Deggendorf
"Enforcement Trailer" blitzt rund um die Uhr

16.12.2020 | Stand 19.09.2023, 6:58 Uhr

Unübersehbar ist der Enforcement Trailer, der vergangene Woche an der A 92 bei Singerhof von Inge Roith vom Polizeipräsidium Niederbayern, Sachgebiet Verkehr, mit VPI-Leiter Markus Völkl und Stefan Schneider, Leiter Zentrale Verkehrsaufgaben bei der VPI Deggendorf, präsentiert wurde. −Foto: PP

"Erfolgreich" ist der Einsatz des Enforcement Trailers für POR Markus Völkl, wenn sich alle an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, am besten gar keine Verkehrssünder geblitzt werden müssen. "Dann ist das Ziel der Prävention erreicht". Darum geht es dem Leiter der Verkehrspolizei (VPI) Deggendorf in erster Linie. Für ihn hat das futuristisch aussehende Gerät viele Vorteile gegenüber den mobilen "Blitzern", nicht zuletzt schätzt er den nachhaltigen Effekt. Die halbstationäre Anlage des Polizeipräsidiums (PP) Niederbayern ist seit Oktober bei der VPI in Deggendorf stationiert und wird von dort monatsweise auch an die Inspektionen Passau und Landshut ausgeliehen.

Enforcement ist das englische Wort für Durchsetzung, Vollzug, Zwang. Mit dem Enforcement Trailer (Anhänger) wird die Einhaltung von Geschwindigkeitsbeschränkungen durchgesetzt. Auf 120 km/h begrenzt ist zum Beispiel die A 92 zwischen Plattling und Deggendorf. Doch viele Verkehrsteilnehmer halten sich immer noch nicht daran. Die Unfallzahlen sind in diesem Bereich eklatant. Bei einer Kontrolle im Oktober waren die schnellsten dort mit 194 und 187 km/h am Enforcement Trailer vorbeigerauscht. Das soll sich ändern. "Polizei Geschwindigkeitskontrolle" ist auf dem Kasten zu lesen, der vergangene Woche erneut in Höhe Singerhof auf einem befestigten Platz an der Behelfseinfahrt direkt hinter der Leitplanke stand und in dem sich Hightech verbirgt. Nein, er wird nicht versteckt. Er darf – und soll – ruhig sichtbar sein.

"Je länger er steht, desto rückläufiger sind die Zahlen", erkennt Stefan Schneider, Leiter Zentrale Verkehrsaufgaben in der VPI, an den Auswertungen. Besonders schön zu sehen war dies zum Beispiel am Standort Langenisarhofen. Von Tag zu Tag wurden es weniger Geschwindigkeitsüberschreitungen. In der Ortschaft an der B8 war bisher schon häufig mit dem mobilen Gerät geblitzt worden – am Ortseingang aus Richtung Plattling kommend. Dieser Standort ist aber aus verschiedenen Gründen für den 1,4 Tonnen schweren Trailer nicht geeignet. Er wurde daher am Parkplatz am Ortsende aufgestellt.

Den großen Vorteil des rund 140.000 Euro teuren Geräts sieht Markus Völkl darin, dass mit dem Enforcement Trailer eine Gefahrenstelle über einen langen Zeitraum ohne Personaleinsatz überwacht werden kann. So lange, bis der Akku wieder aufgeladen werden muss – das kann bis zu sieben Tage sein. Die bisherigen mobilen Messungen erstreckten sich meist nur über wenige Stunden, schließlich sind hier die Arbeitszeiten des Personals zu beachten.

Etwa einen halben Tag braucht der Akku, bis er wieder voll geladen ist. Frisch gewaschen wird er dann zum nächsten Standort gefahren. Die VPI Deggendorf ist auch zuständig für die jährliche Wartung, Eichung und Reparaturen.

Nicht jeder Standort, an denen mobile Anlagen aufgebaut werden können, ist auch für den Anhänger geeignet: Sie müssen eben und befestigt sein, sollten mit einer Leitplanke gesichert sein, auch Bewuchs und Straßenverlauf müssen berücksichtigt werden. Mit den Sachbearbeitern Verkehr aus den Landkreisen Deggendorf, Regen und Straubing-Bogen, die in der Zuständigkeit des VPI liegen, hat sich Schneider die verschiedenen Unfallhäufungspunkte angeschaut und überprüft, ob die Aufstellung technisch machbar ist. "Es werden immer mehr", kann er inzwischen feststellen. So um die 30 sind es bis jetzt, verteilt auf Autobahnen, Bundes, Staats- und Kreisstraßen. "Wir sind gut aufgestellt", sagt Völkl dazu.

Innerhalb einer Stunde nach Ankunft ist der Anhänger "scharf". Ein speziell geschulter Mitarbeiter positioniert den Trailer, was relativ komfortabel funktioniert, da er mit einem mover ausgestattet ist, wie ihn auch Wohnwagen haben. Dann gilt es, die Belichtung der Kamera richtig einzustellen. Schließlich läuft die Überwachung autark bei Tag und Nacht, bei Regen und Sonnenschein. Ohne die Einstellung zu ändern, sollten die Aufnahmen immer in etwa die selbe Qualität haben, der Ausschuss gering sein.

Solange der Akku läuft, wird jedes vorbeifahrende Fahrzeug gemessen. Aufgezeichnet werden aber nur die Tempoverstöße und dazu der Verkehrsdurchfluss gezählt. Völkl macht deutlich, dass darüber hinaus keine automatische Kennzeichenerfassung, keine Gesichtserkennung erfolge.

Die Kamera und Messtechnik im alarmgesicherten Trailer mit beschuss- und feuerfester Hülle kann genau zwischen Pkw und Lkw, die nur 80 km/h fahren dürfen , unterscheiden. Und dennoch hat sie einen Mangel: technisch bedingt kann sie einen Bus, der 100 fahren darf, nicht von einem Lkw unterscheiden – und erfasst ihn infolge dessen. Hier beruhigt Stefan Schneider aber alle Busfahrer, die quasi "aus Versehen" geblitzt wurden: "Es passiert nichts!" Bei der Auswertung der Messungen werde dies erkannt und aussortiert.