Deggendorf
Schulen und Kitas bleiben zu – Inzidenz zu hoch

Initiative für inzidenzwertunabhängige Öffnung übergibt Leinwand von der Demo am Samstag an Landrat Bernreiter

18.03.2021 | Stand 22.09.2023, 3:01 Uhr

Die Blumen stehen für die Teilnehmer der Demo: Antonia Hopf übergab die Leinwand mit den aufgemalten Blumen an Landrat Christian Bernreiter. −Foto: Trs

Die Hoffnung auf offene Schulen und Kitas in der kommenden Woche hat sich bereits am Donnerstagvormittag zerschlagen. 29 neue Corona-Fälle schon bis um 10 Uhr werden den für die Schulen maßgeblichen Freitags-Inzidenzwert nicht unter die Grenze von 100 sinken lassen. Um 16 Uhr meldete das Landratsamt dann sogar 30 neue Fälle ans RKI, woraus sich für Freitag eine Inzidenz von 115,5 errechnet. Für eine inzidenzwertunabhängige Öffnung der Schulen und Kitas tritt Antonia Hopf ein und hatte dafür am vergangenen Samstag eine Demonstration am Oberen Stadtplatz organisiert. Am Donnerstagvormittag überreichte sie Landrat Christian Bernreiter eine Leinwand, auf der sich die Demo-Teilnehmer mit aufgemalten Blumen verewigt hatten.

"Wir für unsere Kinder", steht auf dem Plakat, das Hopf dem Landrat übergab. "Wir wollen Sie daran erinnern, dass Sie auch unser Sprachrohr sind", sagte sie. Nach ihren Angaben sind 155 Blumen auf der Leinwand.

Hopf berichtete vom Unmut und vom Unverständnis vieler Eltern über die Schließung und von der Besorgnis vor den Folgen der Ungleichbehandlung von Kindern in Landkreisen mit hoher Inzidenz im Vergleich zu Kreisen mit niedriger oder außerhalb Bayerns. Sie erneuerte auch die Frage nach der Priorität, wenn gleichzeitig beispielsweise Baumärkte öffnen dürfen. "Schulen könnten bestens die Abstände einhalten. Es gibt gute Konzepte", argumentierte sie. Hopf wies den Landrat auch auf die zunehmende Zahl von psychischen Problemen und Entwicklungsstörungen bei Kindern hin.

"Ich sehe das alles. Aber man kann auch nicht alles laufen lassen", erwiderte Bernreiter. Bildung sei auch für ihn systemrelevant. Doch es handle sich hier um eine bayernweite Regelung auf Grund einer Entscheidung der Staatsregierung, die auch vom Landtag abgesegnet wurde. Dem könne er sich als Landrat nicht widersetzen. Neben den Rufen nach Schulöffnungen bekomme er auch mindestens genauso viele Mails mit der Frage, "ob wir verrückt sind, dass wir die Schulen aufsperren".

Auch gemessen an anderen Corona-Werten als der Inzidenz schaut es nach Bernreiters Darstellung aktuell im Landkreis nicht gut aus: Die im Klinikum zur Verfügung stehenden zehn Intensivbetten für Covid-19-Patienten sind alle belegt. Am Mittwoch waren es sogar elf Patienten, gestern wurde einer verlegt.

Die Testbilanz stellte der Landrat in Relation mit den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen. Dort lässt sich täglich etwa ein Prozent der Bevölkerung testen, in Deggendorf nur rund 0,2 Prozent. Die Inzidenzen lagen gestern in FRG bei 124 und in Regen sogar nur bei 85, in Deggendorf bei 110.

Bernreiters Hoffnung richtet sich auf die Zeit nach den Osterferien, wenn etwa in Pilotprojekten durch Testungen abgesicherte Schulöffnungen möglich sein sollen. Eine weitere Entspannung erhofft er sich durch die zunehmende Zahl von Geimpften.

Antonia Hopf hat sich unterdessen der "Lobby für Kinder" angeschlossen, einer Verbindung aus 1000 Eltern, Elternbeiräten, Ärzten, Krankenschwestern oder auch Lehrern. Dieser Zusammenschluss wiederum unterstützt die Initiative "Ostbayern sieht Schwarz". Hopf wird sich heute, am "Schwarzen Freitag", an einer Aktion im Modehaus Garhammer in Waldkirchen beteiligen.

− wet