Satzes keinen oder kaum einen erwähnenswerten Sinn hat. Interessant wird „fei“ aber dann, wenn es als sog. „Würzwort“ verwendet wird, als Wort also, das im Satz eine ganz eigene und persönliche Aussagekraft bekommt. So zum Beispiel bei „reiß di fei zamm!“, wo das „fei“ die Aussage noch verstärkt und ganz was anderes bedeutet als bei „des is fei schö`“ oder „des schmeckt fei guat“.
Zu Hause ist das „fei“ nicht nur im bayerischen Sprachgebrauch. Die Franken und Schwaben verwenden es ebenso gerne wie auch die Leute im Erzgebirge. Zurückführen lässt sich „fei“ wieder mal bis zurück in die lateinische Sprache, wo man die Verbindung zu „finis“ (deutsch: Ende) herstellen kann. Bei Aussagen wie: „bis hierher und nicht weiter“ oder „endlich“ ist die lateinische Bedeutung in dem Wörtchen „fei“ bis heute immer wieder zu finden. Zudem ist auch noch das französische „fin“ etwa im zwölften Jahrhundert in den heutigen süddeutschen Raum eingewandert. Der Sprachforscher Ludwig Merkle wiederum führt „fei“ zurück auf „fein“, das sich im Laufe der Zeit zu einer Art Beschwörungswort verwandelt hat: „fei“ wird eingesetzt, sagt er, wenn man etwas besonders betonen möchte wie bei „dass`d as ja woaßt“, oder „auf jedn Fall“ oder „auf koan Fall!“, was dann so ausgedrückt wird wie: „des mog i fei net!“ oder „du bist fei a rechter Ochs!“
Fei wird im Alltag so häufig gebraucht, dass es kaum mehr jemandem auffällt, es ist ständig präsent, gehört einfach dazu. Und mag das Wörtchen auch noch so unscheinbar und noch so kurz sein, man kann mit ihm alles ausdrücken, was einen bewegt, was man fühlt, was man denkt, was man will, was man weiß. In der Mundartforschung finden sich in der bayerischen Wikipedia mittlerweile einige prägnante Beispiele, die die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von „fei“ zu deuten versuchen: „fei“ als Hinweis: „Heit is fei erst Mittwoch!“ “fei“ als Drohung: „Des sog i fei dei`m Papa!“ „fei“ als Respektsbezeichnung: „Des is fei a Hund!“ „fei“ als Bitte: „Pass fei aaf!“ „fei“ als Verbot: „Des derfst fei net toa!“ „fei“ als Betonung: „Der is fei net von do!“ „fei“ als Verstärkung: „Sie, des moch ma mir fei ned!“Karl-Heinz Reimeier