Freyung-Grafenau
Der gute Holzpreis soll genutzt werden

Bei Versammlung der Waldbauernvereinigung massive Kritik am geplanten Bundeswaldgesetz und EU-Entwaldungsverordnung

29.04.2024 | Stand 29.04.2024, 19:00 Uhr

WBV-Verantwortliche und Ehrengäste: (v. l.) Vorsitzender Josef Höppler, Landrat Sebastian Gruber, Försterin Sandra Prent, Oswald Haslbeck (Berufsgenossenschaft), Geschäftsführer Xaver Hartinger und Michael Grapentin sowie Michael Pongratz (Berufsgenossenschaft). − Foto: Müller

Kapfham/FRG. Massive Kritik am geplanten Bundeswaldgesetz und der EU-Entwaldungsverordnung hat es bei der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Freyung-Grafenau w.V. gegeben. Bei dem Treffen konnte aber auch ein guter Rat gegeben werden: Der momentan gute Holzpreis sollte genutzt werden.

Zu dem WBV-Treffen begrüßte der 1. Vorsitzende Josef Höppler neben den Mitgliedern und Funktionären auch Ehrengäste im Gasthof Riedl. Neben Landrat Sebastian Gruber war auch der niederbayerische Bezirkspräsident des Bauernverbands Siegfried Jäger gekommen. Höppler freute sich auch über die Anwesenheit von Ehrenvorsitzendem Josef Braumandl und Vertretern von benachbarten WBVs, Bauernverband und Maschinenring. Er hob die Bedeutung der WBV für die private Waldwirtschaft hervor. Mit 2250 Grundstückseigentümern und 16000 Hektar Fläche sei etwa die Hälfte der Privat- und Kommunalwälder in der WBV organisiert.

2250 Grundeigentümer im WBV gelistet

In seinem Tätigkeitsbericht blickte Höppler auf 2023 zurück. Der Klimawandel und der Borkenkäfer stellten eine große Herausforderung für die Waldbewirtschaftung dar. Der Schädling habe sich zuletzt vor allem im nördlichen und westlichen Landkreis ausgebreitet. Auch die Bundesregierung belaste die Arbeit von Land- und Forstwirtschaft. Als Belege nannte Höppler zum einen die Streichung der KfZ-Steuerfreiheit und das baldige Ende der Diesel-Rückvergütung. Zum anderen zeige die geplante Novelle des Bundeswaldgesetzes ein Misstrauen gegenüber den Waldbesitzern. Darin werde auch der Schwerpunkt weg von der Bewirtschaftung hin zum Schutzgedanken verschoben. Die darin enthaltenen Vorgaben der Baumartenauswahl erschwerten den Waldumbau. Auch die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte bedeute für die Waldbesitzer enormen bürokratischen Aufwand.
Im Geschäfts- und Holzmarktbericht gingen die beiden Geschäftsführer Michael Grapentin und Xaver Hartinger auf die Entwicklung des letzten Jahres ein. Bei der Vermarktung des Holzes stand im Sortiment vor allem Stammholz im Vordergrund. Hier zeige sich der enorme Aufwand bei der Vermarktung, da die kleinen Mengen zahlenmäßig überwiegen. Bei den Forstpflanzen waren Nadelhölzer deutlich mehr nachgefragt als Laubhölzer. Auffällig sei, dass die Fichte wieder einen steigenden Anteil von 25 Prozent hatte.

Der im Eigentum der WBV befindliche Großhacker war im vergangenen Jahr wieder gut ausgelastet. Die von der WBV angebotenen Dienstleistungen maschineller und manueller Holzeinschlag lagen weiter auf hohem Niveau. Die Waldpflegeverträge seien ein wichtiges Betätigungsfeld, bei dem 173 Hektar betreut wurden.
Die beiden Geschäftsführer beleuchteten zudem die Entwicklungen auf dem Holzmarkt. 2023 waren die Preise für Stammholz bei über 100 Euro pro Festmeter und damit auf einem auskömmlichen Niveau. Damit boten sich den Waldbesitzern in dieser Zeit und auch aktuell gute Vermarktungsmöglichkeiten. Allerdings sei bei der Vermarktung die Möglichkeit von Papierholz weggefallen. Nach dem Ende der Papierfabrik in Plattling fehle nun eine Alternative. Michael Grapentin appellierte an die Waldbesitzer: „Nutzt das Holz, solange es noch etwas wert ist, und legt mehr Augenmerk auf die Naturverjüngung. Diese gelingt nur, wenn Licht und Wildbestand passen.“ Die EU-Verordnung zur entwaldungsfreien Lieferkette sei ein Bürokratiemonster, die Koordinaten des eingeschlagenen Holzes müssen künftig dokumentiert und weitergegeben werden. Die Novelle des Bundeswaldgesetzes greife jedoch direkt in die Bewirtschaftung ein. Xaver Hartinger ging mit den geplanten Änderungen hart ins Gericht. Mit behördlicher Gängelung, rückwärtsgewandter Baumartenwahl und Unterbewertung des Wirtschaftsfaktors Wald charakterisierte er die Neuerungen.

Preise „auf einem auskömmlichen Niveau“

In Vertretung von Steuerberaterin Haider stellten die beiden Geschäftsführer der Versammlung die Bilanz und Ergebnisrechnung von 2023 vor. Im letzten Jahr entstand beim Betriebsergebnis ein geringes Defizit. Allerdings verfüge die WBV Freyung über eine weit überdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung und ist somit „finanziell kerngesund“. Nach dem Kassenprüfungsbericht wurden beide Jahresabschlüsse durch die Versammlung genehmigt.

Landrat Sebastian Gruber dankte in seinem Grußwort den Waldbesitzern für ihre Leistungen. Der Landkreis Freyung-Grafenau ist einer der waldreichsten in Deutschland. Die Forstwirtschaft zeichne sich durch kleinteilige und verantwortungsbewusste Bewirtschaftung aus, bei der der Eigenverbrauch eine große Rolle spiele. Der Landkreis habe bereits 2005 auf Hackschnitzel als nachhaltigem Brennstoff umgestellt. 90 Prozent der Liegenschaften – unter anderem die Schulen – werden seitdem mit Holz geheizt. Durch die Lieferung von Hackschnitzel des WBV an den Landkreis bestehe ein gutes Verhältnis und eine regionale Wertschöpfung.
Siegfried Jäger vom Bayerischen Bauernverband erinnerte daran, dass die drohende Änderung beim Brennstoff Holz, diesen nicht mehr als erneuerbare Energie einzuordnen, durch Proteste abgewendet werden konnte. In Deutschland gibt es zwei Millionen Waldbesitzer. „Die Novelle des Bundeswaldgesetzes wird kommen, es wäre ein Eingriff in das Eigentumsrecht der Grundbesitzer“, so Jäger. Eine Absprache zwischen Bauernverband und Waldbesitzervereinigungen sei wichtig und hilfreich.

Zuletzt immer mehr Unfälle mit Seilwinden

Wolfgang Kreuzer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Regen informierte über aktuelle Entwicklungen. Ein Schwerpunkt des Amtes sei derzeit das forstliche Gutachten zur Waldverjüngung. Dieses wird momentan flächenhaft erarbeitet und dient den Hegegemeinschaften als Grundlage für die Abschussplanung. Das Ziel sei ein Ausgleich der Interessen von Grundstückseigentümern, Jagd und Allgemeinwohl. Viele Waldbesitzer fragten sich, wie man die notwendige Naturverjüngung und den Waldumbau erreichen kann. Die Empfehlung von Kreuzer dazu: „Holz machen, ständig – mäßig – kleinräumig“ und eine waldfreundliche Jagd.
Oswald Haslbeck und Michael Pongratz von der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft schilderten eindrücklich, welche Gefahren bei der Holzarbeit drohen. Viele der Unfälle mit tödlichem Ausgang seien vermeidbar gewesen, wären die Sicherheitsvorschriften beachtet worden. 2023 gab es in Bayern 22 tödliche Unfälle bei der Forstarbeit. Als Unfallschwerpunkte zeigten sich Baumansprache, Schneidetechnik und Aufenthalt im Gefahrenbereich als häufigste Ursachen. In letzter Zeit treten auch Unfälle mit Seilwinden vermehrt auf. Der Trend zu ferngesteuerten Winden berge Risiken gerade beim Schleifen von kurzen Stämmen. Die Sicherheitsexperten riefen die Waldbesitzer dazu auf, die vorgeschriebenen Windenprüfungen regelmäßig durchzuführen.

− pnp