Freyung
Die neue Bachl-Halle: Hoch, aber begrünt

Kunststoffwerk will expandieren – Ortsbild wäre durch neue Halle verändert – Kompromiss durch Fassadengestaltung

21.07.2023 | Stand 13.09.2023, 14:31 Uhr

Ein 3-D-Modell wurde in der Bauausschusssitzung präsentiert: Es zeigt in diesem Bildausschnitt mittig das Bachl-Werk. Der hohe Komplex zwischen den bestehenden beiden Hallen ist der geplante Neubau (geriffeltes Dach), der höhenmäßig die Bestandsgebäude überragt. Der Saußbach fließt um das Werk herum, im Hintergrund (Fingerzeig) ist das exponierte Schloss Wolfstein zu sehen. −Fotos: Jahns

Leicht war die Entscheidung nicht: Da ist auf der einen Seite ein erfolgreiches Unternehmen, das seinen Standort in Freyung weiter ausbauen und damit auch wichtige Arbeitsplätze schaffen möchte. Und da ist auf der anderen Seite die Tatsache, dass durch die Betriebserweiterung mit einer neuen, sehr hohen Halle das Ortsbild in der Freyunger Au stark verändert würde. Wirtschaftliche Gedanken gegen optische Fragen – der Bauausschuss entschied sich in seiner jüngsten Sitzung klar für Ersteres.

Zum Hintergrund: Die Firma Bachl (über 100 Mitarbeiter) unterhalb der Zuppinger Straße will ausbauen. Das Kunststoffwerk (Dämmstoffe und Folien) läuft gut – aber: Um auch zukunftsfähig zu bleiben und effektiv produzieren zu können, benötigt der Betrieb bei einer neuen Halle eine bestimmte Höhe. Nur so kann die Folientrocknung erfolgen.

Krux: Die Höhe muss so sein – für den Produktionsablauf

Schon in früheren Sitzungen wurde die neue Halle diskutiert. Diese soll direkt neben dem bestehenden Gebäude errichtet werden – dort ist noch eine freie Fläche in Richtung der neuen Westspange, welche für die Expansion verwendet werden soll. Als die ersten Entwürfe der Halle bekannt wurden, gab es Bedenken: Muss die Halle so hoch sein? Läuft man Gefahr, dass die Aussicht aufs Schloss Wolfstein – von der Zuppinger Straße kommend – durch die Halle beeinträchtigt oder gar versperrt wird. Verträgt sich solch ein großer Komplex mit dem dortigen Umfeld?

Diese Bedenken hatte das Freyunger Planungsbüro ppp aufgegriffen und in den vergangenen Wochen in Zusammenarbeit mit Firmenchef Karl Bachl Kompromisse erarbeitet, was die Außengestaltung an der und rund um die neue Halle anbelangt.

„An der Höhe der Halle ist nicht zu rütteln“, sagte Planer Christian Lankl, als er die neuerlichen Entwürfe nun im Bauausschuss vorstellte. Die Höhe sei schlichtweg nötig, um die Folientrocknung zu bewerkstelligen. Exakt 21,38 Meter müsste die Firsthöhe betragen, so Lankl.

Damit sich die Ausschussmitglieder einen Eindruck machen konnten, hatte Lankl ein Modell mitgebracht, das er mittels eines 3-D-Druckers fertigen ließ: Damit war die Stadt Freyung dargestellt – und explizit eben das Bachl-Werk und der geplante Zusatzbau. Zu erkennen war, dass der Neubau deutlich über die bestehenden Firmengebäude herausragt. Deshalb kam auch die Frage aus dem Gremium, ob man die neue Halle denn nicht etwas im Boden versenken könnte. „Das geht nicht“, so Planer Lankl, „denn für den Workflow müssen die jeweiligen Erdgeschosse der bestehenden und der neuen Halle auf einer Ebene erreichbar sein.“

Damit sich die neue Halle aber so gut wie möglich in die Umgebung einfügt und sie optisch verträglicher und unauffälliger wird, habe man nun – unter anderem mit einem Fassaden-Pflanzprofi – einige Varianten erarbeitet: So setze man unten an der Halle auf einen (begrünten) Betonsockel. Das soll bereits im unteren Bereich die Optik etwas auflockern „und man schaut nicht auf eine komplette Front mit Wellblech“, so Lankl. Dann sind entlang der Fassade Rankpflanzen angedacht. Zwar, so Lankl, werden es diese vermutlich nicht bis ganz nach oben zum 21-Meter-Dach schaffen, aber dennoch etliche Meter. Es habe auch Überlegungen gegeben, zusätzlich vom Dach etwas nach unten wachsen zu lassen, dies aber aus diversen Gründen (unter anderem die Frage des Gießens/Pflegens) wieder verworfen.

„Honorieren, dass Kompromissbereitschaft da“

Auch durch bauliche Elemente soll die Hallenoptik aufgelockert werden: Die neue Halle soll nicht – wie die bestehende – aus einer riesen, durchgängigen Front bestehen. Vielmehr wird sie aus mehreren „Etagen“ gestaltet, die übereinander liegen und zusätzlich durch Fenster unterbrochen werden. Die Farbe der Metallfassade soll ein mattes Silber werden – „das wirkt am unscheinbarsten und fällt am wenigsten auf“, so Lankl. Wie der Planer sagte, sei Firmenchef Bachl auch bereit, entlang der angrenzenden Gabionenwand und bei anderen Werksbereichen Grünpflanzen und Bäume setzen zu lassen.

Am Ende der Vorstellung waren sich die Stadträte einig: Dass ein Unternehmen in Freyung expandieren möchte, will man auf jeden Fall unterstützen. „Auch muss man wirklich honorieren, dass der Firmenchef Kompromissbereitschaft zeigt und bereit ist, bei der Fassadengestaltung entgegen zu kommen“, so Otto Christoph (CSU). Weitere Fragen zu Details – etwa, ob eine PV-Anlage angebracht wird – müssen noch zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden. Nun ging es erstmal um ein grundsätzliches Signal. Und das gab es einstimmig: Alle Stadträte votierten für den vorgestellten Entwurf und beauftragten die Stadtverwaltung zur Durchführung des nötigen Bauleitverfahrens.

− jj