Osterhofen
Bauausschuss fordert Tiefgarage für Senioren-Wohnen

131 Anwohner hatten dies mit Unterschriften gefordert – Firma Erl-Bau: Entwurf muss umgeplant werden

17.02.2021 | Stand 19.09.2023, 6:55 Uhr

Mehrere Gebäude für betreutes und barrierefreies Wohnen sind an der Piechlerstraße geplant. Doch weil dort weitere Parkplatzprobleme erwartet werden, fordert der Bauausschuss nun die Planung einer Tiefgarage für das Projekt. Damit, so die Baufirma Erl-Bau, muss umgeplant werden. Die Gebäude werden dann anders aussehen als in diesem Entwurf. –Visualisierung: Erl-Bau

Die Parksituation ist der Knackpunkt: Die Firma Erl-Bau will mehrere Gebäude für betreutes und barrierefreies Wohnen sowie Tagespflege neben dem bestehenden BRK-Seniorenheim in Osterhofen (Lkr. Deggendorf) errichten. Dazu diskutierte der Bauausschuss in seiner Sitzung am Dienstag eingegangene Anregungen und Bedenken von Bürgern und Fachstellen. Letztendlich bestimmte das Gremium mit einer Gegenstimme, dass für das Projekt eine Tiefgarage vorgesehen werden muss.

131 Unterschriften von Anwohnern wurden zu diesem Thema bei der Stadtverwaltung abgegeben – leider ohne Nennung eines Verantwortlichen, berichtete Bürgermeisterin Liane Sedlmeier. Dennoch wolle man die Stellungnahme ernst nehmen: Die Anwohner befürchten Probleme mit parkenden Autos und kritisieren die derzeitige Situation am BRK-Heim. "Wir befürworten das Bauprojekt ausschließlich in Verbindung mit dem Bau einer Tiefgarage", schreiben sie. Nur so ließen sich Probleme mit zugeparkten Straßen, Einfahrten und Gehwegen verhindern.

Ein weiterer Anwohner beziffert dies in seiner eigenen Stellungnahme genauer: Bereits jetzt parkte die Mehrzahl der Mitarbeiter des BRK-Heims in der Piechlerstraße, 14 Autos habe er an einem Tag gezählt. Die geplanten neun zusätzlichen Stellplätze reichten da nicht aus. Gefährlich sei dies auch für die Grundschüler, die hier zur Bushaltestelle kommen. Und: Die Wohnanlage in der Nelkenstraße habe ebenfalls eine Tiefgarage – da könne das Grundwasser auch in der Piechlerstraße kein Hindernis sein.

Dies stimmt, führte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier aus: Die im Stadtrat befürchteten Probleme mit dem Grundwasser seien eine Fehlaussage gewesen.

Alois Erl, Seniorchef des Projektträgers Erl-Bau, war eigens zur Bauausschusssitzung gekommen. Er nannte die Forderungen der Anwohner "verständlich", wehrte sich aber gegen eine Tiefgarage: Aus seiner Erfahrung wisse er, "dass sie nicht angenommen wird und dass wir sie nicht brauchen". 0,6 Stellplätze je Wohnung seien völlig ausreichend.

Dazu erläuterte Sabine Altmann vom Bauamt, dass bei Gebäuden mit Altenwohnungen gesetzlich 0,2 Stellplätze je Wohnung gefordert seien. Im Bebauungsplan sei ein Stellplatz je Wohnung festgelegt, dazu ein Stellplatz für je zwölf Plätze der Tagespflege.

Alois Erl argumentierte weiter, Mieter im Seniorenalter würden Tiefgaragen nicht gut annehmen, diese stünden zur Hälfte leer. Zudem benötige man eine große Fahrbahnbereite und sehr breite Stellplätze. Auch bezweifele er, dass eine Tiefgarage die Piechlerstraße entlasten werde.

Dazu kommt, dass im Falle einer Tiefgarage die Gebäude anders angeordnet werden müssen. Denn falls man die Tiefgarage unterirdisch zwischen den Gebäuden baut, dann könnten darüber keine Bäume gepflanzt und somit die vorgeschriebene Begrünung nicht erreicht werden. Baue man die Tiefgarage unter die Gebäude, dann würden sich die Höhenverhältnisse ändern. Zudem müsse man beachten, dass unter der Tagespflege das Pflegebad sowie ein Gemeinschaftsraum vorgesehen sei. Stadtrat Franz Groh schlug deshalb vor, die Tiefgarage unter den anderen Gebäudeflügel mit den Wohnungen für "betreutes Wohnen" zu errichten.

Uwe Sinzger, Projektentwickler der Firma Erl-Bau, erläuterte, er habe mittlerweile einige Unterzeichner der Stellungnahme besucht und sie über das Bauvorhaben sowie die geplanten Stellplätze informiert. Die Gespräche seien positiv verlaufen.

Die Bauausschussmitglieder hatten jedoch viele Argumente für eine Tiefgarage: Mit mehr als 100 Parkplätzen habe das Projekt momentan die Aufenthaltsqualität eines Großparkplatzes, nicht eines Wohnquartiers, meinte Thomas Etschmann. Mit einer Tiefgarage steige die Chance, den Grünflächenanteil zu erhöhen. Auch für Kurt Erndl ist die Grünanlage zu gering für die Größe des Bauvorhabens.

Xaver Eckl sieht in einer Tiefgarage die Chance, an der Oberfläche mehr Freiraum zu schaffen und nicht alles zuzuparken. Und auch Alfons Kastenmeier meinte, eine Tiefgarage könnte die Parksituation entschärfen. Franz Groh merkte an, in Plattling wäre eine Tiefgarage für solch ein Projekt "eine Selbstverständlichkeit".

Neben der Parksituation gab es weitere Einwendungen zum Bebauungsplan: Rosemarie Kagerbauer kritisiert als Behindertenbeauftragte, dass Rasengittersteine für Rollstuhlfahrer, Rollatorfahrer und Gehbehinderte ein Hindernis darstellen. Diese sollen lediglich auf den Stellplätzen ausgelegt werden, um sickerfähige Oberflächen zu erhalten, erläuterte Sabine Altmann vom Bauamt. Die weitere Anregung der Behindertenbeauftragten, den Bürgersteig Richtung Stadtplatz entlang der Mühlhamer Straße zu verändern, damit er von Rollstuhlfahrern und Rollatorfahrern genutzt werden kann, will die Stadt aufgreifen: Dazu wird es mit Rosemarie Kagerbauer vor Ort eine Besichtigung geben.

Aber auch grundsätzlich äußerte die Behindertenbeauftragte Kritik: Ein barrierefreies Bauvorhaben in Altenmarkt lehnte der Stadtrat ab, weil es überdimensioniert sei. An der Piechlerstraße werde dies nun – noch größer – genehmigt mit denselben Gegebenheiten: kein Bürgersteig, keine Einkaufsmöglichkeiten, mehr Verkehrsaufkommen und parkende Autos, so Kagerbauer.

Auch seitens der Fachstellen waren einige Stellungnahmen zu dem Bebauungsplan eingegangen. Sabine Altmann vom Bauamt stellte die wichtigsten vor: Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt kritisierte die geplanten Pflanzmaßnahmen als "nicht ausreichend", insbesondere entlang der Erschließungsstraßen im Westen, aber auch im Norden sollten sie verdichtet werden. Dies sei im Hinblick auf die massive und hohe Bebauung erforderlich. Auch seien Baumpflanzungen nahe der Baugrenzen festgesetzt, wo den Bäumen keine ausreichende Entwickungsmöglichkeit gegeben werde. Nun sollen die Pflanzmaßnahmen im Westen ergänzt werden, zur Verdichtung der Eingrünung will man heimische, standortgerechte Sträucher in die Pflanzliste aufnehmen. Auch werde die Lage angepasst, so dass ausreichend Entwicklungsmöglichkeit gegeben sei.

Die Kreisstraßenverwaltung fordert, dass bei den Stellplätzen, den Garagen und den zu pflanzenden Bäumen das Sichtdreieck der Zufahrt zum bestehenden BRK-Seniorenheim freigehalten werden muss. Dies wird in den Festsetzungen zum Bebauungsplan aufgenommen.

In der Abstimmung konnten letztlich nur zwei Mitglieder des Bauausschusses den vorliegenden Entwurf des Bebauungsplans befürworten. Mit einer Gegenstimme sprach sich das Gremium für den Bau einer Tiefgarage aus. Dazu, so Alois Erl und Uwe Sinzger von Erl-Bau, müssten die Planungen für die Gebäude überarbeitet und wohl auch die Höhen verändert werden.

Bereits vor dieser Diskussion hatte der Bauausschuss eine Formalie erledigt: Der alte Bebauungsplan "Pödingerfeld", der ursprünglich dieses Areal betroffen hat, wurde einstimmig aufgehoben. Bei der vorhergehenden öffentlichen Auslegung und Beteiligung der Fachstellen waren keine Bedenken oder Anregungen vorgebracht worden.

WOHNANLAGE63 Wohneinheiten für "Betreutes Wohnen" sowie Tagespflege sind bei diesem Projekt der Firma Erl-Bau in einem Gebäude vorgesehen, daneben sollen zwei Gebäude mit je 24 Wohneinheiten für "barrierefreies Wohnen" entstehen. So wurde die Planung Mitte Dezember im Stadtrat vorgestellt. Für das "betreute Wohnen" sind acht Garagen, drei Carports und 52 Stellplätze, für das "barrierefreie Wohnen" 53 Stellplätze und elf Garagen geplant. Neun zusätzliche Stellplätze sollen für das bestehende BRK-Seniorenheim errichtet werden und drei Stellplätze für Tagespflege.

− gs