Dingolfing-Landau
Protest der Landwirte – dieses Mal an der Autobahn

Drei Zufahrten für drei Stunden gesperrt – Auch dieses Mal gibt es viel Verständnis für die Anliegen der Bauern

31.01.2024 | Stand 31.01.2024, 15:00 Uhr

Eine Bulldogkolonne stellte die Abbiegespur zur Autobahn bei Dingolfing-Ost zu. Die Bauern kämpfen für den Weiterbestand ihres Berufes.

An drei Autobahnauffahrten standen am Mittwochvormittag Bulldogs und verhinderten die Zufahrt. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht aufhören“, war der Tenor der Landwirte, die im Protest gegen die Bundesregierung wieder verstärkt Aktionen durchführen wollen.

Wallersdorf-Nord: „Wir sind da, weil wir gegen den Umstand demonstrieren, dass in Deutschland das ganze Geld ins Ausland verschenkt wird“, sagt Matthias Stangl überzeugt. Und: „Bei dem Mittelstand zieht man die Schrauben an, dass man bald nicht mehr leben kann und es sich nicht mehr lohnt zu arbeiten.“ Er befürchtet, dass das Überleben der Landwirte nicht mehr möglich ist. „Auf der einen Seite prophezeit unser Verteidigungsminister in fünf Jahren einen Krieg mit Russland. Auf der anderen Seite macht man die Landwirtschaft kaputt“, so seine Kritik.

Dabei sei der Zusammenhalt wichtig: „Hand in Hand für unser Land.“ Er erklärt auch, dass ein Verein gegründet werden soll. „Das ist in München offiziell bestätigt worden und ich glaube, der ist schon in Bearbeitung“, erklärt er. In diesem Verein soll jeder seinen Platz finden. „Egal ob vom Bauernverband, Logistikverband oder sonst wer.“

Generell habe es keine Probleme in Wallersdorf gegeben. Lediglich seien am Anfang Auto- und Lkw-Fahrer über die Abfahrt entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn aufgefahren. Gebe es dort eine bauliche Trennung, dann hätte es mehrere Geisterfahrer gegeben. Daraufhin habe die Autobahnpolizei interveniert.

Pilsting/Großköllnbach: „Wenn die Klimakleber sich auf die Straße kleben, holen die sich keine Genehmigung. Die machen das einfach. Wir schauen sogar, dass es zu keinen großen Staus kommt“, sagte ein Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, bei der Autobahnauffahrt Pilsting-Großköllnbach.

Ganz könne er dieses Vorgehen des BBV nicht verstehen, schließlich soll es sich bei der Aktion um Protest handeln. Doch dank der Ankündigung und der immer wieder kurzen Öffnungen der Sperrung kam es zu keinen Problemen an der Auffahrt. Die meisten Auto- und vor allem Lastwagenfahrer hatten Verständnis für die Landwirte. Einige zeigten im Vorbeifahren „Daumen hoch“, hupten oder grüßten freundlich.

Nur ein Autofahrer ließ das Seitenfenster hinunter und brüllte: „Ich arbeite und zahle mit meinen Steuern auch euch! Macht die Straße frei!“ Auf eine längere Diskussion mit den Demonstranten wollte sich der Verkehrsteilnehmer dann aber nicht einlassen. Wütend fuhr er davon und suchte sich eine Alternativstrecke.

Dingolfing-Ost: Ein Lastwagen einer Brauerei fährt an der Autobahnauffahrt Dingolfing-Ost vorbei. Viele Hände fordern ihn auf, stehen zu bleiben. Doch außer einem zustimmendem Hupen erhalten die protestierenden Bauern keine Unterstützung. Mit einem großen Aufgebot werden drei Stunden lang die Auffahrten in beide Richtungen gesperrt, die Abfahrten bleiben frei. „Wir dürfen ja nicht mehr“, ärgert sich ein Landwirt aus Gottfrieding. Gerade zu den verkehrsintensiven Zeiten des Schichtwechsels wurde eine Protestaktion nicht erlaubt.

Auch dieses Mal gab es ein gutes Miteinander von Polizei und Bauern. Als die Bauern sich zu einem Pressefoto zusammenstellen, fragt die Polizei nach, ob sie auch dazukommen soll. Es bildeten sich keine Staus, Lastwagen hupten beim Vorbeifahren, Autofahrer zeigten den Daumen. „Einer hat uns den Mittelfinger gezeigt“, erzählen die Bauern, „ansonsten gab es wirklich nichts“, sagen sie.

Am Kuhkreisverkehr in direkter Nähe haben sich noch ein paar Traktoren mit Plakaten postiert, die den Verkehr nicht behinderten. Und ein Plakat, das mit Tempo 30 auf der alten B11 fuhr, bewies, dass die Landwirte sich zeigen, aber nicht die Verkehrsteilnehmer verärgern wollten: „Entschuldigung! Wir kämpfen gerade für das Überleben der heimischen Landwirtschaft und des Mittelstandes.“