Bad Reichenhall
Fauler Wurzelstock: Fünf italienische Säulenpappeln müssen fallen

Stadt hat bei dem milden Wetter bereits mit den jährlichen Baumfällarbeiten begonnen

11.01.2023 | Stand 25.10.2023, 12:05 Uhr

Bis Mittag waren die fünf Bäume gefällt und abtransportiert. Sie werden zu Hackschnitzeln verarbeitet. Die verbliebenen neun Pappeln wurden aus Sicherheitsgründen zurückgeschnitten, weil sie durch die Lücken verstärkt eine Angriffsfläche für Wind bieten. −Fotos: Tanja Weichold

Am Dienstag, 10. Januar, fielen in der Kurstadt fünf der 14 italienischen Säulenpappeln entlang der alten Stadtmauer an der Innsbrucker Straße (Kanalstraße) der Kettensäge zum Opfer. Die Bäume waren von Wurzelstockfäule befallen und daher die Standsicherheit entlang der viel befahrenen Straße nicht mehr gewährleistet. Heuer werden in Bad Reichenhall an insgesamt 40 Standorten Bäume gefällt, wie die Stadt mitteilt. Eine 89-seitige Ausarbeitung der Stadtgärtnerei mit genauen Beschreibungen ist auf der Internetseite www.stadt-bad-reichenhall.de eingestellt.

Haberlander steht bei dem windig-regnerischen Wetter mit Michael Wittmann, Vorsitzenden des örtlichen Bund Naturschutz, dessen Vorgängerin Ute Billmeier, sowie mit Sepp Stein, Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege vom Landratsamt an der Innsbrucker Straße ins Gespräch vertieft. Umweltreferent Michael Nürbauer musste sich aus gesundheitlichen Gründen bereits wieder nach Hause verabschieden, normalerweise wäre er dabei gewesen.

„Jeder kann nachvollziehen, was wir machen“

Jedes Jahr ist dieser Kreis mit Haberlander durch die Stadt unterwegs, der die Baumarbeiten erklärt, die für das Jahr vorgesehen sind. „Wir wollen transparent sein. Jeder kann nachvollziehen, was wir machen“, sagt der Stadtgärtner. Wittmann, der oft seine kritische Stimme in der Kurstadt erhebt, ist voll des Lobes über diese Vorgehensweise: „Ich schätze es sehr, wie sorgfältig und akribisch das Baumprogramm ausgearbeitet ist“, sagt er. Und fährt fort: „Die Stadtgärtnerei kämpft für jeden Baum, das ist eine tolle Wertschätzung.“ Wenn dann Bäume aus Sicherheitsgründen oder weil sie krank und nicht mehr zu retten sind, gefällt werden müssen, ist Wittmann für die Erklärungen des Stadtgartenmeisters dankbar – wie auch an diesem Tag.

Haberlander wiederum gibt das Kompliment zurück: „Ich finde es positiv, dass der Bund Naturschutz mitfährt und sich informiert.“ Woraufhin Wittmann argumentiert: „Wir als Laien können die Bäume nicht beurteilen, dazu ist Fachkompetenz notwendig.“ Freilich bedauert er trotzdem jeden alten Baum, der zu Hackschnitzeln verarbeitet werden muss: „Ein junger Baum kann ihn nicht ersetzen.“ Bäume seien wichtig für das Stadtklima, sie spendeten in heißen Sommern Schatten und sie gehörten zum Stadtbild. „Ein Baum hat soviel Wertschöpfung“, so Wittmann.

Mit speziellem Messgerät das Innenleben abgetastet

Im Falle der fünf Pappeln gestern hegten die Stadtgärtner Verdacht, dass sie nicht mehr in Ordnung sind. Kleine Bohrungen mit einem Resistographen – das ist ein Bohrwiderstandsmessgerät – brachten Gewissheit. Und tatsächlich, im Inneren des Wurzelstocks ist nach dem Fällen deutlich erkennbar, dass die Fäule den Stamm von innen auflöst. „Die Verankerung ist dann nicht mehr gegeben“, so Haberlander. Aus Sicherheitsgründen muss ein solcher Baum dann einfach weichen. In Haberlanders schriftlichen Ausarbeitung, die auf der Internetseite der Stadt eingestellt ist, ist zu den Pappeln ausgeführt: Stammfußschäden, Faulstellen im Wurzelbereich, Druckzwiesel mit Fäule.

„Die Bäume werden eins zu eins ersetzt“, erklärt Haberlander. Das ist zum Beispiel wegen Leitungen im Boden nicht immer am gleichen Standort möglich, in diesem Fall aber schon. Die Stadtgärtnerei betreut in Bad Reichenhall insgesamt 6000 Bäume auf städtischem Grund in Parks und entlang der Straßen.

Tulpenbäume haben Risse in den Stämmen

Weitere Baumfällungen, die in diesen Wochen anstehen und in Haberlanders Papier ausgeführt sind, betreffen zum Beispiel vier Tulpenbäume in der Kurfürstenstraße, deren Stämme Risse haben und wo der Belag am Gehweg aufgebrochen ist. Auch drei Mehlbeeren in der Goethestraße stehen wegen Stammschäden und Pilzbefall auf der Baumfäll-Liste, genauso wie ein Silberahorn an der Heilingbrunnerstraße und drei Säulenpappeln an der Karmelitertreppe Richtung Burg Gruttenstein. Am Dorfanger in der Auenstraße muss wegen Sturmschaden eine Fichte weichen. Für sie alle sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Der Stadtgärtnerei steht bis Ende Februar eine Menge Arbeit bevor. Am 1. März beginnt die Brutzeit der Vögel, weshalb laut Bundesnaturschutzgesetz bis Ende September keine Bäume gefällt werden dürfen.