Landau
Ein guter Arbeitgeber lebt von seinem Ruf – Auszeichnung für Spedition Niedermaier

Große Herausforderungen stehen bevor

19.09.2023 | Stand 20.09.2023, 10:06 Uhr

Das Ausbildungszertifikat für herausragende Leistungen erhielt Niedermaier Spedition GmbH Landau (von links): Arbeitsvermittlerin Julia Wasl, Teamleiter Maximilian Wicklein, Robert Maier, Geschäftsführer Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen, die Niedermaier-Geschäftsführer Birgit Ach und Gunter Bosch, Doris Schramm, Pressesprecherin Arbeitsagentur und der duale Student Dominik Seidel. − Foto: Nadler

Die Spedition Niedermaier GmbH in Landau hätte am liebsten 50 Auszubildende. Es sind lediglich 15 – und wenn das Unternehmen nicht „herausragendes Engagement“ an den Tag legen würde, dann wären es nur drei, ist der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, Robert Maier, überzeugt und überreichte den Geschäftsführern Birgit Ach und Gunter Bosch ein Zertifikat für besondere Leistungen in der Ausbildung.

„Höchstens ein bis zweimal im Jahr“ werde laut Maier dieses Zertifikat überreicht. „Das bedeutet schon etwas“, stellt er klar. Den Anstoß hat Julia Wasl gegeben. Sie betreut als Arbeitsvermittlerin der Agentur unter anderem die Spedition Niedermaier und sie erzählte einfach so in ihrem Büro, was es denn so alles bei Niedermaier gebe und sofort stieg Kollege Maximilian Wicklein, Teamleitung Arbeitgeberservice, ein und dann war es nicht mehr weit zur Entscheidung, das Landauer Unternehmen auszuzeichnen.

15 Auszubildende in vielen verschiedenen Berufen

Am Montag war es soweit. Birgit Ach berichtete, dass es ihr nicht nur ein Anliegen sei, Auszubildende zu finden, sondern diese so vom Unternehmen zu überzeugen und zu begeistern, dass diese danach auch gerne bei Niedermaier bleiben. Aktuell hat sie Auszubildende in den Berufen Fachlagerist, Fachkraft Lagerlogistiker, Kaufleute Büromanagement, Kaufleute Spedition und Logistik, Berufskraftfahrer, Kfz-Mechatroniker und Lackierer. 15 Stück auf drei Ausbildungsjahre. Gerne würde Birgit Ach wesentlich mehr ausbilden.

„Es wird immer schwieriger“, zeigt sie sich trotz aller Anstrengungen ein bisschen ratlos und trotzdem optimistisch: „Es wird sich wieder drehen.“ Den Optimismus mag Robert Maier nicht so teilen. Bereits seit den Jahren 2008/09 habe man rechnerisch zu wenige junge Leute, die eine Ausbildung suchen. Aktuell sei es etwa so, dass es im Bereich des Agenturbezirks Landshut-Pfarrkirchen 4000 Azubi-Plätze pro Jahr gibt, für die lediglich 2500 Entlassschüler zur Verfügung stehen.

Das kann noch fatale Folgen haben. Dass Niedermaier systemrelevant ist, wusste jeder spätestens, als zu Coronazeiten das Toilettenpapier in den Regalen knapp wurde. Wenn Birgit Ach eine Statistik richtig deutet, werden in den nächsten zwei Jahren 100000 Berufskraftfahrer in Deutschland aufhören. Da der Nachwuchs nicht in diesem Maße nachrückt, werde es vor allem im Inlandsverkehr große Probleme geben, ist Birgit Ach überzeugt.

Berufskraftfahrer hat ganz vielfältige Aufgaben

Die Aufgabe eines Berufskraftfahrers werde oft kräftig unterschätzt, gibt Geschäftsführer Bosch zu bedenken. Ganz wichtig sei der Umgang mit dem Kunden. Dazu müsse der Fahrer vieles wissen zu den Themen Lenkzeiten, Ladungssicherheit, IT-Fähigkeiten sind gefragt, jeder müsse mit Scanner und Tablet umgehen können. Nicht nur in der Ausbildung sind Zeiten in der Werkstatt und im Büro vorgeschrieben, schon um sich die ganzen Sozialvorschriften zu verinnerlichen. „Wie bringe ich was auf den Lkw?“, diese Frage sei oft nicht so einfach zu beantworten, gibt Bosch zu bedenken. Spraydosen zum Beispiel für den dm-Drogeriemarkt zählen ab einer bestimmten Anzahl als Gefahrgut. Vieles sei Basiswissen.

„Wir haben die Tendenz zur Akademisierung, aber heute bewerben wir ausdrücklich die duale Ausbildung“, freut sich Maier. Es gebe sicher Studierte, die hohes Einkommen erhalten, aber das sei inzwischen nicht mehr die Regel. Im Gegenzug gebe es viele Handwerksberufe, „die außergewöhnlich gut verdienen“, so Maier.

Beides müsse sich nicht ausschließen, daher freut sich Birgit Ach, mit Dominik Seidel einen dualen Studenten zu beschäftigen. Dabei wird sie emotional, denn er kümmert sich nicht nur wegen der Auszubildenden und der Werbung um den Sozial-Media-Auftritt. Als Firmenchef Hans Ach beerdigt wurde, gab es ein Hupkonzert der Lkw-Fahrer, das Seidel online stellte und das inzwischen 3,5 Millionen Mal geklickt wurde. Seidel ist gelernter Speditionskaufmann und studiert jetzt BWL. Birgit Ach: „Du brauchst Leute, die sich auskennen.“

Der Lkw-Verkehr ist inzwischen nur noch ein Baustein von mehreren des Unternehmens Niedermaier. So befindet sich das komplette weltweite Lager des Goethe-Instituts in Landau samt der kompletten Lagerlogistik, beeindruckt Birgit Ach ihre Gäste von der Arbeitsagentur.

Noch mehr beeindruckt aber ihr Engagement, mit dem sie versucht, Auszubildende zu bekommen und zu halten. Jetzt wird wieder Bowlen gegangen, eine gemeinsame Teilnahme bei einer Laufveranstaltung sei eine Aktion, die unheimlich zusammenschweiße. Kartfahren, Escape-Room, Praktika oder eine besondere Zusammenarbeit mit der Mittelschule Landau. Aber das Unternehmen lockt nicht mit einem kostenlosen Auto. „Da halte ich nichts davon. Wenn sich herumspricht, dass wir ein guter Arbeitgeber sind, dann ist das mehr wert als ein Auto“, ist ihre Devise. „Nicht nur Geld macht einen Handwerksbetrieb attraktiv“, pflichtet ihr Robert Maier bei.

„Der Bewerbermarkt beschäftigt uns massiv“

„Der Bewerbermarkt beschäftigt uns massiv“, bestätigt Robert Maier, „in Kontakt mit dem Fachkräftemangel“. Nicht nur weil die Entlassschüler immer weniger werden, müsse man das Potenzial bei den Mitarbeitern nutzen, die bisher un- oder angelernt arbeiten. Leider sei es laut Maier so: „Die Bildungsneigung, bei denen, die schon Arbeit haben, ist nicht besonders groß.“

Die Ausbildung an den Berufsschulen kann oft in Dingolfing, manchmal in Passau, Deggendorf oder Plattling stattfinden. „Das ist gut“, sagt Birgit Ach. Die Berufskraftfahrer haben regelmäßig Blockunterricht mit Internat in Memmingen. Dass das eher ein Argument dafür ist, weiß Gunter Bosch aus eigener Erfahrung. Der Niedermaier-Geschäftsführer stammt aus dem Allgäu.