Deggendorf
Ein Stück Südtirol auf dem Wochenmarkt

18.02.2021 | Stand 20.09.2023, 21:47 Uhr

Hier haben gerade Südtiroler Oliven eine Käuferin gefunden. Von den Deggendorfer Kunden wurde die Familie mit offenen Armen empfangen, erzählt Michael Vent (l.). −Foto: Schreiber

Mmhh, da kann einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Oliven, feines Öl, Schinken, Salami, Ziegenkäse, Marmelade. Alles von ausgewählten regionalen Herstellern – aus der Region Südtirol. Andrea und Michael Vent bereichern den Deggendorfer Wochenmarkt mit diesem Angebot. Obwohl das für die Familie mit vier Kindern eine aufwändige Logistik erfordert und sie rund 1000 Kilometer pro Woche auf der Straße sind: Sie sind der Stadt Deggendorf unglaublich dankbar für die offenen Türen, die Freundschaft und die Möglichkeit, ihre Ware mittwochs bis samstags auf dem Luitpoldplatz anbieten zu dürfen. Das rettet sie in der Corona-Krise, die auch ihre Welt auf den Kopf gestellt hat.

Markterfahrenen Deggendorfern ist das Angebot der Südtiroler natürlich ein Begriff – seit über zehn Jahren sind sie jeden Dezember mit ihren Produkten auf dem Christkindlmarkt. Sie haben dort guten Zuspruch und sie haben Freundschaften geschlossen: Mit den Markt-Nachbarn Bella und Otto Kerndl zum Beispiel, mit ihren treuen Stammkunden und mit Mitschülern von Tochter Larissa – die heute Elfjährige hat in ihrer Grundschulzeit jeden Dezember die Theodor-Eckert-Schule besucht. Der Stoff war mit dem in ihrer Südtiroler Grundschule praktisch identisch, erzählt Papa Michael Vent. Die anderen drei Kinder sind noch zu klein für die Schule.

Wenn sie nicht gerade im Budenzauber auf dem Oberen Stadtplatz stehen, sind die Vents normalerweise auf Wochenmärkten in Südtirol und am Gardasee vertreten, wo überwiegend Touristen bei ihnen einkaufen. Und sie sind auf verschiedenen Messen – so war es zumindest bis Anfang 2020.

Die Vents leben in Plaus im Vinschgau, nahe Meran. Gerade diese Region hat es gleich zu Beginn der Corona-Pandemie schlimm erwischt. Die Märkte wurden geschlossen, Messen abgesagt, das Online-Geschäft tröpfelte, aber viel Ware lief ab und musste schweren Herzens weggeworfen werden. Das Ostergeschäft fiel flach und als ab August wieder Märkte geöffnet wurden, blieben die Touristen aus. Der Lichtblick der Vents war der Christkindlmarkt in Deggendorf und, als der abgesagt wurde, zumindest die abgespeckte Version. Aber auch die durfte schließlich nicht stattfinden – die Infektionszahlen waren zu hoch, die Vents waren am Boden zerstört.

Die Nachfragen von Stammkunden aus Deggendorf wurden immer mehr. Schließlich haben die Kontakte zur Kulturamts-Leiterin und Christkindlmarkt-Organisatorin Sabine Saxinger sowie zu Ordnungsamt-Leiter Karlheinz Löfflmann, der für den Wochenmarkt zuständig ist, es möglich gemacht: Die Stadt hat eine passende Lücke auf dem Wochenmarkt geschaffen. "Wir waren überglücklich", versichern die Vents.

Seit 20. Januar stehen sie nun jeden Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag auf dem Markt – in wechselnder Besetzung. Diese Woche ist Michael Vent mit Larissa für die vier Tage angereist. Die Fünftklässlerin hat Faschingsferien. Davor war sie im Distanzunterricht – denn auch in Südtirol ist gerade wieder ein harter Lockdown. Märkte werden dort wohl noch eine ganze Weile nicht stattfinden. Die Stadt Deggendorf dagegen hat die Vents schon für den März angefragt – und sie wollen gerne bleiben. Denn: "Die Deggendorfer Kunden haben uns mit offenen Armen aufgenommen."