Moos
Auf dem Sommerfest summt es wieder

17.08.2022 | Stand 20.09.2023, 5:17 Uhr

In einem ökumenischen Gottesdienst haben der evangelische Pfarrer Klaus Ulrich Bomhard und der katholische Dekan Heinrich Blömecke die Fahne gesegnet. Josef Weikl hat die Fahne, Silvia Menacher-Gold die Standarte gehalten, die der Bienenzuchtverein Plattling renovieren haben lassen.

Alte Motive auf neuen Tüchern, Tradition in neuem Glanz, ein Zeichen gelebter Gemeinschaft. Der Bienenzuchtverein Plattling und die Züchtergruppe, die im Königswald bei Ottmaring die Belegstelle für Bienenköniginnen der Carnica-Bienenrasse betreibt, hatten zum Sommerfest mit ökumenischem Festgottesdienst und Fahnenweihe an den Lehrbienenstand im Infohaus Isarmündung im Moos-Maxmühle eingeladen.

Vorsitzender Rochus Gold trug im Gottesdienst die Fürbitten vor. In seiner Ansprache nach dem Gottesdienst blickte Gold 142 Jahre zurück: 1880 haben wohlhabende und geachtete Plattlinger Bürger, unter ihnen der Brauereibesitzer Leipold, Gärtnereibesitzer Schmidt und Mühlenbesitzer Hauser, den Bienenzuchtverein gegründet. Zwei Jahre später konnten sie es sich leisten, die wertvolle Fahne und eine Standarte anfertigen zu lassen. In alten Zeitungsberichten hat Gold gelesen, dass die Imker schon immer gerne und viel gefeiert haben. Die Fahnenweihe am 23. Juli 1882 beispielsweise hat bereits um 5 Uhr morgens begonnen.

Über zwei Jahre haben die Corona-Maßnahmen das Vereinsleben sehr eingeschränkt. 2020 wollten die Imker aus Plattling und Umgebung ihr 140. Vereinsjubiläum feiern. Das Fest, Fortbildungen und Imkertreffen sind ausgefallen. Am Feiertag Mariä Himmelfahrt freuten sich die Vereinsmitglieder, dass die langjährige Tradition wieder auflebte, und Gäste aus nah und fern zum Imkerschmatz und zu Speis und Trank zusammenkamen.

Zum Vereinsjubiläum hatte der Verein die beiden Fahnen aus dem Jahre 1882 renovieren lassen. Eine Fachfirma hatte in Hand- und Maschinenarbeit das Ölgemälde des heiligen Ambrosius, Goldstickereien, Schriften und Pflanzenmotive der alten, zerflederten Fahne auf den cremefarbenen Fahnenstoff übertragen.

In einem ökumenischen Gottesdienst haben die Pfarrer Heinrich Blömecke aus Moos und Klaus Ulrich Bomhard, evangelischer Pfarrer aus Deggendorf, Gottes Segen erbeten für die Fahnen, die für die Gemeinschaft der Imker, ihre Arbeit und das Netzwerk des Lebens in der Natur stehen. Der Kirchenchor Moos und die Mooser Blosn, unter Leitung von Hans Jäger, gaben dem Gottesdienst eine feierliche Note.

"Leben braucht Gemeinschaft, die sich für die Schöpfung Gottes einsetzt und den Menschen ihre Schönheit nahebringt", sagte Blömecke. Zum Lobe Gottes und als Lebensgrundlage für uns Menschen. Wie ein roter Faden zog sich das Motiv Schöpfungsverantwortung und -spiritualität durch den Gottesdienst. Durch ihre Sorge für und um die Bienen sind die Imker mit der Schöpfung verbunden. Sie erklären das Zusammenleben der Bienen im Volk und in der Natur.

Ein Zusammenspiel, das von der Erde in den Himmel deutet. In der Osternacht leuchtet die Osterkerze aus Bienenwachs in der Finsternis. Eine Finsternis aus Krieg, Hunger, Klimawandel. Das Licht gebe Kraft, nicht zu resignieren und sich einzumischen.

"Wir können nicht mehr warten, wir brauchen jetzt eine Allianz von Menschen guten Willens, die sich für die Schöpfung einsetzen", mahnte Blömecke. Eine lange Expedition des Forschungsschiffs "Polarstern" zum Nordpol habe gezeigt, wie dramatisch die Erderwärmung das Leben auf der Erde gefährdet.

Aus der langen Geschichte heraus hat Vorsitzender Rochus Gold für den Verein drei Werte abgeleitet: Tradition, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft. Sich der Tradition bewusst sein, aber sie zeitgemäß leben und weiterentwickeln, Nachhaltigkeit im sorgsamen Umgang mit Bienen und Natur. "Wir haben nur diesen Planeten", sagte Gold, "deswegen müssen wir schauen, dass wir ihn erhalten."

Spritzmittel, die den Landwirten die Arbeit erleichtern, schädigen das filigrane System der Sinnesorgane der Biene sehr. Gerade deswegen sei es auch wichtig, den Dialog mit den Landwirten zu pflegen und gute Lösungen für die Bienen und die Natur zu finden. Gemeinschaft zeige sich beispielsweise auch darin, dass die Vereinsmitglieder es schaffen, das Imkersommerfest mit all seinen kleinen und großen Arbeiten auszurichten.

Im Jahr 1895 hatte der Bienenzuchtverein bereits 30 Mitglieder. Auch Otto Kötterl, der Vorsitzende des Bezirksverbands Imker Niederbayern, hatte recherchiert. Der Bezirksverband wurde bereits am 22. Juni 1870 in Straubing zur "Hebung und Verbreitung der Bienenzucht" gegründet. Die Chronik zum 25. Jubiläum verzeichnete auch den Bienenzuchtverein Plattling. Kötterl betrachtete das große Netzwerk in der Natur und in der Imkerschaft.

Eine wichtige Person sah er in Theo Günthner, der als Zuchtobmann seine Fäden in ganz Europa ausspannt, um die Carnica-Biene zu fördern. Eine Bienenrasse, die in den Hügeln Sloweniens und Kärntens zu Hause war. Weil sie so sanftmütig und fleißig ist, mögen Imker die Art gerne. Insbesondere von Anfängern sowie Haus- und Gartenimkern in ganz Europa wird die Biene geschätzt. Theo Günthner hat die Belegstelle im Königswald, eine der vier Carnica-Belegstellen in Niederbayern, mitgegründet. Am Infozentrum Langenisarhofen seien ideale Bedingungen, Personen die Carnica-Biene nahe zu bringen und eben auch das Fest zu feiern.

Die Bildungsarbeit des Bienenzuchtvereins Plattling sei vorbildlich, sagte stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Imker Deggendorf Sylvia Wollensak, denn "nicht nur die Bildungsarbeit und die Zuchtarbeit, eigentlich alle Aktivitäten des Vereins zeigen, dass es da Menschen gibt, die bereit sind, Zeit für eine Gemeinschaftsaufgabe zu opfern." Dazu gratulierte sie dem Bienenzuchtverein. Es waren keine leichten Zeiten für die Vereine, der Gemeinschaftssinn sei auf die Probe gestellt worden. "Nehmen wir uns ein Beispiel an unseren Bienen", so Wollensak, "sehen wir mehr, was uns vereint, als das, was uns trennt. Besinnen wir uns auf unsere gemeinsamen Interessen, halten wir zusammen."

Es sei eine Leistung, so lange durchzuhalten, sagte der stellvertretende Bürgermeister Franz Geisberger. Als der Verein gegründet wurde, war Plattling noch eine Marktgemeinde. Vieles habe sich verändert, der Verein habe leichte und schwerere Zeiten überstanden. Doch eines war immer gleich: Die Imker produzieren ein wertvolles Lebensmittel, fast so wichtig wie Wasser, und durch die Bestäubungsleistung der Bienen sehr viele andere Früchte.

Eigentlich hätte Landrat Bernd Sibler als Hausherr ein Grußwort gesprochen, doch eine Veranstaltung in Bernried hatte ihn aufgehalten. Er sagte, Mariä Himmelfahrt sei ein guter Tag für das Imkerfest, denn ohne die Bienen gäbe es auch die Kräuter nicht, die an diesem Tag als heilkräftige Sträuße gebunden und geweiht werden.

Auf dem Fest gab es noch viel Gelegenheit, sich auszutauschen. Die Züchter, die 6700 Königinnen auf die Belegstelle gebracht hatten, zeigten sich sehr zufrieden mit der Begattung. Von Mai bis Ende Juli stellen die Züchter der Züchtergruppe speziell ausgewählte Völker auf die Belegstelle, deren Drohnen den Königinnen im Hochzeitsflug ihre Spermien übergeben.

Viele der Imker waren sehr zufrieden mit dem Honigertrag, nun sorgen sie dafür, dass ihre Völker mit möglichst wenig Varroamilben und gut aufgefüttert in die Winterpause gehen können.

− hs