Grafenau
Kein Interesse

19.07.2021 | Stand 22.09.2023, 0:22 Uhr

So schaut die Grafenauer Bürgercard aus, die bis dato niemand haben wollte. −Foto: Stadt Grafenau

Kostenlose Nutzung des ÖPNV, freier Eintritt in die Stadtmuseen, uneingeschränkte Nutzung bei Bärenwelle, Hallenbad, Eishalle und Ermäßigungen bei Babalu und Sommerrodelbahn. Eigentlich hört sich das Konzept, das hinter der "Bürgercard" steckt ganz gut an und trotzdem zieht Geschäftsleiterin Christa Tausch bei der jüngsten Stadtratsitzung die traurige Bilanz: Keine einzige Bonuskarte wurde bis zu dieser Woche verkauft und das trotz mehrmaliger Bewerbung durch die Stadt Grafenau.

Pilotphase von 2020-2021

Der Preis für die freien Eintritte und Vergünstigungen: 350 Euro für Erwachsene, 200 Euro für Kinder und 900 Euro für Familien (Eltern und alle eigenen Kinder). Rechnet man das auf’s Jahr um, sind das weniger als ein Euro pro Tag.

Auf Anfrage der SPD beschloss der Stadtrat 2019 die Einführung der Bürgercard, die zum 1. Januar 2020 vollzogen werden sollte. Durch die Vergünstigungen erhoffte man sich damals, dass die städtischen Einrichtungen stärker ausgelastet werden, ein höherer Deckungsbeitrag erreicht wird und gewerbliche Anbieter mehr Umsatz machen.

Als Vorbild nahm man sich bei der Konzeption die Stadt Oberstaufen im Allgäu, die attraktive, gestaffelte Kaufpakete für die eigenen Leute anbietet – zu Preisen von 19 bis 499 Euro. Verschiedene Pakete bietet die Stadt in der Pilotphase nicht an.

Im Herbst 2019 bot man die Karten bereits zum Verkauf an, nicht zuletzt deshalb, weil man sich nicht das mögliche Weihnachtsgeschäft entgehen lassen wollte. Ein Jahr später, im Herbst 2020, bewarb die Stadt die Jahreskarte erneut.

Die Pilotphase des Grafenauer Projektes – also die Jahre 2020 und 2021 – ist zum Großteil vorbei, man müsse sich schon jetzt Gedanken machen, wie es 2022 weitergehen soll. Gleich mehrere Stadträte erklären das Projekt für gescheitert, aus anderen Reihen hört man den Wunsch, die Bürgercard erneut zu bewerben und das nicht zum vollen Preis. Stadträtin Anne-Marie Ederer (CSU): "Falls jetzt noch jemand die Karte kauft, dann wird er das nicht zum vollen Preis tun, sondern anteilig der Monate." Dem stimmt auch Bürgermeister Alexander Meyer zu.

Corona-Pandemie trägt Mitschuld

Korbinian Rank (CSU) sieht das Problem nicht allein am Konzept oder fehlender Werbung sondern an der Corona-Pandemie und den daraus entstandenen Schließungen: "Es hatte alles zu, kein Wunder, dass die Bürgercard im vergangenen Jahr nicht gekauft wurde."

Die Testphase läuft noch bis Ende des Jahres, im Herbst sollte man laut Tausch dann eine endgültige Entscheidung treffen, ob und wie es mit der Grafenauer Bürgercard weitergehen soll.

− fkö