Reichenhall Spitzenreiter, Freilassing folgt
Bei 108 Einsätzen gefordert: Ehrenamtliche Rettungskräfte bei größeren Schadenslagen wichtige Ergänzung

06.04.2024 | Stand 06.04.2024, 19:00 Uhr
Markus Leitner

Beim Brand eines Reisebusses in der Strub war die Unterstützung der ehrenamtlichen Rettungskräfte nötig geworden. − Foto: Archiv BRK BGL/Leitner

Sie gehen häufig gerade dann ein, wenn es am Ungünstigsten ist. Wenn man überhaupt nicht damit rechnet, alles von einer Sekunde auf die andere liegen und stehenlassen muss oder in der Nacht tief schläft. So beschreibt Einsatzleiter Christian Zelzer die Einsätze, in denen die Unterstützung der ehrenamtlichen Rettungskräfte gefragt ist. Bei insgesamt 108 solche Ereignisse mit komplexeren Schadenslagen mit mehreren Betroffenen, Verletzten und erhöhtem Koordinierungsbedarf war die Unterstützung der Einsatzleiter Rettungsdienst (EL-RD) und Organisatorischen Leiter (OrgL) im vergangenen Jahr im Berchtesgadener Land nötig (2022: 104).

Sieben mal Hieb-, Stich- oder Schussverletzungen dabei



„Viel Aufwand, Ausbildung und Energie für den im Verhältnis seltenen Fall der Fälle, denn diese 108 Alarme sind gerade einmal 0,43 Prozent der insgesamt 25369 vom BRK-Kreisverband Berchtesgadener Land im letzten Jahr durchgeführten Rettungsdienst-Einsätze und Krankentransporte“, ergänzt Zelzer. Die größeren Einsätze sind vor allem Brände (59; 2022: 55) und größere Unfälle im Straßen- und Bahnverkehr (30; 2022: 31), Gefahrgut-Einsätze und Gasaustritte (4; 2022:6), in Maschinen, Türen und unter Bäumen eingeklemmte Arbeiter (1; 2022: 4), Auseinandersetzungen mit Hieb-, Stich und Schussverletzungen (7; 2022: 3), die akute Betreuung von erkrankten Flüchtlingen und liegengebliebenen Fernreisenden (2: 2022: 4), zwei Menschen im Wasser (2022: 0), zwei Wiederbelebungen mit erhöhtem Aufwand, aber keine Vermisstensuche (2022: 1).

Während der Arbeitszeit oder in der Nacht gefragt



Bei drei (2022: 7) der Schadenslagen war auch die Sanitätseinsatzleitung mit Leitendem Notarzt, Organisatorischem Leiter und Unterstützung alarmiert, darunter der Brand in der Bayerisch Gmainer Schule (3. März), der schwere Unfall mit dem Motorradfahrer und den Fußgängern am Roßfeld (8. Juli) und ein vermeintlich in eine Menschenmenge in Bad Reichenhall gefahrener Laster (29. Dezember), wobei der zunächst falsch zugeordnete Einsatzort dann aber in Passau war.

Spitzenreiter war 2023 mit 23 Einsätzen Bad Reichenhall (2022: 18), dicht gefolgt von 21 in Freilassing (2022: 18), jeweils zehn in Piding (13) und Schönau (0), neun in Teisendorf (12), acht in Berchtesgaden (8), sechs in Laufen (6), jeweils vier in Anger (2), Bischofswiesen (7) und Saaldorf-Surheim (3), drei in Schneizlreuth (3), zwei in Bayerisch Gmain (3) und jeweils einer in Ainring (8) und Ramsau (0). 39 Einsätze waren während der regulären Büro-Arbeitszeiten von 8 bis 17 Uhr und Freitags bis 12 Uhr, 35 am Wochenende, drei an Wochen-Feiertagen, 31 außerhalb der Bürozeit und 17 während der Nacht zwischen 22 und 7 Uhr. 24 Einsätze waren an Freitagen (20), 20 an Sonntagen (20), 18 an Dienstagen (11), 15 an Samstagen (16), 14 an Mittwochen (12), 13 an Montagen (15) und vier an Donnerstagen (10).

Den Dienst leisten die in speziellen Lehrgängen zusätzlich qualifizierten Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter komplett ehrenamtlich, um ihre Kollegen bei größeren Schadenslagen an der Einsatzstelle zu entlasten und zu unterstützen und eine optimale Versorgung von Betroffenen und Verletzten sicherzustellen. Die derzeit elf Einsatzleiter organisieren sich untereinander in einem Dienstplan. Sie fahren mit Blaulicht und Martinshorn an die Einsatzstelle und haben als qualifizierte Helfer Ausrüstung zur Erstversorgung von Notfall-Patienten auf ihren Dienstfahrzeugen dabei, darunter auch Frühdefis, und können vor Ort die Zeit bis zum Eintreffen von Rettungswagen und Notarzt mit lebensrettenden Maßnahmen überbrücken.

Finanziert aus eigenen Mitteln und Spenden



Ausbildung und Ausrüstung für die EL-RD werden durch Krankenkassen und Staat nicht annähernd im erforderlichen Umfang finanziert, so dass der BRK-Kreisverband eigene Mittel und Spenden der heimischen Bevölkerung investieren muss, die aber wieder direkt der Sicherheit in der Region zu Gute kommen.

„Vielen Dank an alle unsere ehrenamtlichen Einsatzleiter, die sich das ganze Jahr über für die größeren Einsätze fortbilden und bereithalten, rasch ausrücken vor Ort, die oft schwierigen Einsätze leiten und damit entscheidend zu einer optimierten Abwicklung beitragen!“, lobt BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz. Neben den EL-RD gibt es auch eigene ehrenamtliche Einsatzleiter in der BRK-Wasserwacht und der Bergwacht im BRK, deren Einsätze in diesem Jahresrückblick nicht mit aufgeführt sind.