Deggendorf
Große Ehre: Krippenbauerin vom Bischof ausgezeichnet

08.04.2021 | Stand 21.09.2023, 7:02 Uhr
Kristina Pöschl

Ehrung vom Bischof: Ute Keller mit der Urkunde zur Verleihung der St. Wolfgangs-Verdienstmedaille. −Foto: Pöschl

Viele Jahre hat Ute Keller mit der Restaurierung der Deggendorfer Jahreskrippe verbracht. Mittlerweile ist das "Heilige Theater" fester Bestandteil der Dauerausstellung im Deggendorfer Stadtmuseum. Für ihre ehrenamtliche Arbeit hat Ute Keller nun die St. Wolfgangs-Verdienstmedaille des Bistums Regensburg von Bischof Rudolf Voderholzer überreicht bekommen.

Mit der Wolfgangsmedaille werden Laien aus dem Bistum für ihre Verdienste ausgezeichnet. In diesem Jahr wurden neun Personen ausgewählt, die sich auf dem Gebiet des Krippenbaus verdient gemacht haben. Bereits Ende Januar feierte Rudolf Voderholzer im Regensburger Dom anlässlich seines Jahrestags der Bischofsweihe eine Vesper, bei der die Medaillen überreicht werden sollten. Da zu diesem Zeitpunkt aber im Landkreis Deggendorf die 15-Kilometer-Regelung galt, konnte Ute Keller nicht daran teilnehmen. Man vereinbarte eine spätere Übergabe, und die konnte nun stattfinden: Bischof Rudolf Voderholzer war in Metten, um die "Uttobrunner Staffel" zu segnen. Bei dieser Gelegenheit brachte er dem Deggendorfer Stadtpfarrer Martin Neidl die Medaille mit. Der wiederum besuchte nun Ute Keller in Oberperlasberg, um ihr die St. Wolfgangs-Verdienstmedaille zu überreichen, die "als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um das Bistum Regensburg" vom Bischof verliehen wird, wie auf der Urkunde zu lesen ist.

Über 7000 Stunden investiert

"Die Krippe ist coronaresistent und pandemietauglich", begründete der Bischof, weshalb in diesem Jahr seine Wahl auf das Thema Krippe fiel. In der Krise habe sich die Krippe als geeignetes Medium der Verkündigung in der Öffentlichkeit bewährt.

Dass der Bischof betonte, die Arbeit an den Krippen sei eine Art der Verkündigungsarbeit, gefiel Ute Keller besonders. Unzählige Stunden hat die ehemalige Lehrerin zusammen mit Margarete Veith an der Deggendorfer Jahreskrippe gearbeitet. Der ehemalige Stadtpfarrer Ludwig Rösler hatte die Figuren auf dem Dachboden der Kirche gefunden. Von 1996 bis 2002, in über 7000 Stunden, haben die beiden Frauen die Figuren restauriert und den Prozess dokumentiert. Die Deggendorfer Krippe besteht aus über 200 Figuren, die zu verschiedenen biblischen Szenen angeordnet werden können, beispielsweise zur Hochzeit zu Kana, zum Sturm auf dem See Genezareth (samt Schiff) oder die Anbetung der Könige in Betlehem.

Die frühesten Figuren stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Köpfe, Hände und Füße oder Stiefel sind kunstvoll geschnitzt und bemalt, sie waren in sehr gutem Zustand. Von Ungeziefer zerfressen waren allerdings bei vielen Figuren die Körper aus Stoff und die Kleider. Die Drähte, die als Gliedmaßen unter der Kleidung dienten, waren verrostet. Ute Keller und Margarete Veith haben die Figuren gereinigt und behutsam ergänzt. Seit 2011 ist die Deggendorfer Jahreskrippe im Stadtmuseum Deggendorf ausgestellt (derzeit wegen Umbaus geschlossen).

Keller hat selbst Krippenbau-Kurse angeboten

Das Interesse an religiöser Kunst beschränkt sich bei Ute Keller nicht nur auf die Deggendorfer Krippe. Sie nahm bereits früher an Krippenkursen teil; spezialisiert hat sie sich aber auf Klosterarbeiten. Viele Jahre hat sie bei den Benediktinerinnen in Tettenweis Kurse angeboten, mittlerweile finden diese im Kloster Niederaltaich statt. Die Teilnehmer aus Bayern, Österreich und Südtirol gestalten nach Vorlagen aus Kirchen und Klöstern Bilder, Kästchen, Jesuskinder oder Fatschenkinder, kunstvoll verziert mit Blüten oder Steinen, aufwendig bestickt mit Perlen. In Ute Kellers Haus finden sich einige dieser Schätze, zum Beispiel Kopien des Prager Jesulein oder der "Maria Bambina" aus dem Mailänder Dom. Auch mit Restaurierungen von Bildern oder Monstranzen wird die 82-Jährige beauftragt.

Ein kleiner Trost dafür, dass der Bischof ihr die Wolfgangsmedaille in der Pandemie nicht im Regensburger Dom überreichen konnte, könnte für Ute Keller sein, dass sie ihn bereits 2015 kennengelernt hat: Damals durfte sie den Krippenfreund Rudolf Voderholzer durch die Krippenausstellung im Stadtmuseum führen.