Landau/Usterling
Der Wachsende Felsen bleibt in guten Händen

Seit 1998 kümmerte sich Josef Scheuerer um die Pflege des Naturdenkmals – Nachfolger ist Hans Fischer

12.07.2022 | Stand 22.09.2023, 1:12 Uhr

Der Wachsende Felsen ist ein Naturdenkmal, das die Menschen anzieht, berührt und manche spüren eine besondere Kraft. Die Pflege des Felsens übernahm seit 1998 Josef Scheuerer (vorne, links), sein Nachfolger ist Johann Fischer (daneben). Dafür dankten Sachgebietsleiter Anton Knöckl (hinten, von links), Landrat Werner Bumeder und Bürgermeister Matthias Kohlmayer. −Foto: Nadler

"Er hätt‘ sich gern schon eher melden können." Das sagte am Dienstag Josef Scheuerer vor dem Wachsenden Felsen über Johann Fischer, der ab sofort seine Aufgaben als Wächter des Naturdenkmals übernehmen wird. Scheuerer steckte seit 1998 nicht nur jede Menge Energie und Herzblut in die Pflege, sondern auch ganz viel Zeit.

"Die Eichkatzerl legen immer wieder Nüsse in die Rinne", glaubt der Nachfolger. "Des sind vor allem Eichelhäher", weiß sein Vorgänger. Beide sind froh, dass der Sachgebietsleiter am Landratsamt, Anton Knöckl, eine neue Leiter mitgebracht hat. Mit der kommt der Wächter in die Rinne und kann sie reinigen. "Du hast immer geschaut, dass die Rinne in Betrieb ist und dass Wasser auf den Felsen läuft", nannte am Dienstag Landrat Werner Bumeder eine wichtige Aufgabe von Josef Scheuerer.

2001 kam der Wachsende Felsen in den Besitz des Landkreises und irgendwie bekam man damit auch Josef Scheuerer, denn der kümmerte sich damals schon seit drei Jahren um das Denkmal von Usterling. Der Wachsende Felsen gehört zu "Bayerns 100 schönsten Geotopen" laut einem Gütesiegel des Umweltministeriums. Der Felsen ist fast 40 Meter lang und lediglich 70 bis 120 Zentimeter breit. An der höchsten Stelle ist er fünf Meter hoch. Oben entlang in einer Rinne fließt immer Wasser aus einer sehr kalkhaltigen Quelle.

Die Wasserrinne des Felsens braucht Pflege

Durch die Verkrustung der Moose mit dem Kalk entsteht Moostuff und mit den vorhandenen Blaualgen wurde dieser Tuff wasserundurchlässig. Dass der Tuffdamm des Usterlinger Felsens solche Formen annehmen konnte, ist auch der Fürsorge der Menschen zuzuschreiben, berichtet die Untere Naturschutzbehörde. Diese Aufgabe übernahm seit 1998 Josef Scheuerer.

"Der Wachsende Felsen ist schon was Besonderes, den man weit über den Landkreis hinaus kennt", ist Landrat Bumeder überzeugt. Als Radfahrer komme er öfter vorbei und da komme es nur äußerst selten vor, dass niemand beim Felsen ist. Auch beim offiziellen Termin zum Wechsel des Wächters kommt eine Frau vorbei, die den Felsen besucht.

Angeblich helfe das Wasser, die Augen zu heilen. Bei der Kircheneinweihung von Zulling habe jemand dem Landrat erzählt, dass man einen Besuch jedem Politiker nahelegen sollte, damit ihnen die Augen aufgingen. Bumeder könne verstehen, dass der Felsen bewundert wird und manche ihm eine Wirkung nachsagen. Ganze Esoterikgruppen kommen laut Sepp Scheuerer nach Usterling.

"Es gibt Leute, die hier meditieren", weiß Hans Fischer, der sich nicht nur um den Felsen, sondern auch um die Kapelle kümmert.

Die Beziehung mit seiner Frau sei ihm am wichtigsten, sagt er, jetzt aber habe er eine "Dreiecksbeziehung". Er selbst sei der Johannes, der Wachsende Felsen sei als "Johannisfelsen" bekannt und die Kapelle sei eine Johannes-Kapelle. Fischer brauche nur die Anhöhe herunterrutschen, dann sei er beim Felsen. Bis Februar war er Kommandant in Usterling. "Ich bin mit dem Felsen aufgewachsen", sagt er. Ob er eine Wirkung hat, vermag er nicht zu sagen. Er sei mit seinem Leben sehr zufrieden, also könne er zumindest nicht das schlechteste sein. Ringsherum der Wald ist zudem in seinem Besitz, so dass die neue Aufgabe sich angeboten habe. "Ich werde nach dem Rechten sehen", verspricht er und fügt schelmisch hinzu "und auch nach dem Linken".

"Er ist der richtige Mann dafür"

Landrat Bumeder ist überzeugt: "Wir haben den Richtigen gefunden." Scheuerer gibt seine Aufgabe beruhigt ab: "Er ist der richtige Mann dafür. Schön ist, dass er aus Usterling ist. Er hat mir wohl schon oft zugeschaut. Er hätt’ sich gern schon eher melden können." Scheuerer hat gerne die anfallenden Aufgaben immer gleich selber erledigt oder seinen Enkel dazu verpflichtet. Nur selten nahm er die Hilfe des Landauer Bauhofs oder der Vertreter des Landkreises an. Aktuell hatte er angemahnt, dass fünf Treppenstufen ausgetauscht werden müssen. "Die macht ein Landschaftsgärtner, sie werden eichern und kantig", glaubt Sachgebietsleiter Knöckl an einen schnellen Vollzug.

"Du hast ungemein viel ehrenamtlich geleistet", bedankte sich Bumeder beim scheidenden Felsenwächter Scheuerer, überreichte ein Landkreisbuch, in dem auch der Wachsende Felsen ein Kapitel bekommen hat, sowie eine Flasche Wein. "Geschenke können nicht ausgleichen, was hier geleistet wurde", ist der Landrat überzeugt. Auch Landaus Bürgermeister Matthias Kohlmayer weiß um die viele Zeit, die Scheuerer in den Touristenmagneten investiert hat: "Herzlichen Dank." Er überreichte ebenfalls Geschenke.