Deggendorf
Immer weniger Vögel zwitschern in den Gärten

Schlussbilanz der Wintervögel-Zählung im Landkreis Deggendorf – LBV: Langzeit-Trend gibt Grund zur Sorge

09.02.2022 | Stand 20.09.2023, 7:05 Uhr

Die Kohlmeise ist noch recht häufig in den heimischen Gärten anzutreffen.

Die Zahlen der diesjährigen "Stunde der Wintervögel" liegen nun endgültig vor. 265 Teilnehmer zählten in 187 Gärten im Landkreis eine Stunde lang jeweils die höchste Anzahl einer Art. Insgesamt 6791 einzelne Vögel haben sie gemeldet. Durchschnittlich fanden sich 36,32 gefiederte Freunde an jedem Zählort.



Traditionell hatte am ersten Januar-Wochenende diese große Mitmachaktion des LBV und seines bundesweiten Partners NABU stattgefunden. Der Aufruf hat auch im Landkreis Deggendorf wieder viele Teilnehmer veranlasst, mal in den Gärten und Parks nach den Vögel zu sehen.

Die Tabelle der zehn meistgesichteten Vögel im Landkreis Deggendorf startet mit den üblichen Verdächtigen, den beiden Spatzen-Arten Haus- und Feldsperling, sehr eng beieinander. Mit etwas Abstand folgt die Kohlmeise und dann ihre kleinere Verwandte, die Blaumeise. Die Amsel fliegt auf Platz fünf, dahinter reihen sich Buchfink und Grünfink ein. Nach dem Buntspecht schiebt sich das Rotkehlchen ganz knapp vor der Türkentaube auf Rang 9.

Die wieder sehr guten Zahlen bei der Beteiligung im Landkreis, sowohl für Teilnehmer als auch die Zählorte freuen Martin Sigl, Kreisvorsitzender des LBV, besonders: "265 nachweisliche Naturbeobachter, die sich Zeit für ihre Vögel genommen haben und dem LBV wertvolle Unterstützung bei seiner Arbeit gegeben haben. Ein herzliches Dankeschön dafür." Eine beispielhafte Auswertung hat Martin Sigl, sobald die Ergebnisse feststanden, gleich selbst durchgeführt. Diese stellt den Trend der pro Garten gezählten Vögel über die letzten elf Jahre in grafischer Form da. Die herangezogenen Einzelwerte seien dabei durchaus belastbar, betont er, auch unabhängig von etwaigen Wetter- oder anderen Besonderheiten in den einzelnen Jahren.

Das Ergebnis des Trends ist mehr als besorgniserregend: Jedes Jahr verschwindet aus jedem Garten im Landkreis ein Vogel. Wurden 2011 noch jeweils 51 Vögel in jedem Garten gezählt, so sind es aktuell nur noch 36 Tiere. "Diesen Trend zu stoppen, geht uns alle an. Jeder hat die Möglichkeit, direkt oder indirekt mitzuhelfen, unsere Vögel wieder zurückzuholen", findet Sigl. Er fordert ein Umdenken, angefangen im Privatbereich, aber auch bei allen Bau- oder anderen Maßnahmen, die vorhandene Lebensräume, Nist- und Nahrungsvorkommen oft empfindlich beeinflussen würden. Eine besondere Aufgabe komme aber auch allen Gartenbesitzern zu. Sigl: "Ein immer wichtiger werdender Bereich für den Artenschutz ist aufgrund der Gesamtfläche tatsächlich der Hausgarten. Was dort den Rückgang unserer Vögel beeinflusst, ist ebenso vielfältig, wie auch hinlänglich bekannt: Ob Gifteinsatz, Mähroboter, Laubsauger und schließlich die berüchtigten Schottergärten: Wo sie zu finden sind oder überhand nehmen, findet sich immer weniger Nahrung, egal ob für insektenfressende Arten oder die vegetarischen Vertreter ihrer Art."

Deshalb sein Plädoyer: "Wer auch mal eine wilde Ecke im Garten – auch mit Totholz – zulässt, so viel wie möglich einheimische beerentragende Sträucher in seinem Garten hat und heimische Blühpflanzen auch mal länger wachsen lässt, kann guten Gewissens auch Nisthilfen anbringen. Deren Bezug kann dann schnell gehen."

Die vom LBV zusammen mit dem Bayerischen Artenschutzzentrum des Landesamts für Umwelt neu gestartete Kampagne "Vogelfreundlicher Garten" will solche strukturreichen Gärten belohnen, mit einer Plakette auszeichnen und nach außen sichtbar machen. Laut Landesbund für Vogelschutz ist diese Auszeichnung eine Wertschätzung aller Gartenbesitzer, die der Natur in ihren Gärten mehr Raum geben und heimischen Gartenvögeln wertvollen Lebensraum bieten. Sigl: "Mit der Plakette wollen wir außerdem ein Umdenken in Gang setzen und die Akzeptanz für etwas mehr Wildnis vor der eigenen Haustür erhöhen."

Es gibt zwei Möglichkeiten, an der Aktion "Vogelfreundlicher Garten" teilzunehmen. Man kann entweder Teil der LBV-Gartenjury werden, denn um möglichst viele Gärten bewerten zu können, werden noch ehrenamtliche Gartenbewerter benötigt, oder man kann als Gartenbesitzer den eigenen Garten bewerten lassen.

− dz

Mehr Infos und Bewerbungsformulare auf www.vogelfreundlichergarten.de. Für telefonische Auskünfte bietet der LBV wochentags auch eine kostenlose Beratung zu Naturschutzthemen an. Das LBV-Naturtelefon ist montags bis freitags jeweils von 9 bis 16 Uhr unter ✆ 09174/4775-5000 erreichbar.