Bad Reichenhall
Geophysiker vermessen den Staufen und dokumentieren Erdbeben

18.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:50 Uhr

Anstelle der Schafe stand auf der Weide in Nonn dieses Geo-Radar, das die Mitarbeiter der Universität mitgebracht hatten. −Fotos: Naturfreunde Nonn

"Ein goldener Herbsttag Mitte Oktober und auf einer Weide über Bad Reichenhall weiden keine Schafe. Ein gelber Kasten rutscht auf Schienen herum und hört sich dabei an wie ein Computerdrucker. Der gelbe Kasten ist ein Radargerät (Geo-Radar) und vermisst den Staufen", das berichten die Naturfreunde Nonn und sorgen für Aufklärung: Drei Technische Mitarbeiter der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) kamen morgens nach Nonn und bauten ihr Messgerät auf. Die Messung läuft rund vier Stunden. Geleitet wird das Projekt von Dr. Antje Schlömer.

Felsabbrüche und minimale Bewegungen des Staufens werden über mehrere Jahre dokumentiert. Drei feste Messpunkte braucht es für ein dreidimensionales Bild des Reichenhaller Hausberges: Die Bergstation der Predigtstuhlbahn, die Steineralm und eben die Schafweide in Nonn, die von dem Verein Naturfreunde Nonn zur Verfügung gestellt wird.

Schafe müssen im Stall bleiben, damit sie die Technik nicht anknabbern

Die Schafe mussten einige Stunden im Stall bleiben, damit die empfindliche Technik nicht angeknabbert und somit die Messung verfälscht wird. Sven Egdorf, Markus Terpoorten und Jürgen Loos vom Geophysikalischen Institut der LMU bauten ihr Geo-Radar nach der Messung ab und empfingen die neugierigen Schafe. Hauptsächlich betreuen die drei Herren die Erdbeben-Messstationen in ganz Bayern. Einige stehen in und um Bad Reichenhall, zum Beispiel auf dem Staufen und in der Alten Saline.

Die Nonner Naturfreunde spendierten noch eine kleine Brotzeit auf der Weide, bevor die Techniker zurück nach München fuhren. "Die Schafe waren aber mehr an der Brotzeit als an dem wissenschaftlichen Besuch interessiert", schreibt der Verein mit einem Augenzwinkern. Mensch und Tier genossen laut Bericht die sonnigen Nachmittagsstunden. Diese Woche ist das Team der LMU nochmals in Bad Reichenhall und misst mit dem Geo-Radar vom Predigtstuhl. Im nächsten Jahr findet die vierte Vermessung des Staufens statt.

− red