Berchtesgadener Land
Bedürftigkeit von Bürgern nimmt zu

Vertreter sozialer Einrichtungen am runden Tisch – Zahl der Obdachlosen in der Kurstadt steigt

07.01.2023 | Stand 07.01.2023, 11:00 Uhr

Immer weniger Geld zur Verfügung haben die Menschen im Berchtesgadener Land. −Foto: Symbolbild

Die steigenden Lebenskosten treffen viele in der Region hart. Wie sehr das Minus in der Geldbörse das Leben einschränkt, darüber sprachen kürzlich Vertreter sozialer Einrichtungen im Landkreis. Rainer Hoffmann, Kreisgeschäftsführer der Caritas und Julia Schmied vom Cafe der Begegnung, Kontakt und Begegnungsstätte für Suchtkranke im Berchtesgadener Land, luden zu einem runden Tisch ein. Thema waren Hilfsmöglichkeiten zu Energiekosten für Bürger, die nicht im Hilfesystem sind, teilen die beiden in einer Presseaussendung mit.

Einig waren sich die Teilnehmer aus verschiedenen sozialen Bereichen, Ämtern und Verbänden über die spürbare Zunahme von Bedürftigkeit unter Bürgern. Günter Wolf, Vertreter des Generationenbunds berichtete aus der Arbeit des Generationenbundes. Zunehmend bietet dieser Unterstützung für die häusliche Versorgung von Senioren. Das Geld für die Finanzierung der Leistungen wird knapper, die Not bei den Betreuten nehme zu.

Menschen frieren in ihren Wohnungen

Dorothee Nielsen, Mitarbeiterin in der Sozialberatung einer Rehaklinik, berichtete von der Scham ihrer Patienten, wenn diese nach vielem Nachfragen zugeben müssen, dass sie gerade nach schwerer Erkrankung in finanziellen Schwierigkeiten sind. Wolfgang Heitmeier als Vorstand der Tafel stellte die inzwischen grenzwertige Situation der Reichenhaller Tafel dar, die mit der erheblichen Zunahme von Abholern in den vergangenen Monaten, den Bedarf kaum mehr decken kann. Auch unter den Einheimischen stieg die Zahl der Abholer durch die massiven Teuerungen.

Rainer Hoffmann ergänzte aus Erfahrungen von Mitarbeitern der Sozialstation der Caritas, die in der ambulanten Pflege täglich erleben, dass viele alte Menschen in ihren kalten Wohnungen sitzen, aus Angst vor den hohen Kosten.

Auch psychisch Kranke kommen vermehrt in die Beratung der Caritas aus Angst vor den Heizkosten. Die Zahl der Obdachlosen in Bad Reichenhall nehme ebenfalls zu, dies konnte Julia Schmied vom Cafe der Begegnung ebenfalls bestätigen. Hier erscheinen wöchentlich neue Besucher, die um Hilfe und Unterstützung bei der Suche nach Wohnraum bitten.

Sozialfonds soll gegründet werden

In der Diskussion konnte herausgearbeitet werden, dass es für die Energiekosten durch die verschiedenen Interventionen der Bundesregierung nicht zwingend einen Hilfsfonds brauche. Aber die massiv gestiegen Lebensmittelkosten mit der enormen Inflation erforderten dringend eine niederschwellige finanzielle Hilfsmöglichkeit für Einheimische, insbesondere Senioren und Alleinerziehende.

Henner Kraus als Vertreter des Rotary Clubs, der durch sein soziales Engagement viel Erfahrung im Spendensammeln hat, bestärkte die Idee der Gründung eines Sozialfonds der Stadt Bad Reichenhall. Der Sozialfonds bietet eine Unterstützungsmöglichkeit von Reichenhaller Bürgern und Unternehmen für Reichenhaller Bürger. Die Gemeinden Laufen, Teisendorf und Kirchanschöring haben so einen Sozialfonds bereits. Alle Anwesenden unterstützen und befürworten diesen Vorschlag, Julia Schmied wird sich um weitere Schritte kümmern.

− red