Tanzabend „How about Jazz?“
Getanzte Lebenslust: Ballettensemble des Salzburger Landestheaters macht Lust auf Jazz

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 16:53 Uhr

Midsummer Night’s Jazz: Im Vordergrund die Solisten Flavio Salamanka und Karine de Matos mit Ensemble. − Foto: Witzgall

Wie viel Lebenslust und Gefühl man allein durch Bewegung vermitteln kann, zeigte das 14-köpfige Ballettensemble des Salzburger Landestheaters am Mittwoch bei seinem Auftritt „How about Jazz?“ im Studio 1 des Probenzentrums Aigen. Die Botschaft des ersten Choreografen, Andreas Heise, lautete „Reach for Tomorrow“, die zweite Tanz-Kür von Filipe Portugal stand ganz im Zeichen des „Midsummer Night’s Jazz“.

Songs von Solange, der Schwester von Beyoncé, („I Saw Things I Imagined“), Jessye Norman („Dis-moi, tu le savais, je t’aime“, „Celui-là“) und Ella Fitzgerald („Reach out for tomorrow“) boten die musikalische und rhythmisch-dynamische Grundlage für den ersten Teil. Eine Invention von Bach, die wie unmerklich in Jazz überging und in den leicht verfremdeten Gershwin-Song „Summertime“ mündete, aber im Hintergrund immer wieder als stützende Struktur hörbar war, bestimmte den Part nach der Pause.

Unglaublich, was mit Bewegung und Körperlichkeit alles vermittelt werden kann, ob allein, im „Pas de deux“ oder im Ensemble. Gesprochenes war nicht vonnöten. Kommunikation geschah allein im Tanz, synchron mit der jeweiligen Musik, deren Impulse die Körper der Tänzerinnen und Tänzer manchmal geradezu durchschüttelten. Auch die Ruhe des Augenblicks erschien in den manchmal verschlungen innehaltenden Körpern.

Mit perfekten, teilweise akrobatischen Bewegungen folgten die Tänzer und Tänzerinnen einem inneren Handlungsstrang, nachvollziehbar einzig in der Fantasie der Zuschauer. Zwischenmenschliche Konflikte schienen sie im Tanz zu bewältigen. Oft geschah dies – wie auch das angedeutete Liebesspiel – unter den Augen des restlichen Ensembles, das mit Hilfe der Quaderelemente auf der Bühne (Bühne und Kostüme: Sascha Thomsen) das Geschehen mal im Sitzen, mal im Stehen beobachtete.

Der Musiker Maurycy Hartman inspirierte im ersten Teil des Abends mit seinem virtuosen Klarinettenspiel nicht nur den Bewegungsablauf der Tänzer, sondern mischte sich sogar selbst unter sie. Auf seiner Klarinette drückte er sowohl Angenehmes als auch Bedrückendes aus. Einer der Solotänzer machte seine Reaktion darauf sofort in seinen Bewegungen sichtbar.

Die impliziten Aussagen der Choreografen, die Zurückführung auf Johann Sebastian Bach, Knäuel von Körpern, die sich lösten und wiederfanden – die Besucher konnten zwischen vielen Ebenen wählen, um sich in die Welt der Tänzer, in der alles miteinander verbunden schien, entführen zu lassen.

Brigitte Janoschka