Bad Reichenhall
Strom der Stadtwerke: Erst billiger, dann wieder teurer

Nur zwei Monate nach Senkung: Tarif der Stadtwerke steigt zum 1. März

29.01.2024 | Stand 29.01.2024, 11:00 Uhr |

Bis der Strom zum Umspannwerk und weiter bis zur Steckdose kommt, ist es ein langer Weg, auf dem viele Kosten anfallen. Einen Teil dieser Kosten geben die Stadtwerke weiter. − Foto: Corinna Anton

Rolle rückwärts bei den Strompreisen: Nachdem die Stadtwerke Bad Reichenhall ihre Tarife erst zum Jahreswechsel gesenkt hatten, steigen die Kosten jetzt wieder. Zumindest für alle, die das Produkt „Mein SaalachStrom Öko“ beziehen. Für sie wird der Strompreis ab 1. März um 0,9 ct/kWh netto teurer. Damit geben die Stadtwerke höhere Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber zum Teil an ihre Kunden weiter, wie sie in einer Presseaussendung erklären.

Über ihre Preissenkung zum ersten Januar hatten die Stadtwerke bereits am 17. November informiert. Als Grund für die jetzt angekündigte Erhöhung nennen sie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023, mit dem das Gericht den Klima- und Transformationsfonds für verfassungswidrig erklärte. Die Bundesregierung habe deswegen Mitte Dezember einen ursprünglich zur Entlastung der Netzentgelte zugesagten Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro kurzfristig gestrichen. Das habe dazu geführt, dass die Übertragungsnetzbetreiber kurz vor Weihnachten ihre Netzentgelte für 2024 mehr als verdoppelt haben auf 6,43 ct/kWh (2023: 3,12 ct/kWh).

„Dies bedeutet aufgrund des gesetzlich vorgegebenen Kostenwälzungsmechanismus Mehrkosten für die Verteilnetzbetreiber, die bei den Stadtwerken zu einer Erhöhung der Netzentgelte um knapp 1,3 ct/kWh führen“, schreiben die Stadtwerke. Außerdem steige in der Folge die deutschlandweit einheitlich erhobene Umlage zur Gegenfinanzierung ermäßigter Netzentgelte für bestimmte Letztverbrauchergruppen um gut 0,2 ct/kWh. In Summe ergeben sich damit ungeplante Mehrkosten von rund 1,5 ct/kWh.

Situation an den Beschaffungsmärkten für Strom hat sich entspannt

Die Situation an den Beschaffungsmärkten für Strom hatte sich im zweiten Halbjahr 2023 weiter entspannt, blicken die Stadtwerke zurück, das habe es ihnen ermöglicht, ihre Strompreise zum 1. Januar 2024 deutlich zu senken. Für einen Durchschnittskunden mit einem Verbrauch von 2500 kWh im Tarif „Mein SaalachStrom“ bedeutet die Preissenkung eine Entlastung um gut fünf Prozent oder 54 Euro jährlich, hatten die Stadtwerke im November vorgerechnet. Damals seien sie noch von den bereits veröffentlichten vorläufigen Netzentgelten der Netzbetreiber für 2024 ausgegangen.

„Die vorläufigen Netzentgelte der Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber basierten ganz wesentlich auf der Zusage der Bundesregierung, zur Stabilisierung der Übertragungsnetzentgelte 2024 einen Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro zu gewähren. So sollten die Netzentgelte bis hinunter zur Verteilnetzebene reduziert und Privathaushalte und Unternehmen entlastet werden.“ Daraus wurde nun aber nichts.

Die so entstandenen Mehrkosten können die Stadtwerke teilweise durch weiter gesunkene Beschaffungskosten kompensieren. Einen Anteil geben sie allerdings ab 1. März an die Kunden im Sonderprodukt „Mein SaalachStrom Öko“ durch eine Preiserhöhung um netto 0,9 ct/kWh weiter. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 2500 kWh bedeutet dies „eine moderate Preissteigerung um circa 2,7 Prozent beziehungsweise eine Mehrbelastung von 23 Euro netto jährlich“, schreiben die Stadtwerke. Aktuell liegt der Arbeitspreis laut Tarifblatt bei 28,19 Cent netto. Sie weisen darauf hin, dass sich für Kunden mit anderen Tarifen nichts ändert. Dabei handle es sich um „steuerbare Verbrauchseinrichtungen“ gemäß § 14a EnWG, bei denen die Netzentgelterhöhung geringer ausfalle. Auch in der Grund- und Ersatzversorgung Strom für Haushaltskunden ist keine Preisanpassung erforderlich. In den genannten Tarifen können die Stadtwerke die erhöhten Netzentgelte über die weitere Verbesserung der Beschaffungskostensituation seit November 2023 ausgleichen.

Stadtwerke-Vorstand Peter Fösel ist laut Presseaussendung „enttäuscht darüber, dass die Politik ihre ursprüngliche Zusage zur Stützung der Netzentgelte nicht eingehalten hat“. Gerade nach dem Hin- und Her der Energiepolitik in den vergangenen Jahren „wäre jetzt Verlässlichkeit wichtig gewesen“. Die Preiserhöhung bedauere er sehr.

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