„Sehr ungewöhnlich“
Eine besondere Begegnung: Gänsegeier im Reichenhaller Tal „zu Gast“

17.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:16 Uhr

Der Gänsegeier ließ sich in einer über 30 Meter hohen Douglasie in Nonn nieder. −Foto: Hans-Joachim Bittner

Eine Begegnung der besonderen Art hatten am Montag einige Reichenhaller, vor allem die Karlsteiner: Seit den frühen Morgenstunden hielt sich ein Gänsegeier im Ortsgebiet auf.



Zunächst rund um den Hammerbach, später im Nonner Oberland. Am frühen Nachmittag ließ sich das prächtige Tier schließlich auf einer über 30 Meter hohen Douglasie nieder und lockte zahlreiche Schaulustige an.

Die Vermutung ging dahin, dass der große Vertreter der Altweltgeier aus dem Salzburger Zoo kommen könnte. Diese Annahme dementierte Dr. Michael Wittmann vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) auf unsere Anfrage: „Er ist nicht beringt. Wir gehen von einem wild lebenden Vogel aus“. Der Gänsegeier verhielt sich jedoch atypisch: „Dieses Tier lebt normalerweise in der Luft, kreist in großen Höhen und lässt sich nicht für längere Zeit nieder. Außerdem hat ein Gänsegeier seine Stellen sehr viel weiter oben am Berg“, so Wittmann weiter. Er brauche Thermik, die hätte er zumindest am Montagvormittag – bei gutem und noch halbwegs „warmer“ Witterung – auch noch finden können. „Dass es einen Wildgeier so weit nach unten verschlägt und er sich so lange im Tal aufhält, von Baum zu Baum fliegt, ist sehr ungewöhnlich. Vielleicht war es ein geschwächtes, entkräftetes Tier“, mutmaßt der Vogel-Experte. Der Gänsegeier ist ein Aasfresser, aufgrund des bislang schneearmen Winters gibt es viel zu wenig Fallwild, auf das er angewiesen ist. Erst mit Einbruch der Dunkelheit verließ der besondere Besucher am Montag die Douglasie in Nonn und verschwand erstmal aus den Augen seiner Beobachter.

− bit