Dingolfing-Landau/Landshut
Viele Pflegekräfte kündigen: Jedes zweite Intensivbett gibt es nicht mehr

Inzidenz liegt bei 675 – Viele Pflegekräfte kündigen – Kaum noch freie Betten in den Krankenhäusern

09.11.2021 | Stand 22.09.2023, 2:18 Uhr

Auch im Klinikum Landshut ging die Zahl der Intensivbetten zurück. Im ganzen Rettungszweckverband, zu dem auch Dingolfing-Landau zählt, werden 64 Betten nicht mehr belegt. −Foto: Archiv Grießer

"Eine sehr besorgniserregende Entwicklung" hat Landrat Werner Bumeder am Montag in der Sitzung des Pflege-, Sozial- und Heimausschusses die explodierenden Coronazahlen im Landkreis Dingolfing-Landau genannt. Am Montag lag der Inzidenzwert bei 675.

Dass Dingolfing-Landau damit nicht mehr unter den zehn schlimmsten Landkreisen in Deutschland liegt, ist nur ein schwacher Trost. "Der Trend geht leider steil nach oben", informierte er und erinnerte, dass der Landkreis zum Rettungszweckverband Landshut gehört und dass man hier weit über der 80-prozentigen Auslastung liege, die für die Corona-Ampel und eine Verschärfung der Maßnahmen maßgeblich sei.

Er erklärte, dass im Rettungszweckverband etwa ein Drittel der Intensivpatienten wegen Corona eingeliefert werden, auf der Normalstation seien es sogar etwa die Hälfte. Dieser Unterschied erkläre sich laut Landrat dadurch, dass die meisten Corona-Intensivpatienten aus dem Landkreis in Deggendorf behandelt werden.

Kapazitäten seien ausgeschöpft

Die Kapazitäten seien ausgeschöpft und tatsächlich meldete das DIVI-Intensivregister gestern nur noch ganz wenige freie Plätze. Im Landkreis Landshut sind alle Intensivbetten belegt, in der Stadt Landshut waren zwei frei, im Landkreis Dingolfing-Landau eines und im Landkreis Deggendorf waren es am Montag zwei. Die Quote der Coronapatienten bei diesen Betten belegt die Aussage des Landrats nur ansatzweise. Während im Landkreis Landshut jedes dritte Intensivbett von einem Coronapatienten belegt ist, sind es in der Stadt Landshut 26 Prozent, im Landkreis Deggendorf 24 Prozent und in Dingolfing-Landau gibt es keine. Somit werden im Zweckverband elf Corona-Intensivpatienten behandelt.

Kreisrat Anton Reicheneder wollte wissen, ob die Pflegepersonalsituation im Landkreis ähnlich schlimm sei wie beispielsweise im Krankenhaus Landshut-Achdorf, wo 20 Prozent der Mitarbeiter gekündigt haben sollen. "Vergleichbar mit dem Abgang in Landshut ist es nicht", antwortete der Landrat, aber es gebe auch in Dingolfing-Landau Kündigungen.

Enormer Rückgang von Intensivbetten

Im Rettungszweckverband Landshut gibt es einen enormen Rückgang von Intensivbetten in den Krankenhäusern seit Beginn der Pandemie. Laut dem Archiv des DIVI gab es in der Stadt Landshut am 7. Oktober 2020 insgesamt 78 Intensivbetten, im Landkreis Landshut waren es 10. Gestern meldete das Institut 35 bzw. 6 Intensivbetten – ein Rückgang um 47 Betten auf 13 Monate. Hinzu kommt, dass es im Landkreis Dingolfing-Landau 25 Betten gab, jetzt sind es noch 8. Das führt dazu, dass sich in diesem Zeitraum dieser maßgebliche Faktor für die Corona-Ampel massiv verändert hat. Die Intensivbetten wurden im Zweckverband um 64 Betten reduziert – weit mehr als jedes zweite Bett wird nicht mehr belegt.

Bumeder bestätigt: "Wir könnten mehr Intensivbetten zur Verfügung stellen, aber der begrenzende Faktor ist das Personal." Der Landrat könne zum Teil die Mitarbeiter verstehen, die gekündigt haben. "Die Überlastung des Pflegepersonals und auch des ärztlichen Personals geht seit langer Zeit an die Grenzen", ist sich Bumeder sicher und daher ist er froh, dass man im Landkreis eine "stabile Personaldecke" habe, "wobei natürlich Luft nach oben wäre".

So aber müssen die Menschen im Landkreis wieder mit Einschränkungen leben. Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern müssen jetzt die 3G-Regel umsetzen. "Das ist auch im Landratsamt ein Thema", berichtete der Landrat. "Wir setzen das um mit Testangeboten für diejenigen, die nicht geimpft sind", so Bumeder. Seiner Aussage zufolge sind Vereinsveranstaltungen, in denen satzungsmäßige Wahlen vorgesehen sind, nicht mehr durchführbar. Eine Verschärfung wurde jedoch falsch veröffentlicht. So genüge es seinen Worten zufolge, dass Kinder unter 17 Jahren im Bus eine medizinische Maske tragen, hier ist keine FFP2-Maske vorgeschrieben.