Der perfekte Tag im Leben eines Läufers
Der Freyunger Christian Blöchl-Wagner ist jetzt Deutschlands zweitschnellster Marathonläufer seiner Altersklasse

30.09.2023 | Stand 01.10.2023, 21:43 Uhr

Der ganze Aufwand hat sich gelohnt: Christian Blöchl-Wagner strahlt in Berlin im Ziel mit seiner Medaille. − Foto: Privat

„Das war der eine Tag im Jahr, an dem alles passen muss – und es hat alles gepasst.“ Christian Blöchl-Wagner (46) hatte drei Monate lang nur den Sonntag, 24. September, im Kopf. Den Tag des Berlin-Marathons. Elf Wochen lang ist er dafür jeden Tag mindestens zehn Kilometer gelaufen. Dementsprechend glücklich ist der Freyunger, denn der Aufwand hat sich gelohnt: Blöchl-Wagner ist jetzt deutschlandweit der zweitschnellste Marathonläufer seiner Altersklasse M45 in diesem Jahr.

In 2:36:35 Stunden absolvierte der 46-Jährige die 42,195 Kilometer, unterbot damit seine erste Marathonzeit um 9:25 Minuten und die bisherige Bestmarke (2:41:20) wie Martin Ackermann, der in Berlin noch etwas schneller war (2:33:52)! Zahlen, die ihn „total happy“ machen , weil alles wie geplant funktioniert hat: „Ich habe seit Juni auf so viel verzichtet, bin pro Woche bis zu 150 Kilometer gelaufen und diese harte Vorbereitung hat sich echt rentiert“, kommentiert der ambitionierte Amateurläufer stolz. Als einer von sechs Bundespolizisten wurde er nach Berlin geschickt, denn im Rahmen der Großveranstaltung mit 48000 Läufern fand die deutsche Polizeimeisterschaft im Marathon statt und Blöchl-Wagner bestätigte die Nominierung auf ganzer Linie.

„Das schwierigste war eigentlich die Vorbereitung“, sagte er gestern fünf Tage nach dem Wettkampf. „Da hängt so viel dran, angefangen vom täglichen Training, dem Verzicht auf Fahrten zu Spielen des meines Lieblingsvereins FC Bayern München bis hin zu jeder Mahlzeit“, beschreibt der 46-Jährige, der erst seit drei Jahren Laufsport betreibt und in dieser Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung nahm und etliche Rennen gewann. Mittlerweile zählt der frühere Fußballer des SC Herzogsreut und Vater der beiden Bezirksliga-Kicker Jonas und Nathan Blöchl (beide SV Grainet) zu den schnellsten Läufern Deutschlands in seiner Altersklasse über zehn, 21,1 (Halbmarathon) und 42,195 Kilometer (Marathon).

Elf Wochen lang jeden Tag mindestens zehn Kilometer gelaufen



Einen Trainer braucht der 46-Jährige übrigens nicht, er plant sein Training und seine Renntaktik in Eigenregie und verfügt mittlerweile annähernd über das Wissen eines Sportwissenschaftlers. Das hört man aus seinen Erzählungen schnell heraus. „Ich trainiere nach Lust und Laune, aber schon systematisch“, erklärt Blöchl-Wagner. Elf Wochen lang hat er vor dem Berlin-Marathon jeden Tag trainiert, im August absolvierte er 600 Kilometer in Laufschuhen, nie langsamer als fünf Minuten pro Kilometer. Um die Bayerwald-Hügel zu vermeiden, lief er oft an der Donau entlang „oder meine 35 Runden im Grafenauer Kurpark“, wo eine Seeumrundung rund einen Kilometer lang ist. Spätestens mit diesem Beispiel versteht man als Zuhörer folgenden Satz: „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich das durch.“

Fast auf die Sekunde genau hat der Freyunger seine spätere Marathonzeit vorhergesagt, konnte den Lauf durch die Straßen Berlins genießen: „Zuschauer haben immer wieder meinen Namen gerufen – Gänsehautfeeling.“ Im Ziel strahlte Blöchl-Wagner glückselig, trotz blauer Zehen und der extremen Anstrengung. Nach vier trainingsfreien Tagen schnürte er gestern schon wieder die Laufschuhe. Er will vorerst weniger trainieren, sagt Blöchl-Wagner und lacht: „80 Kilometer pro Woche werde ich weiterhin schaffen.“ Denn irgendwann wird der nächste Tag kommen, an dem alles passen muss, um die beste Leistung abzurufen. Darauf will der Freyunger vorbereitet sein.