Fischereibericht 2023 für Oberbayern
Klimawandel setzt Fischern zu – Fischotter reduziert die Bestände

14.03.2024 | Stand 14.03.2024, 16:24 Uhr

Die Schäden, die der Fischotter anrichtete (hier ein Karpfen), waren in Bayern vergangenes Jahr mit 2,7 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie 2020.  − Fotos: Fischereifachberatung (3), dpa

Der Fischereibericht für Oberbayern ist eine eindringliche Warnung: „Der Klimawandel setzt den Fischbeständen in den Seen massiv zu“, lautete die Botschaft von Dr. Bernhard Gum, der seinen Tätigkeitsbericht 2023 als Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks im Bau- und Umweltausschuss vorstellte.



Noch dazu treibe der Fischotter sein Unwesen, ergänzte der aus Seeon stammende Experte. Doch der 50-Jährige hatte auch positive Nachrichten: Artenschutzprojekte wie die Wiederansiedlung der Seeforellen im Königssee verliefen vielversprechend und würden verlängert.

Chiemsee: Menge der gefangenen Fische sinkt von 90 auf 74 Tonnen

In allen oberbayerischen Seen habe die Fischereifachberatung im vergangenen Jahr schwache Erträge verzeichnet, sagte Dr. Bernhard Gum. Zappelten 2022 noch 90 Tonnen Fisch in den Fangnetzen im Chiemsee, waren es 2023 nur noch 74 Tonnen – davon rund zwei Drittel Renken. Ähnliche Rückgänge verkündete er beispielsweise für den Starnberger See.

Auch im Bereich Aquakultur sieht es laut Gum nicht besser aus. Hohe Schäden und Beeinträchtigungen durch Beutegreifer, Bürokratie, Klimawandel und hohe Energiekosten führten in Summe zu einer akut existenzgefährdenden Lage für viele Familienbetriebe. „Besonders die im Nebenerwerb betriebenen, kleineren Teichwirtschaften geben die Bewirtschaftung ihrer Fischteiche mehr und mehr auf.“ Als „Win-win-Maßnahme“ stelle sich indes die Überdachung von Fließkanälen mit PV-Anlagen heraus, da diese für Schatten sorgen, die Energiepreise senken und vor Fressfeinden schützen.

Stichwort Fressfeind: Hier stellte Bernhard Gum vor allem die vermehrten Schäden durch den Fischotter heraus, die im Jahr 2023 in ganz Bayern mit 2,7 Millionen Euro schon fast doppelt so hoch waren wie noch 2020.

Die größte Herausforderung stellen in den Augen des Seeoners aber die Folgen der Klimakrise dar. Messreihen am Staffelsee zeigten, dass dort die Wassertemperatur im Herbst 2023 um bis zu drei Grad höher war als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zudem gab es ab acht Meter Tiefe kaum noch Sauerstoff für die Fische. Die Folge war ein massives Verenden von Renken.

Auch im Chiemsee macht die erhöhte Wassertemperatur den Renken zu schaffen. Dazu kommt der Kormoran als tierischer Konkurrent der Fischer. Laut dem Bericht bleiben die Renken im Durchschnitt kleiner und erzielen weniger Fanggewicht. Das liege an einem geringeren Nahrungsangebot im See und letztlich auch am reduzierten Phosphor-Gehalt – der wiederum Indikator für eine bessere Wasserqualität dank wirkungsvollerer Ringkanäle und Kläranlagen ist.

Ein weiteres Beispiel für die Auswirkung der Klimakrise: Bei Pipinsried im Landkreis Dachau trocknet die Ilm zusehends aus, was die Bachmuschel-Population massiv bedroht.

Seeforellen im Königssee: Projekt bis 2027 verlängert

Positives hatte Dr. Bernhard Gum von den diversen Aktivitäten der Fischereifachberatung zu vermelden. So wurde das erfolgreiche Projekt zum Wiederaufbau der Seeforellen-Population im Königssee bis 2027 verlängert. Auch die Mairenke ist durch ein Kooperationsprojekt mit der dortigen Pächtergemeinschaft wieder im Schliersee zu finden. Weitere Initiativen erfassen zum Beispiel das Wanderverhalten von Flussfischen im Inn oder die Äschenbestände in Alz, Traun, Leitzach, oberer und unterer Isar.

− obb