Bad Reichenhall
Philharmoniker präsentieren das Programm für Spielzeit 2023

05.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:51 Uhr
Brigitte Janoschka

Daniel Spaw dirigiert „Publikumschor“ beim Rausschmeißer aus der Oper „Die Nachtschwärmer“. −Fotos: Brigitte Janoschka

Von Brigitte Janoschka

Tradition und Teilhabe – diese beiden Begriffe stellte der Geschäftsführer der Philharmoniker und Moderator Jochen Gnauert über die Präsentation der Spielzeit 2023. Nach der musikalischen Einstimmung mit der Ouvertüre aus „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé und den Grußworten vom dritten Bürgermeister Hans Hartmann und dem ersten Vorsitzenden des Trägervereins Karl Thierauf stellte Generalmusikdirektor und Chefdirigent Daniel Spaw die Themen der sechs Abonnementkonzerte vor (wir berichteten).

Über weitere Projekte berichteten im Gespräch mit Jochen Gnauert der Geschäftsführer der Kur-GmbH, Dirk Sasse, Cellistin Barbara Eger, Mitarbeiterin im Orchesterbüro, Susanne Pfeilschifter, sowie Harald Labbow und der Direktor der Kunstakademie, Stefan Wimmer.

Unter der Überschrift „Heilende Wirkung der Musik“ läuft die Kurmusik in Zusammenarbeit mit der Kur-GmbH. Sasse möchte das Zielpublikum breit aufstellen und außer den Kurgästen die örtliche Bevölkerung sowie den Landkreis miteinbeziehen. Zum Wohlfühlen gehöre auch das Verweilen in der Wandelhalle vor und nach dem Konzert, so Sasse, der hinzufügte, dass ein Anfang diesbezüglich mit der neuen Veranstaltungsreihe „Kunst und Kultur“ schon gemacht worden sei. Außerdem werde das Kurgarten-Café neu eröffnet.

„Bemühen uns, neues Publikum zu gewinnen“

Gnauert fragte auch den Dirigenten, was Kurmusik für ihn bedeute. „Wir bewegen uns zwischen der Tradition, die wir pflegen wollen, und den Bedürfnissen von heute und bemühen uns, neues Publikum zu gewinnen“, so Spaw. Er wolle mit dem Orchester Kurmusik in neuen Formaten anbieten und freue sich, wenn Gäste wegen der Musik in die Kurstadt zurückkommen. Heilung – ein Thema in Bad Reichenhall – solle in die Konzerte einfließen, befand der Orchesterchef.

Auch Werke, die sich auf Shakespeare beziehen, sollen in der Originalsprache auf die Bühne gebracht werden, etwa ein Sonett oder ein Schauspiel auf Englisch und Deutsch mit musikalischer Untermalung. Dann gebe es die Idee, Werke von Gioachino Rossini als Rock’n Roll mit Martin Sedlmeier am Drum Set aufzuführen, denn das sei die Rockmusik jener Zeit gewesen, so Spaw. Dem verdienten Schlagzeuger gratulierte Gnauert mit einem Präsent zur 10-jährigen Betriebszugehörigkeit.

Musik aus Videospielen

Um das noch jüngere Publikum zu erreichen, denkt Spaw an „Video Game Music“. Oft hätten junge Menschen nur über Videospiele Kontakt zu klassischer Musik.Anlässlich des 100. Geburtstags von Loriot im nächsten Jahr werde es schließlich ein Potpourri aus Richard Wagners Ringopern mit Loriot-Texten geben.

Cellistin Barbara Eger berichtete über die Konzerte mit Kammermusik, bei denen Orchestermusiker ihr Lieblingsprogramm präsentieren. Eger berichtete auch über ihre Zusammenarbeit mit der Geigerin Michaela Girardi-Riegler, deren Studenten unter der Überschrift „Rising Stars“ Kammermusik anbieten sollen.

Jugendwerke großer Komponisten

Zu den Traditionsveranstaltungen gehören die Mozarttage ebenso wie das Opernfestival „La Voce“, informierte Gnauert. Das Orchester oder Teile davon gehen auch nach außen, zum Beispiel in das Café für Suchtkranke, oder auf den Predigtstuhl für Nachgespräche zu Konzerten. Bei den Mozarttagen gebe es am 8. März 2023 Musik von Komponisten, die diese im Teenager-Alter geschrieben haben: Der 19-jährige Francis Poulenc schrieb „Mouvements perpétuels“, Felix Mendelssohn Bartholdy war 16, als er sein Konzert für Violine, Klavier und Orchester in d-Moll komponierte, und Wolfgang Amadeus Mozart schrieb seine Sinfonie in A-Dur KV 134 bereits mit 14 Jahren. „Hommage à Mozart“ heißt es im dritten Konzert am 10. März mit dem gleichnamigen Werk von Jacques Ibert aus dem Jahr 1956 sowie der Sinfonie in D-Dur „Haffner“ von Wolfgang Amadeus Mozart und dem Konzert für Flöte und Orchester (1992) von Lowell Liebermann mit der Flötistin Linda Zanetti von den Philharmonikern. Das Konzert am 11. März „Wolferl der Fuchs“ basiert auf einem Lehrbuch-Thema in der Musik.

Gastspiel, Thumsee brennt und Wohnzimmerkonzerte

Gastspiele seien geplant in Traunstein, Traunreut, Taufkirchen und Bayreuth. Die neue Reihe der Wohnzimmerkonzerte werde fortgeführt – das nächste findet am 9. Dezember statt. „Thumsee brennt“ kommt 2023 als ein Crossover-Projekt mit der Kapelle „So & So“. Bei der „Alpenklassik“ sind 2023 die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik Klagenfurt und das Mozarteum Salzburg dabei mit dem neuen künstlerischen Leiter der Alpenklassik, Professor Martin Fuchsberger, der an beiden Hochschulen unterrichtet und Klassik mit Volksmusik verbindet. Ein weiteres Projekt basiert auf dem Konzept „Artist in Residence“ mit Charlotte Thiele, die nicht nur im zweiten Abo-Konzert auftritt, sondern auch eine Master Class für Kinder aus der Region anbietet.

Susanne Pfeilschifter kümmert sich im „Education-Programm“ um die Kontakte zu den Kindergärten und Schulen. Harald Labbow und Stefan Wimmer, Direktor der Kunstakademie, sprachen gemeinsam über das Netzwerk Kultur und die „Reichenhaller Resonanz“, eine Veranstaltungsreihe mit international bekannten Gesprächspartnern. Zum Schluss durfte das Publikum bei einem Walzer aus der Oper „Die Nachtschwärmer“ mitsingen und beim folgenden Umtrunk miteinander in Austausch treten.