Grafenau
Stadtrat: Wütendes Kraut und unpassende Feuerwehrautos

03.05.2022 | Stand 20.09.2023, 22:32 Uhr
Petra Uhrmann

Feuerwehrbeauftragter Helmut Binder legte bei der jüngsten Stadtratsitzung seine Bilanz vor. −F.: Uhrmann

Drei weitere Sonderbeauftragte der Stadt Grafenau konnten im Sitzungssaal des Rathauses im Zuge der jüngsten Stadtratssitzung ihren Rechenschaftsbericht ablegen. Neben dem Feuerwehrbeauftragten, Stadtrat Helmut Binder, dem Vereinsbeauftragten, Stadtrat Stefan Behringer unterrichtete auch Ökologiebeauftragter Wolfgang Reichenberger das Gremium über die jeweiligen Aktionen und Fortschritte.
Der Feuerwehrbeauftragte Helmut Binder berichtete von zwei pandemiebedingt sehr eingeschränkten Jahren. Im vergangenen Jahr hatten die Gemeindefeuerwehren 115 Einsätze zu bewältigen. Derzeit leisten 365 Feuerwehrler aktiv ihren Dienst, davon sind 38 weiblich. 58 Jugendliche engagieren sich ehrenamtlich bei ihren Wehren. Nach dem schweren Unwetter im vergangenen Juni wurde schnell reagiert. Da es sich gezeigt hatte, dass Schlamm- und Nasssauger fehlen, konnten in Absprache mit den Wehren für rund 25 000 Euro fünf derartige Geräte angeschafft werden, darüber hinaus zwei Notstromaggregate, die im Gerätehaus Neudorf sowie in der Abschnittsführungsstelle (Gerätehaus Grafenau) stationiert werden.

Neue Fahrzeuge für zwei Wehren

Auch die Feuerwehr Großarmschlag wird heuer mit einem solchen Gerät ausgestattet, der Gerätehausneubau in Haus i. Wald wird ein solches auch erhalten. In naher Zukunft wird ein neues Fahrzeug für die Wehr in Heinrichsreit angeschafft werden müssen, hier soll aber der Bedarfsplan abgewartet werden. Auch das Fahrzeug in Rosenau muss in absehbarer Zeit getauscht werden. Hier kommen allerdings größere Kosten auf die Stadt zu – denn kommt das neue Fahrzeug, wird das derzeitige Gerätehaus nicht mehr ausreichen.

Seitens der Feuerwehrler übermittelte Binder die Kritik, dass neu gewonnene Kameraden oftmals sechs bis zwölf Monate auf ihre Kleidung warten müssten. Dies sei der Motivation selbstverständlich nicht dienlich. Abschließend bedankte sich Binder für die gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung und warb für auch weiterhin große Unterstützung der heimischen Feuerwehren durch den Stadtrat.
Vereinsbeauftragter Stefan Behringer informierte, dass das Leben in den Vereinen nun langsam wieder anläuft. Nach der langen Zwangspause gestalte sich das aber nicht überall einfach. Hier stehe Behringer gerne jedem Verein mit Rat und Tat zur Seite. Behringer sprach den örtlichen Vereinen großen Dank aus, welche gerade bei uns in der Region einen großen Teil der Freizeitmöglichkeiten erst ermöglichen.
Von Corona am wenigsten behindert in seiner Aufgabe war wohl der Ökologiebeauftragte Wolfgang Reichenberger. Dieser konnte über zahlreiche Projekte und erste Erfolge berichten.

Renaturierung der Ausgleichsflächen der Stadt

Neben Anfragen von Bürgern sei seine Hauptaufgabe derzeit die Ausgleichsflächen der Stadt zu besichtigen und zu renaturieren. Zahlreiche dahingehende Projekte seien am Laufen oder schon umgesetzt. Derzeit laufe zum Beispiel die Renaturierung der Ausgleichsflächen bei Heinrichsreit. Neben einer "wütenden Springkrautpest" sei hier der hohe Nährstoffgehalt der Wiese ein Problem. Durch das ständige Mulchen der vergangenen Jahre sind übermäßig viele Nährstoffe in den Boden eingebracht worden. Durch mindestens vier Mahden in diesem und auch nächsten Jahr sollen diese wieder auf ein normales Maß abgebaut werden. Kritik äußerte Reichenberger daran, dass von zahlreichen Bürgern und Landwirten der Stadtgrund immer mehr mitgenutzt wird. "Jedes Jahr wandern manchmal die Grenzen um ein paar Zentimeter, bis keiner mehr weiß, dass es sich da eigentlich um Stadtgrund handelt." Auch erste Erfolge konnte Reichenberger aufweisen: Neben der Sichtung des Leberblümchens am Frauenberg, dem bayerischem Springkraut an der Ohe und wildem Fingerhut in Elsenthal sei die Sichtung des sogenannten "Aronstabs" von Bedeutung. Grafenau sei hier das erste bekannte Vorkommen im Landkreis.
Vorausschauend informierte Reichenberger, künftig jeden letzten Freitag im Monat Beratungsstunden für Bürger, Gewerbe oder Landwirte durchführen zu wollen. Darüber hinaus hätte er einen Sponsor zur Hand, der eine fünfstellige Summe zur Anlegung einer Streuobstwiese zur Verfügung stellen würde.