Bergwacht-Einsatz
In Turnschuhen und Jogginghose: Wanderer (19) von Watzmann-Südspitze gerettet

02.04.2024 | Stand 02.04.2024, 16:44 Uhr

Bergwacht und die Besatzung von „Edelweiß 3“ waren zeitgleich auf der Suche nach dem vermissten 19-Jährigen. − Foto: Markus Leitner

Ein 19-jähriger Finne wurde am Ostersonntag aus rund 2250 Metern Höhe von der winterlichen Watzmann-Südspitze gerettet. Am Einsatz beteiligt waren die Bergwacht Ramsau und die Besatzung des Polizeihubschraubers „Edelweiß 3“, teilt das BRK Berchtesgadener Land in seiner Presseaussendung mit.



Der junge Mann war gegen 14 Uhr zusammen mit drei weiteren Wanderern durch das Wimbachgries bis zur Grieshütte aufgestiegen, wobei die drei Begleiter umkehrten, gegen 18 Uhr wieder zur Wimbachbrücke abstiegen und aus Sorge um ihren Kameraden einen Notruf absetzten. Der 19- Jährige war nicht zur Umkehr zu bewegen und wollte ohne Alpin-Ausrüstung die winterliche Überschreitung von der Südspitze zum Hocheck machen.

Ohne Jacke auf dem Watzmann



Die gegen 20 Uhr alarmierte Ramsauer Bergwacht holte die drei Begleiter an der Wimbachbrücke ab und befragte sie in der Wache. Sie gaben an, dass der 19-Jährige ohne Schutz gegen die Witterung nur mit Turnschuhen, Jogginghose, Pullover, einem Liter Wasser und einer kleinen Hand-Taschenlampe unterwegs sei.

Da am Grat Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten und der in den Höhenlagen orkanartige Föhnsturm mit Böen von 50 bis zu über 100 Stundenkilometern für lebensfeindliche Verhältnisse sorgte, war Eile geboten.

Der Vermisste war über sein Telefon nicht erreichbar und auch nicht zu orten, weshalb kurz nach 20.20 Uhr ein Voraustrupp der Bergwacht und gegen 20.50 Uhr ein weiterer Bergretter mit dem Motorrad zur Grieshütte aufbrachen, da auf der Stöhrhaus-Webcam Lichter im Gries zu sehen waren. Diese entpuppten sich dann aber vor Ort als Skitourengeher, die aus dem Loferer Seilergraben und von der Großen Reibn gekommen waren. Auch auf der Grieshütte fehlte jede Spur vom Vermissten. Kurz nach der Hütte konnte der Voraustrupp schneebedingt nicht mehr weiterfahren und musste zu Fuß weiter.

Beim Abstieg entdeckt



Die Bergwacht war sich eigentlich sicher, dass der nur spärlich ausgerüstete 19-Jährige mit zunehmender Schwierigkeit des Geländes und wegen des vielen Altschnees zeitnah umgedreht haben muss, wobei aber unklar war, ob er zur Südspitze abgezweigt oder versehentlich weiter zum Trischübel gegangen war, wie weit er es schon geschafft hatte und wo er abgestürzt sein könnte. Gegen 21.15 Uhr flog die Besatzung von „Edelweiß 3“ mit Wärmebild-Kamera und Technik zur Handy-Ortung an, um das Gebiet aus der Luft abzusuchen, wobei kurze Zeit später der Vermisste in 2250 Metern Höhe am steilen Schneefeld unterhalb der Südspitz-Gipfelrinne entdeckt wurde. Der junge Mann begann mit dem Abstieg, als der Heli ihn mit dem Scheinwerfer anleuchtete. „Edelweiß 3“ wies den Finnen über Lautsprecher an, stehenzubleiben, da die Steilstufe in Richtung Goldbründl zu überwinden gewesen wäre; zeitgleich erreichte einer der Begleiter den 19-Jährigen am Telefon und wies ihn ebenfalls an, dort zu bleiben, wo er ist.

Gegen 21.50 Uhr landete der Heli am Sportplatz, wo die Besatzung nachtankte und dann gegen 22.10 Uhr einen Bergretter zur Südspitze flog und über die Kufe absetzte. Er sicherte den 19-Jährigen, so dass der Heli gute zehn Minuten später beide im Schwebeflug aufnehmen und ins Tal fliegen konnte. Die Bergwacht organisierte für die vier jungen Leute Unterkünfte in einem Schönauer Hotel, da sie bereits aus ihrem Salzburger Hotel ausgecheckt und mit dem Linienbus ohne ihr Gepäck in die Ramsau gefahren waren. Bei diesem Einsatz waren 17 Bergretter und die dreiköpfige Heli-Crew der bayerischen Polizei bis kurz vor Mitternacht gefordert.

Bewusstloser 70-Jähriger im Zauberwald



Am Ostersonntagvormittag brauchte gegen 11.30 Uhr ein akut internistisch erkrankter 70-jähriger Oberpfälzer im Zauberwald am Hintersee notärztliche Hilfe: Die Retter mussten zu Fuß zum Einsatzort, versorgten den 70-Jährigen , der kurzzeitig bewusstlos gewesen war, und brachten ihn mit der Gebirgstrage zum Bergrettungsfahrzeug und dann weiter zum Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“, mit dem der Mann in die Klinik nach Traunstein geflogen wurde. Sieben ehrenamtliche Bergretter waren bis 13.40 Uhr im Einsatz.

− red