Triathlon, der ein ganzes Dorf verbindet
Feldkirchner Organisations-Team stellt sich im 30. Jahr neu auf – Familiärer Charakter soll beibehalten werden

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 16:29 Uhr
Hans-Joachim Bittner

28 Mal stand Mitbegründer Gerhard Kern (Mitte) in der hauptverantwortlichen Organisation des Feldkirchner Triathlons. Nun gibt er die Geschicke in jüngere Hände: Udo Arrenberg (links) und Sebastian Bayer. Zum neuen Orga-Team gehört auch noch Werner Danzer. − Foto: Bittner

Er ist neben dem Bewerb am Thumsee, den es aktuell nicht mehr gibt, der traditionsreichste Dreikampf im Berchtesgadener Land: Der Feldkirchner Triathlon geht heuer in sein 30. Jahr. Da er sportlich 2020 wegen Corona ausfallen musste, steigt am 17. August „erst“ die 29. Auflage, das Jubiläum muss also noch ein Jahr warten. Doch es gibt Neuigkeiten rund ums Organisationsteam.

Gerhard Kern, zusammen mit Hans Winkler und Edgar Neudecker 1994 Gründer des Feldkirchner Triathlons, zieht sich Stück für Stück zurück. Deshalb stellt sich das Macher-Team neu auf: Udo Arrenberg, Sebastian Bayer und Werner Danzer tragen nun die Verantwortung und leiten die Geschicke – stets in enger Zusammenarbeit mit einer eingeschworenen, rund 100-köpfigen Helfer-Crew. Gerhard Kern ist dabei nicht ganz raus, er wird dem Trio beratend zur Seite stehen und weiter mit anpacken: „Dieser Triathlon ist mein Baby, das lass ich nicht sterben“. Der Bewerb wird von den Berg- und Sportfreunden Feldkirchen (vormals Naturfreunde Hammerau) stets Mitte August ausgetragen.

Kern, Winkler und der starke Schwimmer Neudecker fuhren Anfang der 1990er-Jahre viel rum, bis ins Allgäu, um an Triathlon-Bewerben teilzunehmen. „Uns hat jedoch die in unseren Augen viel zu hohe Startgebühr geärgert“, erzählt Kern. „Wir haben uns gesagt, das geht anders, das muss anders gehen.“ Die Feldkirchner Bierzeltwoche – heuer zum 50. Mal – erschien dem Gründer-Trio ein guter Zeitpunkt für einen Bewerb im eigenen Ort. In damals noch analogen Zeiten verteilten sie Flyer und dachten sich, wenn 100 Teilnehmer kämen, wäre das schon ein Traum: „Und dann kamen 172“, muss Kern, von 1985 bis 2019 auch Bierzelt-Chef, heute darüber schmunzeln. „Wir hatten nur 100 Startnummern, der Ski-Club Ainring hat uns ausgeholfen.“ Der erste Triathlon lief „ganz einfach“ ab, ohne Zielrampe, die Zeitnahme organisierte der Angerer Hans Kirchner.

Die Debütsieger hießen Edgar Neudecker und Erika Saxberger. Geschwommen wurde von Anfang an im Brötzner-Weiher in Schiffmoning, die Radstrecke führte noch über die B20, bei ganz normal laufendem Straßenverkehr nach Piding und zurück – später über Bichlbruck. Als dort in den Anfangsjahren einmal das führende Duo am bereits rot blinkenden Bahnübergang einfach mal das Feuerwehr-Vorausfahrzeug überholte, um noch rasch über die Gleise zu kommen, gab „es richtig Ärger“, erinnert sich Kern. Wir hatten uns vorab extra informiert, ob zu dieser Zeit ein Zug kommt. Es hieß nein. Und dann kam doch einer, ein außerplanmäßiger Güterzug.“ Aufgrund dieser Ereignisse wurde die Radstrecke geändert, mehr auf Nebenstrecken ohne Bahnübergänge gelegt. Heute werden die Straßen für die Radler voll gesperrt, um die maximal mögliche Sicherheit zu gewährleisten.

„Dieser Ort brachte mich zum Laufen“

Hauptverantwortlicher Triathlon-Chef ist nun Udo Arrenberg als derjenige, der „unterschreibt“. Er kam 1997 nach Feldkirchen und hatte mit dem Ausdauersport nichts am Hut: „Doch dieser Ort brachte mich zum Laufen, bald bestritt ich sogar meinen ersten Triathlon.“ Seit 2000 ist der heute 58-Jährige im Helferteam dabei, 2002 krönte er sich zum ersten Dorfmeister. „Zum Glück“, sagt er, hat „sich nun das neue Team gefunden, sonst wäre dieser Wettkampf vielleicht gestorben.“ Gerhard Kern, 2001 Ironman-Finisher in Klagenfurt, ergänzt: „Eine Pause macht es umso schwerer, irgendwann wieder zu beginnen.“

Arrenberg kümmert sich neben der umfangreichen Einteilung der freiwilligen Helfer unter anderem um die genehmigungspflichtigen Straßensperren beim Landratsamt. Die Abstimmung mit der FFW Ainring, der Wasserwacht Freilassing/Ainring, dem BRK Ainring sowie die Erlaubnis zur Benutzung der benötigten Flächen (Brötzner-Weiher, Wechselzonen) liegen ebenfalls in seinem Aufgabenbereich. Sebastian Bayer ist froh, einen „Macher-Typen“ wie Udo Arrenberg im Team zu wissen: „Das ist so wichtig und nötigt mir viel Respekt ab“, sagt der ehemalige Fußball-Torwart des TSV Bad Reichenhall, SC Anger und FC Hammerau. Er widmete sich nach seiner 26-jährigen Kicker-Karriere dem Ausdauersport, um fit zu bleiben. Durch den früheren Bayerischen Triathlon-Meister Niklas Hirmke kam Bayer (heute 39) zum Dreikampf, 2015 nahm er das erste Mal in Feldkirchen teil: „Ich bin aber doch eher der Radlfahrer“, sagt der Physiotherapeut mit einem Augenzwinkern. Der ebenfalls sportbegeisterte Werner Danzer kümmert sich unter anderem um das Sponsoring, welches den Triathlon künftig komplett finanzieren soll, um den Verein nicht zu belasten. Dankbar sind alle, dass die Zeitnahme weiterhin über die vereinseigene Anlage kostenfrei durch Alexander Fellner und Michi Rehrl bewerkstelligt wird. Selbstverständlich wird das Helferfest im Herbst weiter Bestand haben.

Viel ändern will das neue Trio nicht: „Dieser Triathlon ist eine etablierte Sache. Freilich müssen wir mal an kleinen Rädchen drehen, modernisieren. Das bringt die Zeit mit sich und das hätte der Gerhard genauso gemacht. Er hat alles in Perfektion durchdacht“, sagt Bayer. Demnächst muss der Zielbereich optimiert und einige rostige Radlständer für die Wechselzone ausgetauscht werden. „Die Leute lieben diesen Bewerb, weil sie wissen, was sie erwartet“, sagt Bayer, der in Zeiten „sterbender Traditionen“ etwas erhalten und als oftmaliger Teilnehmer zurückgeben möchte. „Ich habe zwei Kinder. Sie sollen irgendwann und lange hier mitmachen können. Da heutzutage nichts mehr selbstverständlich ist, geben wir, gebe ich alles, um den Triathlon mit einer freilich gewaltigen Logistik zu erhalten.“ Das Teilnehmer-Limit liegt übrigens bei 200, allein schon wegen eines begrenzten Platz-Angebots in der Rad-Wechselzone.

Gründer hat alles in Perfektion durchdacht

Das neue Orga-Trio betont, wie groß der Zusammenhalt im Ort und in der Triathlon-Familie ist: „Alle helfen mit, stehen füreinander ein“, so der amtierende Dorfmeister Sebastian Bayer, der am Wettkampftag die Moderation übernehmen wird. In den letzten Jahren hatten sich darum Gerhard Kern, Franz Sommerauer und früher aushilfsweise Hans Winkler gekümmert. Bayer betreibt zudem die Online-Werbung oder die für die Aktiven so wichtige „Strava“-Verlinkung: Schließlich treten beim Feldkirchner „Jedermann“-Triathlon inklusive Staffel auch absolute Top-Leute wie „Ironman“ Stefan Holzner, Lokalmatador Hans Mühlbauer oder Vorjahressieger Herbert Enzinger aus Thundorf an. „Trotzdem soll es hier familiär, drucklos, ein Stückweit durchaus gemütlich bleiben“, sagt Marathon-Läufer Arrenberg, der einen Kinder-Triathlon im Kopf hat, wie es ihn früher schon mal in Feldkirchen gab.

„Wir sind mit Begeisterung dabei“, verspricht Bayer allen potenziellen Teilnehmern und Interessierten. „Dieser Triathlon verbindet ein ganzes Dorf. Es geht weiter“, animiert er alle Interessierten – Sportler wie Zuschauer –, am 17. August nach Feldkirchen zu kommen: So, wie Hans Helminger aus Waging (wie Gerhard Kern Jahrgang 1961), der seit 1994 nicht einmal fehlte.