400 Kräfte im Einsatz
Bis zu 30 Millionen Euro Schaden bei Hallenbrand im Bayerwald

09.06.2021 | Stand 22.09.2023, 2:19 Uhr

Nach dem Einsturz der Halle standen nur noch die Träger. −Foto: Schinabeck

400 Kräfte waren in der Nacht zum Mittwoch beim Brand einer Produktionshalle in Schönanger (Landkreis Freyung-Grafenau) im Einsatz. Auf bis zu 30 Millionen Euro wird der Schaden geschätzt.

Es war kurz vor 23 Uhr – in der Nacht auf Mittwoch. Da schaute der Neuschönauer Bauhofleiter Lothar Vogl noch einmal aus dem Fenster seines Hauses in Schönanger (Landkreis Freyung-Grafenau). Der Blick ging Richtung Gewerbegebiet. Dann ging alles sehr schnell – die 112 wurde gewählt. Bei BL Lasertechnik im 300 Meter entfernten Industriegebiet brannte es.



Am Morgen danach, bei Tageslicht, wurde deutlich, welchen Schaden der Großbrand bei der metallverarbeitenden Firma angerichtet hat. Ein Mitglied der Geschäftsführung, den Tränen nahe und sichtlich geschockt, sprach gegenüber der Heimatzeitung von einem geschätzten Schaden von 20 bis 30 Millionen Euro. Teuerste Maschinen wurden ein Opfer der Flammen. Wichtige Computer und Festplatten, die im an die abgebrannte Halle angebauten Bürogebäude waren, habe er noch rausreißen und beim Nachbarn in Sicherheit bringen können.

Auch am Morgen noch Glutnester gelöscht

Die Zufahrtsstraßen um den Brandherd waren großflächig gesperrt. Rund 90 Arbeiter und Angestellte des Brandleiders, aber auch der benachbarten Firmen, standen hinter den Trassierbändern. Schulkinder warteten auf ihren Bus. Der Brand war Gesprächsstoff Nr. 1. Und die Frage: Wie geht es weiter? Als das Feuer ausbrach, waren noch Arbeiter in der Firma. Sie konnten das Gebäude verlassen, verletzt wurde niemand. Am Vormittag wurden Brandfahnder der Kripo tätig, um die Brandursache herauszufinden.

Dass der Brand "nur" die Fabrikationshalle der Firma zerstört hat, ist dem schnellen und umsichtigen Handeln der Einsatzkräfte zu verdanken. An die 400 mögen es gewesen sein, wie KBM Armin Heyn, zugleich Kommandant der Dorfwehr Schönanger, vor Ort im Gespräch mit der Heimatzeitung betonte. Auch am Morgen danach wurden Glutnester gelöscht, erschöpfte Feuerwehrmänner wurden durch frische Kräfte abgelöst. Wichtigstes Unterfangen in dieser Nacht war ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarfirmen zu verhindern, so Heyn. Schlauchleitungen wurden aus benachbarten Bächen gelegt, um das benötigte Wasser zu bereitzustellen.

Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft

Ein besonderes Augenmerk galt dabei mehreren großen Stickstofftanks, die pausenlos mit Löschwasser gekühlt wurden. Wären diese zerstört worden, wäre Stickstoff ausgetreten. Das Gas, das zum Schweißen gebraucht wird, brennt zwar nicht, es ist aber tödlich beim Einatmen. Neuschönaus 1. Bürgermeister Alfons Schinabeck und 2. Bürgermeister Michael Segl waren die ganze Zeit vor Ort. Segl, Feuerwehrmann und unmittelbarer Nachbar, stellte seine Hallen zur Nutzung durch die Einsatzkräfte zur Verfügung. Überhaupt, so Schinabeck, sei der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft riesig gewesen. Die Tankstelle habe sofort geöffnet, um mit Sprit auszuhelfen. Der Bäcker habe aufgemacht, um Wurstsemmeln zu liefern.

Auftrag der Bahn kann nun nicht mehr erfüllt werden

Wie geht es weiter? Diese Frage war am Mittwoch allgegenwärtig. Die BL-Geschäftsführung sprach davon, dass man erst einmal eine Bestandaufnahme machen müsse. So habe man erst kürzlich einen großen Auftrag der Bahn an Land gezogen, den man jetzt nicht mehr erfüllen könne. Schinabeck sprach davon, dass der Brand auch Folgen für viele regionale Betriebe habe, die auf deren Produkte als Zulieferer angewiesen seien. "Das Ganze ist noch nicht überschaubar".

"Das Schicksal ist grausam", sagte Schinabeck. Erst vor kurzem sei man bei ihm im Rathaus mit der BL-Geschäftsführung zusammengesessen. Es ging um eine erneute Erweiterung des florierenden Betriebes. Seit gestern Abend sind diese Pläne vom Tisch. Ein Wiederaufbau steht jetzt auf der Agenda.