Deggendorf
Hochwasserschutz für den Hammermühlbach

01.07.2021 | Stand 20.09.2023, 22:12 Uhr

Idyllisch fließt der Hammermühlbach im Stadtgebiet zwischen Hafenbrädl-Kindergarten und Wohnhäusern an der Hilzstraße hindurch in Richtung ITC1. Nach zu viel Regen ist mit der Idylle aber Schluss. −Foto: Schreiber

Auch den beschaulichen Hammermühlbach können starke Regenfälle zur Gefahr machen. Unter dem Hochwasser leiden mitunter Anwohner und Betriebe in Mietraching, Marienthal, am Waffenhammer, in den Wohngebieten auf beiden Seiten der Ruselstraße und an der Ulrichsberger und Graflinger Straße, wo das ITC1 und benachbarte Firmen oft betroffen sind. Dagegen will die Stadt etwas tun und hat ein Ingenieurbüro aus Eching am Ammersee beauftragt, ein Hochwasserschutzkonzept zu erarbeiten.

Bernhard Vogt als Vertreter des Büros hat dem Stadtrat in der jüngsten Sitzung zwei mögliche Varianten vorgestellt. Beide kommen seiner Rechnung nach auf etwa die gleichen Gesamt-Nettokosten in Höhe von rund neun Millionen Euro. Die Stadträte haben die Vorschläge zur Kenntnis genommen und einstimmig die Verwaltung beauftragt, die Planungen weiter voranzutreiben.

Beide Varianten, die Vogt in der Sitzung am Montag vorstellte, beinhalten flussbauliche Maßnahmen. Vor allem sollen etliche Engstellen, etwa unter Brücken oder in Bereichen mit engem Bachbett, aufgeweitet werden, im Stadtgebiet sollen zudem Schutzmauern und Deiche entstehen. Ein neuralgischer Punkt ist auch ein Solabsturz – also eine Stufe – im oberen Bachlauf, der eingetieft werden soll, um größere Wassermengen gleichmäßiger weiterleiten zu können. Das, so Vogt, sei mit 1,6 Millionen Euro zwar kostenintensiv, bringe aber viel.

Wesentlicher Unterschied ist das bei Variante B eingeplante Rückhaltebecken. Als einziger Standort dafür eignet sich den Planern zufolge ein Bereich am Saulochbach. Das Becken könnte bis zu 72000 Kubikmeter Wasser fassen, bräuchte dafür aber eine Füllhöhe von 13 Metern. Somit würde für rund 1,9 Millionen Euro ein deutlich wahrnehmbarer Eingriff in einen geschützten Natur-Bereich vorgenommen, den man sich schon genau überlegen müsse, so Bernhard Vogt.

Dennoch plädiert er für den Bau des Beckens. Denn würde man sich für die Variante A mit ausschließlich flussbaulichen Maßnahmen entscheiden, müsse man zum einen die Mauern und Deiche um so höher bauen – das würde bis zu zwei Meter hohe Mauern bedeuten, die das Stadtbild beeinflussen. Daher kommen beide Varianten etwa auf den gleichen Preis.

Zum anderen müsse man am Unterlauf mit den Arbeiten beginnen und sich heraufarbeiten – damit nicht währenddessen die Unterlieger Nachteile haben. Baue man nach der Variante B mit Rückhaltebecken, würde dieses als erstes entstehen und die anderen Baustellen könnte man in beliebiger Reihenfolge beziehungsweise je nach Umsetzbarkeit in Angriff nehmen. Schließlich ist in manchen Bereichen auch ein Grunderwerb erforderlich. Insgesamt wird es wohl mehrere Jahre dauern, bis der Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser komplett hergestellt ist.

Das Rückhaltebecken, erklärte Bernhard Vogt auf Nachfrage von Ewald Treml (WAN), hat die gleiche Funktion wie ein Flutpolder. Anton Holler (FDP) wollte wissen, warum man denn die Kraftwerksseen wie Parst- oder Greisinger Weiher nicht als Rückhaltebecken verwenden kann. Das, so Vogt, komme nicht infrage, weil die Wasserstände in den Ober- und und Unterweihern über die Zu- und Abläufe genau kontrollierbar sein müssen, um das Kraftwerk betreiben zu können. Zudem müsse man dann die Deiche dort stark erhöhen.

Franz Heigl (CSU) stellte fest, dass da eine Mammutaufgabe auf die Stadt zukommt. "In Seebach hatten wir das Thema Ende der 70er Jahre ganz massiv. Damals gab es auch viele Skeptiker." Letztlich habe sich die Planung zum Ausbau für ein hundertjährliches Hochwasser durchgesetzt – mit einem Entlastungskanal neben dem Bachbett. "Und der funktioniert super", so Heigl.

Johannes Grabmeier (FW) erklärte, wenn man sich nun entweder für die zusätzliche Donaubrücke (DZ berichtete) oder den Hochwasserschutz entscheiden müsse, falle seine Entscheidung klar auf die Schutzmaßnahmen am Hammermühlbach.

− kw