Elena Denisova ist eine herausragende Geigerpersönlichkeit und Preisträgerin internationaler Violinwettbewerbe, die in den Kulturmetropolen der Welt für ausverkaufte Häuser sorgt. Bei den Festspielen Europäische Wochen Passau hat sie am Mittwochabend in der akustisch wie architektonisch höchst ansprechenden Pfarrkirche St. Michael in Röhrnbach im Kreis Freyung-Grafenau ein Konzert der Ausnahme-Klasse gegeben, das den Zuhörern in Erinnerung bleiben wird.
Das mit Bachs Solosonaten a-Moll BWV 1003 und C-Dur BWV 1005 sowie den Sonaten d-Moll und e-Moll von Eugène Ysaye höchst anspruchsvolle Programm versetzte das Publikum in Begeisterung und Erstaunen darüber, was für voluminös-prachtvolle Klangkaskaden Elena Denisova aus ihrer Violine zu zaubern imstande war. Dazu trug auch die für Streicherklänge ideale Akustik bei, in der die aufgetürmten Akkorde sowie die gestochen scharfen Läufe, Fugenthemen und Figurationen glasklar zur Geltung kamen.
Gleich die ersten Töne der einleitenden Ballade op. 27 von Ysaye zeigten das Repertoire der Virtuosin: Lupenreine Intonation, zupackende dynamische Gestaltung sowie eine auf große Spannung angelegte Dramaturgie ließen jeden der Sätze zur bildhaft-plastischen Entfaltung aufblühen. Bei der Sonate a-Moll BWV 1003 von J.S. Bach offenbarte Denisova sowohl in den gigantisch schwierigen Akkord-Blöcken sowie in den stupend virtuosen Läufen eine bis ins Detail filigrane Artikulation. Hochkonzentriert und mit spannungsgeladen-nobler Haltung beeindruckte sie in jeder Phase – und wurde bereits mit Standing Ovations in die Pause verabschiedet.
In Bachs Sonate C-Dur wurde demonstriert, dass seine Solosonaten nicht nur der Gipfel der Violinkunst, sondern auch Prüfstein und Höhepunkt des Könnens für jeden Geiger bedeuten. In der abschließenden Sonate e-Moll von Ysaye dokumentierte Denisova nochmals ihre faszinierenden dynamischen Gestaltungsmöglichkeiten und beschloss als Zugabe mit Fritz Freislers mitreißend gestaltetem „Rezitativo“,op. 4 als Höhepunkt des Konzerts einen denkwürdigen Abend.
Toni Daumerlang
Zu den Kommentaren