Dingolfing-Landau
Riesenapplaus auf der Theresienwiese für Elektrikermeister Franz Eibauer

Moosthenninger nimmt sich bei großer Protestaktion die Bundesregierung und die Medien zur Brust

30.01.2024 | Stand 30.01.2024, 5:00 Uhr

Lediglich 10 000 Menschen haben an der Demonstration des Bündnisses «Hand in Hand für unser Land» auf der Theresienwiese teilgenommen, wurde berichtet. Für Eibauer ist klar, dass der Zulauf für das Bündnis von den Medien kleingehalten werden solle. − Foto: Ehsan Monajati/dpa

„Bevor ich explodiere, gehe ich lieber.“ So hat Franz Eibauer eine beeindruckende Rede in München am Theresienplatz beendet. Der Elektrikermeister aus der Gemeinde Moosthenning sprach bei der Großdemonstration von Landwirten, Handwerkern, Gastronomen, Spediteuren und Angestellten. Er ging alles andere als zimperlich mit der Bundesregierung und mit den Medien um.

Seit 8. Januar geht er auf die Straße, am ersten Protesttag der Bauern sagte er zu seinen Angestellten, heute werde nicht gearbeitet, heute werden die Landwirte unterstützt. Als dann in Mamming eine Kundgebung samt Frühschoppen war, stellte er sich nach eigenen Worten erstmals ans Rednerpult und jetzt in München.

Für ihn ist schon lange nichts mehr in Ordnung

„Ich bin selbstständig seit 15 Jahren und daher weiß ich auch, was alles so abläuft im Handwerk, mit welchen Bürokratiehürden wir kämpfen müssen“, begann er auf der Theresienwiese vor einer großen Menschenmenge seine Rede. „Ich finde es traurig, dass die Verbände nichts machen“, kritisierte er, dass nicht genügend auf die Straße gehen. Daher freute er sich, dass er von vielen Handwerkern aus der Region unterstützt wurde.

Für Eibauer ist schon lange nichts mehr in Ordnung in Deutschland. Schon bei Corona habe er gehofft, „dass die Leute aufstehen und sagen, es reicht“. Enttäuscht musste er feststellen: „Da ist aber nichts passiert.“ Dann das Heizungsgesetz. Auch nach der Demonstration, zu der Monika Gruber aufgerufen hatte, sei nichts passiert. Dann haben die Bauern angefangen. „Und ich muss mich wirklich bei den Bauern dafür bedanken, dass sie den Stein ins Rollen gebracht haben. Wir müssen jetzt einfach nur schauen, dass der Ball nicht mehr zum Stehen kommt“, redete der Elektrikermeister Klartext.

Wenn es keinen Widerstand gibt, „garantiere ich euch eines, die nehmen uns nicht das letzte Hemd, die nehmen uns die letzten Unterhosen“. Eibauer erklärte vor zigtausend Menschen, dass er nicht politisch organisiert sei, grenzte sich ebenso von rechts wie von links ab.

Er kann verstehen, wieso die Wirtschaft nicht läuft, weil die Politik einen „Bürokratiewahnsinn“ auf den Mittelstand losgelassen habe. Er erzählte vom Datenschutzgesetz. „Wir müssen jeden Kunden dafür unterschreiben lassen, dass wir die persönlichen Daten von ihm verwenden dürfen“, so Eibauer, und zwar bevor er das erste Angebot verfasst habe.

Bürokratie kostet Geld und viel Zeit

In seinem kleinen Büro musste er umbauen, damit wirklich niemand sehen kann, wer bei ihm Kunde ist. Ebenso gelte es für die Werkstatt. Diese können Kunden nicht mehr betreten, sonst dürfte er nicht mehr die Namen auf das Material draufschreiben und seine Mitarbeiter wüssten nicht, wo es eingebaut werden darf.

„Wir müssen einmal jährlich unsere Mitarbeiter unterweisen“, informiert er. Die reagieren dann so: „Ja, spinnst du schon wieder so wie letztes Jahr? Möchtest du mir erklären, wie man einen Akkuschrauber hält und Maschinen einschaltet?“ Wegen der Trittsicherheit musste er neue, größere Staffeleien kaufen. Die seien aber so schwer, dass sie ein Arbeiter alleine nicht tragen kann.

Er erzählte vom Prüfbuch, von der Überprüfung der Hubwägen und dass er Gesellen, die drei Jahre eine Ausbildung gemacht haben, schriftlich bescheinigen müsse, dass er diese Arbeit könne. „Es fehlt einfach das Maß und Ziel“, kritisierte er.

„Wir müssen etwas tun gegen den ganzen Bürokratenberg“, das sagen seiner Erkenntnis nach immer die Politiker vor der Wahl „und dann tun sie überhaupt nichts“. Gut bei der Menge in München kam an, als er die Mitglieder der Bundesregierung direkt ansprach und ihnen fehlende Kompetenz unterstellte. „Das Bürgergeld ist erhöht worden. Das Bürgergeld bekommen die Leute, die nichts tun. Und zahlen müssen das die Leute, die jede Woche 40 Stunden arbeiten und dann halt wirklich von der Früh bis auf die Nacht buckeln müssen. Denen wird es dann abgezogen, dass es den Leuten reingeschoben wird, die nichts tun“, Eibauer redete sich in Rage. „Ich verstehe jeden Arbeiter, wenn er sagt, wisst ihr was, ich kassiere das Bürgergeld.“

Völlig weg von der Realität seien manche Politiker in Fernsehshows, die mit Summen für Rentner hantieren, die in Wirklichkeit keiner erhalte. Viel wahrscheinlicher sei es, dass dieser Flaschen sammeln oder zur Tafel gehen müsse.

Eibauer: Medien halten Protest künstlich klein

Und zum Schluss nahm er sich noch die Medien vor. Seiner Meinung nach seien die Demos gegen Rechts initiiert, um den Bauernprotest klein zu halten. So wurde von München berichtet, dass es lediglich 10000 Teilnehmer gewesen seien. Eibauer: „Es waren sicher weit über 20000“, sah er von der Bühne herunter. Die Zahl werde falsch wiedergegeben, während die Rechtendemos aufgebauscht würden.

Eibauer ist Mitglied des Bündnisses „Hand in Hand für unser Land“ aus Landwirten, Handwerkern, Gastronomen, Spediteuren und Angestellten und er verspricht, dass der Protest weitergeht. Und zwar solange, bis der „Bürokratiewahnsinn“ sich ändere, bis das Geld im Land bleibe, um „marode Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser“ auf Vordermann zu bringen. Eibauer verspricht: „Wir hören erst auf, wenn dort oben was passiert.“ Um seine Meinung der Heimatzeitung mitzuteilen, stieg er gestern von einem Dach in Simbach und berichtete, dass er „sehr gute Reaktionen“ nach dem Auftritt in München erhalten habe. Er sei „endlich jemand, der die Wahrheit spricht“, freute ihn am meisten.