Spiegelau
In Frieden sterben – Leben im Sterben

26.04.2021 | Stand 20.09.2023, 21:43 Uhr

Diakonin Neumann-Beiler und Pfarrer Tobias Keilhofer machten in ihrer Predigt einfühlsam auf diejenigen aufmerksam, die am Ende ihres Lebens stehen. −Fotos: privat

In Frieden zu sterben: Wer wünscht das nicht seinen Liebsten und auch für sich selbst ? Über Jahrhunderte waren Sterben und Tod vertraute Begleiter. Gestorben wurde in der Familie, Jung und Alt nahmen Anteil. Das Sterben und das Begleiten von Sterbenden gehörten zum Alltag.

Heute sind Sterben und Tod für viele Menschen weit weg. Man möchte gar nicht daran denken. Zumeist findet das Sterben im Krankenhaus, im Pflegeheim, fern der Familie und oft einsam statt. Aus dieser Not heraus entstand die Hospizbewegung. Heute beraten und begleiten Hospizdienste schwer erkrankte Menschen und deren Angehörige und ermöglichen es den Betroffenen so, bei guter Lebensqualität ein bis zuletzt selbstbestimmtes Leben zu führen.

In einem bewegenden ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche machten Pfarrer Tobias Keilhofer und Diakonin Gabi Neumann-Beiler in ihrer gemeinsamen Predigt und in den Gebeten auf diese Menschen und auf alle anderen, die am Ende ihres Lebens stehen, aufmerksam. Gerade die weltweite Pandemie macht es besonders deutlich, wie wichtig die Begleitung von Sterbenden und deren Angehörigen ist. Täglich sterben Menschen, auch unabhängig von Corona, und alle sind sie momentan betroffen von den Einschränkungen auf den Palliativ- und Hospizstationen, Krankenhäusern, Heimen und zu Hause. Gute Begleitung ist darum in dieser Lebensphase besonders wichtig, wenn die eigene Kraft weniger wird. Davon können viele Angehörigen, die ihre Lieben mit großem Einsatz umsorgen, erzählen. Aber dieser Einsatz übersteigt oft die Belastbarkeit.

Deshalb ist die Hospiz- und Palliativversorgung nicht mehr wegzudenken, die von über 100 000 Ehrenamtlichen in Deutschland geleistet wird und viele Sterbende und ihre Angehörigen ganzheitlich unterstützt. Ganzheitlich bedeutet, dass die psychischen und seelischen Dimensionen ernst genommen werden. Glaube und Seelsorge werden dabei als sehr wichtig erfahren. Sich in Gottes Hand geborgen zu wissen, auf ein Leben nach dem Tod hoffen zu können, Vergebung zu erfahren und Gemeinschaft, das kann Frieden und Gelassenheit im Sterben vermitteln. Nach dem Leben und nach dem "Leben im Sterben" wartet auf gläubige Christen nicht der Tod, sondern ein neues Leben.
Musikalisch einfühlsam wurde der Gottesdienst von Gemeindereferentin Nadine Blöchinger und Gemeindereferent i.R. Otto Öllinger mit Orgel, Gesang und Gitarre und Diakonin Gabi Neumann-Beiler mit ihrer Mandoline untermalt.

"Leben im Sterben" war das Motto der ökumenischen "Woche für das Leben", die von den beiden großen Kirchen gemeinsam veranstaltet wurde. Es ging dabei um die seelsorglichen, ethischen und medizinischen Aspekte einer menschenwürdigen Sterbebegleitung sowie den Möglichkeiten der Hospiz- und Palliativversorgung.

− eb