Viele Tränen beim Abschied
Partnerschaft neu belebt: Schüleraustausch der Reichenhaller Maria-Ward-Realschule mit Belchatow in Polen

04.05.2024 | Stand 04.05.2024, 15:00 Uhr

Die polnischen und bayerischen Schüler besichtigten gemeinsam den Braunkohletagebau. − Foto: Powiat Belchatowski/Andreas Katzengruber

Es war ein großes Wiedersehen, als 20 Jugendliche aus Bad Reichenhall am Samstag nach zwölf Stunden Fahrt den Bus verließen und von den polnischen Schülerinnen und Schülern begrüßt wurden, die letzten Herbst im Berchtesgadener Land zu Gast waren. Schnell war die Sprachbarriere überwunden und der sechstägige Aufenthalt in Polen nahm seinen Lauf.

Die Freude war groß, handelte es sich doch um den ersten Besuch einer Schülergruppe der Erzbischöflichen Maria-Ward-Realschule St. Zeno, seit die Pandemie Reisen erschwerte und die Grenzen zwischen den Ländern wieder bewusster wahrnehmen ließ, heißt es im Bericht der Schule.

Landkreis und Europa-Union unterstützen Austausch



Der jährliche Schüleraustausch ist ein Teil der seit 2007 bestehenden Partnerschaft der Landkreise Belchatow und Berchtesgadener Land. Daher wurde die Fahrt vom Landkreis auch bezuschusst. Begleitet wurden die Jugendlichen von Sonia Heder und Schulleiter Andreas Katzengruber sowie von Hermann Kagerer von der Europa-Union Berchtesgadener Land, die die Fahrt auch organisatorisch unterstützte.

Das Wochenende verbrachten die Jugendlichen in den Gastfamilien, viele nutzten den Tag für einen Ausflug in die Hauptstadt Warschau und um sich besser kennenzulernen. Kommuniziert wurde auf Englisch, Deutsch und auch auf Polnisch, legten doch alle bayerischen Schüler großen Wert darauf, auf Polnisch höflich zu sein. Alle konnten mindestens Guten Tag, Auf Wiedersehen, Bitte und Danke sagen.

Am Montag führten die polnischen Jugendlichen die Gäste durch ihre Schule und veranstalteten einen Vortrag über den Landkreis Belchatow, gefolgt von einem Wissens-Quiz, das sie im Englisch-Unterricht vorbereitet hatten. Das Klavierkonzert eines talentierten Schülers machte den Aufenthalt an der Schule zu etwas besonderem.

Im weltgrößten Braunkohlekraftwerk



Den Höhepunkt am Nachmittag bildete eine Besichtigung im Kraftwerk, dem mit einer Leistung von 5,4 GW größten Braunkohlekraftwerk der Welt und mit über 13 000 Mitarbeitern dem größten Arbeitgeber in der Region. Besonders beeindruckend war für die Schüler die ruckelige Fahrt in die bis zu 310 Meter tiefe Tagebau-Grube.

Die Gruppe durfte direkt neben den gigantischen Schaufelbaggern stehen und aus nächster Nähe zusehen, wie die 70 Millionen Jahre alte Braunkohle abgebaut wurde. Die Schattenseite des technischen Meisterwerks ist, dass die beiden 300 Meter hohen Schornsteine des Kraftwerks mehr CO2 ausstoßen, als ein ganzes Land der Größe der Slowakei. Doch in Belchatow gibt es Pläne zur Beendigung der Kohle-Verstromung. Auch das ist ein Aspekt, der Deutschland und Polen eint, steht doch auch hier der Kohleausstieg noch bevor. Den Abschluss des Tages bildeten eine Natur-Rallye in einer Wald-Schule und ein Abendessen am Lagerfeuer.

An den folgenden zwei Tagen besuchten die Schüler Krakau und Lodz. Fasziniert waren alle Jugendlichen vom Trompetenwarnruf, der seit über 200 Jahren zu jeder vollen Stunde von einem Musiker vom Turm der Marienkirche gespielt wird.

Termin für Gegenbesuch im Oktober vereinbart



Den krönenden Abschluss des Aufenthalts in Belchatow bildete ein großes Abendessen, zu dem die Landrätin alle Gäste und auch die Gastfamilien eingeladen hatte. Die Delegation aus Bayern bedankte sich für die außerordentliche Gastfreundschaft. Kagerer überraschte die Gastgeber, indem er seine Rede auf Polnisch begann. Er überreichte im Namen von Landrat Bernhard Kern ein Geschenk und brachte seine Erleichterung zum Ausdruck, dass die Landkreispartnerschaft nun wieder mit Leben gefüllt ist. Es müssen viele Personen aktiv sein und zusammenarbeiten, um so ein großartiges Programm für eine Woche auf die Beine zu stellen, so Kagerer.

Im Namen der Schülerinnen und Schüler bedankte sich Schulleiter Katzengruber für die herzliche Aufnahme. Als der Bus zur Rückfahrt bereitstand, flossen viele Tränen und es fiel den Jugendlichen sehr schwer, sich von ihren Gastfamilien zu verabschieden. Glücklicherweise konnte bereits ein Termin für den Gegenbesuch im Oktober vereinbart werden und so beginnen bei der Europa-Union und in der Maria-Ward-Realschule bereits die Planungen, wie sie das Berchtesgadener Land im Herbst von seiner schönsten Seite zeigen können.