Freyung
Alles drehte sich um ungewohnte Klänge

1. Internationales Bayerisches Drehorgelfest in Freyung – Berlin-Freunde organisieren Treffen

10.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:35 Uhr
Margit Poxleitner

Nichtalltägliches Musik-Potpourri auf der Bühne der Landesgartenschau: Sogar das Fliegerlied hatten die Akteure beim 1. Internationalen Bayerischen Drehorgelfest parat, Rosi Grögler macht hier gerade den Flieger dazu. −Fotos: Poxleitner

Von Margit Poxleitner

Ganz besondere Klänge hallten am Wochenende über das Gelände der Landesgartenschau. Denn es stand unter dem Zeichen des „1.Internationalen Bayerischen Drehorgelfestes“, organisiert und begleitet vom Bund der Berliner und Freunde Berlins, Landshut. Mit dabei waren Drehorgelspieler aus Belgien und ganz Deutschland.
Große Drehorgelfeste oder sogar -Festspiele gibt es vor allem in Berlin, in der Schweiz oder Belgien. Begleitet werden sie oft von historischen Gruppen, wie dem Bund der Berliner und Freunde Berlins. Der 1. Vorsitzende des Landshuter Zweigvereins, Bund der Berliner, hat nun seine Idee ein Internationales Bayerisches Drehorgelfest in Bayern zu organisieren in die Tat umgesetzt. Die Landesgartenschau bot dazu einen wundervoll passenden Rahmen.

Akteure aus ganz Deutschland und Belgien

So konnten die Gartenschaubesucher am Wochenende einzigartige akustische und auch visuelle Eindrücke erleben: eine Gruppe von Drehorgelspielern mit Instrumenten aus dem Jahr 1920 und rund um die Jahre 1992 bis 2000. Die Gruppe „Alt Berlin“ vom Bund der Berliner flankierte die Drehorgelspieler und bot mit ihren historischen Gewändern aus der Zeit um die Jahrhundertwende einen authentischen Rahmen.

Ein hauptberuflicher und vier Hobby-Spieler

Seraphin Weiss sieht man es an und er betont überzeugt „Das Drehorgelspielen ist mein Leben.“ Er ist der einzige berufliche Drehorgelspieler in der Gruppe und reist mit seinem Instrument durch die Bundesrepublik, Belgien und die Schweiz. Er hat die Leidenschaft von seinem Vater und Großvater übernommen. Seine Orgel, eine Violino-Pan, Baujahr 1920, hat den Berliner Klang.
Wolfgang Lesse aus der Nähe von Bremen hat sich einen Traum erfüllt. Als Kind fasziniert vom Drehorgelspiel hat er sich 2018 eine Drehorgel gekauft. Ehrenamtlich spielt er in Altenheimen und Kitas auf, wird aber auch an Geburtstagen und Hochzeiten engagiert und fährt gerne zu Drehorgeltreffen und auf die Münchner „Oide Wiesn“.
Das Drehorgel-Duo Rosi und Frithjof Grögler aus Renningen bei Stuttgart ist 450 Kilometer angereist und begleitet das Orgelspiel gerne mit Gesang. Sie treten auch als Moritatensänger auf und haben sich vor allem dem Erhalt traditioneller Volkslieder aus dem Biedermeier verschrieben.
Manfred aus Hof hatte vor dem Regionalpavillon ein ganzes Sammelsurium aus Drehorgeln, Musikinstrumenten und Stofftieren aufgebaut und verbreitete Jahrmarktfeeling. Seine Spezialität war es, Besucher an die Drehorgeln zu holen und gemeinsam mit ihnen zu musizieren.
Die Orgel des Organisators, Frank Domakowski ist die Jüngste und stammt aus dem Jahr 2000. Er ist ebenfalls seit Jahren begeisterter Drehorgelspieler und möchte das Erbe der vielen Bünde der Berliner und Freunde Berlins hochhalten, die es früher gegeben hat. Von 180 Verbänden sind nur noch drei übriggeblieben.
Nur noch wenige Betriebe bauen heute noch Drehorgeln. Sie sind im Schwarzwald, der Schweiz und in Österreich angesiedelt. Reparaturen und Wartungen werden noch von mehreren Betrieben durchgeführt. Bei den meisten Drehorgeln wird die Melodie von einem Notenband mit Lochstreifen erzeugt. Die Orgel aus dem Jahr 1920 hingegen ist eine Walzenorgel.

Natürlich stellt sich die Frage, warum auf jeder Drehorgel üblicherweise ein Affe sitzt oder traditionell saß. Früher waren es oft Kriegsversehrte, die mit ihren Drehorgeln durch Berliner Hinterhöfen gezogen sind. Sie machten Musik und ihre Kapuzineräffchen haben das Geld eingesammelt, das die Berliner aus den Fenstern geworfen haben. Bis in die 70er bzw. 80er

Traditionelle Äffchen sind heute aus Stoff

Jahre waren lebende Affen als Begleiter oft mit dabei. Nun sind die lebendigen Begleiter Stofftieren gewichen, die oftmals auch beweglich sind, wie „Herkules“ von Wolfgang Lesse, der mit elf Funktionen, vom Blinzeln übers Hut lüften, die meisten von möglichen Raffinessen drauf hat.
Sehr abwechslungsreich erklangen schließlich die Melodien von den Drehorgeln. Vom Böhmischen Traum war über die Nordseewellen bis zum Bauern mit seinem Gaul Paul viel zu hören.