Landau
Ludwig Stich ist 70 – er wünscht sich: Gesundheit und mehr Zeit

Seit 50 Jahren kennen ihn viele als Presseberichterstatter – Jetzt gönnt er sich eine kleine Reise

27.01.2024 | Stand 27.01.2024, 5:00 Uhr

Ludwig Stich in seinem Büro. Kamera und Tastatur – schon entsteht ein Artikel für die Landauer Neue Presse. Seit 50 Jahren ist er Presseberichterstatter. Heute feiert er 70. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! − Foto: bn

Zeitungsschreiber schreiben sehr gerne, damit die Leser informiert sind, aber sie mögen es nicht sonderlich, dass über sie geschrieben wird. Doch Ludwig Stich hat keine Chance zu protestieren, er wird am Samstag 70 Jahre alt und er ist seit 50 Jahren Presseberichterstatter. Deshalb steht jetzt ein Bericht über ihn in der Presse.

Natürlich freut er sich, dass er mit seiner Familie und mit Freunden im kleinen Kreise im Bräuhof in Wallersdorf feiern kann. Mit seiner Frau freut er sich auf den Besuch der Tochter, die in Kärnten verheiratet ist und auf die Enkel Jakob und Daniel. Gerade über Privates will der gebürtige Kleegartener nicht allzu viel verraten.

Mit viel Glück kommt er zu seiner Lehrstelle

Er ging in Zeholfing zur Schule, erklärt er mit verträumtem Blick. Die Schule gibt es schon lange nicht mehr. Er sollte Maurer werden, alles war schon ausgemacht. Am letzten Schultag fuhr er mit dem Abschlusszeugnis im Gepäckständer eigentlich ohne großen Plan zur Raiffeisenbank. Dort wurde in kurzer Zeit vereinbart, dass er am nächsten Ersten anfangen kann. Also packte er das Rad, fuhr zum Maurerbetrieb und sagte ab.

Nach sechs Jahren wechselte er zur Teba nach Landau. „Ich hab meinen Beruf gern gemacht“, blickt er zufrieden zurück. „Da bin ich viel geflogen“, erinnert er sich. Als Mitglied der Rechtsabteilung musste er immer wieder zu Gerichtsverhandlungen. Hamburg, Köln, Dortmund – nur manchmal hat er den Flug mit einer Besichtigung der jeweiligen Stadt verbinden können. Reisen ist eines seiner Hobbys, Kenia ist eine Reise, die ihm sofort geläufig ist.

Schreiben für die Presse ist „wie eine Sucht“

„Die Gesundheit könnte besser sein“, ist eigentlich sein einziger Wunsch. Eine Krankheit mit Operation und Reha haben ihn nachdenklich gemacht. Umso mehr ist es ihm wichtig, sein Leben zu genießen.

Also dachte er, es käme ihm und seiner Gesundheit zugute, die Arbeit für die Presse einzuschränken, aber von Vereinen kommen immer wieder Anfragen und es fällt ihm schwer, nein zu sagen. Weil er es immer noch gern macht. „Es ist wie eine Sucht“, sagt er. Also ist er weiter mit Fotoapparat und Block unterwegs.

„Ich war zehn Jahre alt, als ich mir für 27 Mark meinen ersten Fotoapparat gekauft habe“, berichtet er. Der Film war damals noch sehr teuer, ein Abzug habe eine Mark gekostet. Als er zu arbeiten angefangen hat, „gab es in der Bank noch keinen Computer“. Aus dieser Zeit und noch viel früher berichtet er gerne mit seinen historischen Erzählungen, gerade Landwirtschaft und Kirche sind ebenfalls wichtige Themen.

Ebenso das Angeln, mit 22 Jahren wurde er Schriftführer beim Fischereiverein Ettling. „Das war mein Anfang als Reporter.“ Ettling, Oberpöring, später Eichendorf und Umgebung, dann Landau, Mettenhausen, Niederhausen und Rottersdorf waren sein Einzugsgebiet. Zuletzt schränkte er das Gebiet auf Zeholfing ein. Gelegentlich hilft er auch in Wallersdorf noch aus.

Musikalisches Talentist offensichtlich

Seit 50 Jahren gibt es den Männerchor Oberpöring und seitdem ist Ludwig Stich dabei. Ebenso lange spielt er Mundharmonika und trotz seines offensichtlichen musikalischen Talents hat er eine Diatonische eigentlich immer nur mit großer Ehrfurcht angeschaut. Als er bei einem Presseeinsatz sah, dass ein schönes Instrument verkauft werden sollte, schlug er zu und brachte sich die Kunst selber bei. „Eigentlich täglich“ nimmt er seitdem eine Diatonische zur Hand. Es begeistert ihn, welch schöne Klänge und Musik er erzeugen kann. Inzwischen ist er damit fester Bestandteil bei den Seniorennachmittagen. „A bisserl was zurückgeben“, könne er auf diese Art und Weise. „Es macht mir großen Spaß.“

Gern ist er mit dem Motorrad unterwegs

Nein, Bauernhof könne man das elterliche Anwesen mit zehn Tagwerk eigentlich nicht nennen, sagt der Kleegartener. Die Landwirtschaft kennt er, wie man in vielen Geschichten, die er verfasst hat, nachlesen kann. Über Stationen in Oberpöring, Eichendorf und Landau ergab sich die Möglichkeit nach vielen Jahrzehnten, das elterliche Anwesen zu erwerben. Er riss die Gebäude weg und erbaute sich eine Anlage zum Wohlfühlen – mit Biergarten, mit Pool, mit Pavillon und mit einer Garage, in der seine Chopper, eine 800er Suzuki steht. Mit dem Motorrad schlendert er gern gemütlich durch die Landschaft, genießt seine Heimat und das Gefühl.

„Ich bin ein gläubiger Mensch“, stellt er klar. Die Kirchen der Umgebung kennt er nicht nur als Presseberichterstatter. Er glaubt an Gott und hatte doch bei zwei Schicksalsschlägen in der Familie schwer mit ihm zu hadern.

Als Geschenk leistet er sich zum Geburtstag gleich nach der Feier eine kleine schöne Reise und nennt nach langem Nachdenken doch noch einen zweiten Wunsch neben der Gesundheit: „Ein bisserl mehr Zeit.“