Eichendorf
Virtueller Spatenstich: Kinderhospiz in Eichendorf soll 2023 fertig werden

30.11.2021 | Stand 22.09.2023, 0:53 Uhr

Im Osten von Eichendorf wird schon fleißig gewerkelt: Gestern war der virtuelle Spatenstich des Kinderhospizes "Haus Anna". Im Sommer 2023 soll es fertig werden. −Foto: h2 Projekt GmbH

Sie liebte Musik, vor allem die Band "Creedence Clearwater Revival", sie war immer geschminkt und lackierte gerne ihre Nägel – so war Anna. Ein ganz normaler Teenager, bis auf ihre unheilbare Krankheit: metachromatische Leukodystrophie (MLD). Eine Erkrankung des Nervensystems, bei der der Körper stetig abbaut, wie Mama Karin May-Brandstätter erzählte. "Trotzdem hat sie sehr gerne gelebt", betonte sie.

Kurz nach ihrem 18. Geburtstag hat Anna den Kampf gegen ihre Krankheit verloren und ist gestorben. "Aber sie hat viele Menschen bewegt und berührt", sagte Karin May-Brandstätter stolz. So auch das Stiftungsehepaar von Ambulantes Kinderhospiz München (AKM), Christine und Florian Bronner. "In großer Verneigung vor ihrer Stärke", wie Christine Bronner herausstellte, wird das Kinderhospiz in Eichendorf nach ihr benannt. Gestern war der virtuelle Spatenstich des "Haus Anna".

Acht Einzelzimmer und zwei Familienappartments

"Anna hat mich tief im Herzen berührt, ohne sie gäbe es das Kinderhospiz nicht", sagte Christine Bronner bei der gestrigen Veranstaltung, die wegen der hohen Inzidenz online stattgefunden hat. Nach über zwölf Jahren Planung werde nun ihr "Herzensprojekt" endlich Wirklichkeit, wie sie berichtete. Im Osten von Eichendorf wird schon fleißig gewerkelt. Denn: Im Sommer 2023 soll das "Haus Anna" fertig und im Herbst eröffnet werden. Dann sollen die acht Einzelzimmer und die zwei Familienappartments Platz für schwerkranke Kinder und deren Familien bieten. "Solche Häuser sollen den Betroffenen eine Pause vom Alltag ermöglichen", erklärte Bronner. Das gelinge nur in Kinderhospizen mit entsprechenden Fachkräften. Das "Haus Anna" soll für Familien aus der Region ein Ort der Entlastung werden.

Eine Bedarfsanalyse habe ergeben, dass Eichendorf der ideale Standort für das Kinderhospiz in Niederbayern ist. Das freut natürlich auch Bürgermeister Josef Beham. "Es geht nicht darum, dem Leben mehr
Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben", zitierte der Rathauschef Cicely Saunders, die britische Ärztin, die als Pionierin der Palliativmedizin gilt. Gerade weil die todkranken Kinder leider nicht so viele Tage im Leben haben, sei die Arbeit in der Kinderhospiz so wichtig, wie er betonte. Die ländliche Lage von Eichendorf schenke noch zusätzlich Ruhe in der schwierigen Zeit, die betroffene Familien meistern müssen.

Nicht nur das Gemeindeoberhaupt, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger stehen hinter diesem Projekt, wie Landtagsabgeordnete Dr. Petra Loibl versicherte: "Das wird sehr wertschätzend begleitet." Die Arbeit im Kinderhospiz bezeichnete sie als "Erhöhung der Lebensqualität" der Betroffenen.

Versorgungslücke schließen

"Kinder sind das wertvollste Geschenk, umso trauriger ist es, wenn man herausfindet, dass das eigene Kind krank ist", betonte Landrat Werner Bumeder. Er ist sich sicher, dass im "Haus Anna" die kleinen Patienten bestens medizinisch versorgt, aber auch Trost und Zuneigung erfahren werden. "Leider gibt es oft Lücken in der Versorgung, ihr schließt nun eine solche Lücke", sagte er und wünschte alles Gute für den Bau.

Mit "Haus Anna", das Teil des Gesundheitszentrums in Eichendorf wird, realisiert die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) das erste von insgesamt vier geplanten (teil)stationären Kinderhospizen in Bayern. Damit geht die Stiftung einen wichtigen Schritt, um die Versorgungsstruktur der Kinderhospizarbeit auch in den ländlicheren Regionen Bayerns zu verbessern. Durch Tages-, Nacht- und Wochenendbetreuung der Patienten sowie eine vollstationäre Unterbringung der gesamten Familie wird für eine Entlastung im Alltag gesorgt und ganz nebenbei der verstorbenen Anna gedacht. Christine Bronner erklärte stolz: "Es ist schön, dass sie durch das Kinderhospiz weiterleben kann."