Plattling
So arbeitet eine Hausarztpraxis im Coronamodus

24.03.2020 | Stand 21.09.2023, 3:04 Uhr
Hannelore Summer

Mit Mundschutz und hinter einer improvisierten Plexiglasscheibe arbeiten die Damen an der Theke der Gemeinschaftspraxis – Corona stellt das gesamte Team vor ungekannte Herausforderungen. −Foto: Einhellig

"Es war der Wahnsinn!" Dr. Marion Einhellig fährt von ihrer Plattlinger Praxis nach Hause. Sie hat die Freisprechanlage ihres Telefons eingeschaltet und erzählt, wie es ihr als Hausärztin gerade geht. Eine extrem lange Influenza-Saison geht zu Ende. Nun hätte sie gehofft, dass es ruhiger wird in der Praxis und "die Mädels" und die Ärzte Dr. Jörg Wiesenberger, Valentina Herdt und sie etwas durchschnaufen können. Stattdessen Krisensitzung: Wie schafft es die Praxis, Patienten zu behandeln, zu unterstützen und zu testen, ohne die Mitarbeiter und ihre Familien sowie andere Patienten, die in die Praxis kommen, zu gefährden? Wichtig sei es, den Abstand zwischen den Menschen so groß wie möglich und die Patienten-Patienten-Kontakte sowie Patient-Arzt-Kontakte so gering wie möglich zu halten, so Einhellig. Damit sich ja keiner mit dem Coronavirus anstecken kann.

Schutzkleidung ist kaum mehr zu bekommen, alles ausverkauft. Am Donnerstag waren Dr. Einhellig und Dr. Wiesenberger noch im Baumarkt – so lange es halt noch ging. Sie haben Plexiglas und Holzlatten, um daraus einen Schutz für die Mitarbeiterinnen an der Theke aufzubauen, sowie Brillen und Ganzkörperanzüge gekauft. Viel war es nicht, was sie ergattern konnte. Nun hofft Einhellig auf eine Lieferung über die Katastrophenschutzstelle des Landratsamtes. Auch die Kassenärztliche Vereinigung hat ihre Hilfe zugesagt.

Aktuell dürfen nur noch zwei Patienten gleichzeitig in die Praxis, das Wartezimmer ist auf die Straße verlegt, hier sollen die Patienten Abstand halten. Alles ist der Coronakrise untergeordnet. Denn keiner weiß, wer infiziert ist. Von 8 bis 10 Uhr ist in der Praxis "normale" Sprechstunde. Auch da tragen die Mitarbeiter Mundschutz und Handschuhe, ständig wird desinfiziert. Ab 10 Uhr stellt die Praxis dann auf Infektionssprechstunde um. Dr. Jörg Wiesenberger schlüpft in den Ganzkörperschutzanzug und testet in einem eigenen Raum Patienten auf das Virus. Nicht jeder wird getestet – nur Patienten, deren Symptome eine Coronainfektion vermuten lassen, oder die Kontakt zu positiv getesteten Personen hatten oder die in einem Risikogebiet unterwegs waren. Viele Fragen bleiben offen: Was passiert, wenn die Schutzkleidung ausbleibt? Wie können die Hausärzte Coronapatienten mit milden Symptomen begleiten, wenn sie keine Hausbesuche machen können, weil die notwendige Schutzkleidung fehlt?
Mehr dazu lesen Sie am Mittwoch, 25. März, in Ihrer PZ.