Deggendorf
Fleisch und Wurst per App – Metzgermeister geht neue Wege

31.01.2022 | Stand 22.09.2023, 2:45 Uhr
Simone Kuhnt

Josef Steinleitner jun. im Verkaufsraum seiner Metzgerei. Rechts im Schrank reifen die Rindersteaks, links in der Theke wird die Wurstware präsentiert. Das gesamte Sortiment lässt sich auch in einer App betrachten – und aufs Gramm genau bestellen. −Foto: Rücker

Eine neue Bluse, ein Paar Schuhe, Gewürze, Bücher und Werkzeug – das alles gibt es nicht nur im Laden, sondern auch "im Internet". Bestellt wird am heimischen Computer oder am Smartphone. Metzgermeister Josef Steinleitner jun. strahlt übers ganze Gesicht, als er seine neueste Innovation präsentiert: Bei ihm kann der Kunde Fleisch und Wurst per App bestellen. Verrückt! "Nein, überhaupt nicht", sagt der moderne Metzger.

Der 27-Jährige erklärt, wie es funktioniert. Die App kann man seit 17. Dezember herunterladen. Kunden können die gewünschte Ware in einer Art Shop aussuchen und jeweils die Mengen in Gramm angeben. Spätestens drei Stunden später liegt das Päckchen in der jeweiligen Filiale in Deggendorf, Osterhofen oder Pleinting bereit, die Kunden müssen es nur noch abholen und bezahlen.

"Das läuft sehr gut, 350 Kunden haben die App schon runtergeladen. Am Tag gehen bis zu 50 Bestellungen ein", berichtet Steinleitner jun. Die Kunden kämen aus allen Altersschichten. "Genutzt wird der Service vor allem, wenn das Wetter schlecht ist", hat er festgestellt. Die online vom Kunden eingegebene Warenbestellung wird in der Metzgerei von einem Drucker "ausgespuckt" und liegt dann in Papierform vor. Das erspart den Mitarbeiterinnen längere Gespräche am Bestell-Telefon – und ist zudem weniger fehleranfällig.

Die Kunden sehen in der App das gesamte Sortiment, können in ihrem Tempo von zuhause aus bestellen und müssen dann in der Metzgerei nicht warten, bis die Fleischfachverkäuferin alles geschnitten, abgewogen und verpackt hat, sondern müssen nur noch bezahlen.

Die Idee für die Vorbestell-App stammt von Dr. Max Schreder, der in Deggendorf eine Consulting-Firma betreibt. Der Mittdreißiger stammt aus einer Metzgerei in Lindberg (Landkreis Regen), hat in Ingolstadt BWL studiert, in London seinen Master und seinen Doktor in Finanzwissenschaften gemacht und auch in Thailand, Südafrika und China Auslandserfahrung erworben. 2018 kam er zurück und arbeitete sich tiefer in die Metzgerei in Lindberg ein. Seit dem Jahreswechsel 2020/21 führt er mit seinem Bruder das Tagesgeschäft. Und tüftelt nebenbei an digitalen Erleichterungen für das Metzger-Handwerk. "Je kleiner du bist, desto größer musst du denken", so sein Credo. "Eben, weil wir klein sind, müssen wir offen für neue Ideen sein."

Bei einem Meet & Greet der Metzger in Fürstenfeldbruck stellte Schreder im Sommer die von ihm entwickelte App vor. So erfuhr sein Pleintinger Kollege Josef Steinleitner jun. davon. Keine Frage, dass er schnell Feuer fing, ist er doch immer offen für neue Ideen, wie er seine Arbeit voranbringen und modern gestalten kann. Zusammen passten Steinleitner und Schreder die Anwendung an die Metzgerei Steinleitner an, und Josef Steinleitner speiste die Fotos, Angaben und Preise seiner Produkte ein.

Steinleitner hat schon öfter medial auf sich aufmerksam gemacht. Vor drei Jahren hat es der umtriebige, junge Metzgermeister unbeabsichtigt mit einer Liebesgeschichte in die Zeitung geschafft, als er dem Vilshofener Anzeiger nebenbei erzählte, wie er in Hamburg seine Frau Nadine, ebenfalls Metzgermeisterin, kennengelernte. Prompt landete er im Fernsehen.

Auch als Fleischsommelier und Grillkurs-Meister tritt Josef Steinleitner in Erscheinung, und nicht zuletzt ist der Metzgermeister in fünfter Generation für seine Berufung Fleisch und Wurst in den sozialen Medien aktiv.