Bad Reichenhall
Bauausschuss befürwortet Pläne der Deutschen Post AG

Künftig sollen an der Langen Gasse Briefe und Pakete statt Autos umgeschlagen werden

01.02.2023 | Stand 25.10.2023, 12:04 Uhr

Früher standen in diesem Gebäude neben der Kaserne Autos zum Verkauf, in absehbarer Zeit zieht die Post ein. −Fotos: Tanja Weichold

Die erste Hürde für den neuen Verbund-Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG im ehemaligen Autohaus Walch direkt neben der Bundeswehrkaserne ist genommen. Der Bauausschuss der Stadt Bad Reichenhall sprach sich in seiner Sitzung am Montagnachmittag, 30. Januar, im Großen Sitzungssaal einstimmig für die beantragte Umnutzung inklusive Umbau aus. Wie berichtet will die Post ihren Stützpunkt aus Platzgründen von der Bahnhofstraße in die Lange Gasse 45 verlegen. Die Postbank sicherte auf Nachfrage der Heimatzeitung zu, ihre Filiale in der Bahnhofstraße zu belassen. Das Gebäude dort ist im Eigentum der Post.

Haus soll weitgehend unverändert bleiben

Sachgebietsleiterin Irmgard Böhmer aus der Bauverwaltung legte dem Gremium den Sachverhalt dar. Die Deutsche Post AG habe Umbau und Nutzungsänderung des ehemaligen Autohaus beantragt, das Gebäude solle aber weitgehend im Bestand unverändert bleiben. Der für das Gewerbegebiet Lange Gasse geltende Bebauungsplan ist Rechtsgrundlage für die Genehmigung. Drei Befreiungen von den so genannten Festsetzungen hat die Deutsche Post AG laut Böhmer beantragt.

Die Stellplätze für Mitarbeiter und Dienstfahrzeuge sind auf den Grünflächen geplant. Vorübergehende Stellplätze sind laut Bebauungsplan mit Rasengittersteinen oder in Graspflaster auszuführen. Dazu erklärte Böhmer, dass eine Befreiung von den Festsetzungen der Grünordnung bereits mit der Genehmigung des Autohauses erteilt worden sei. Die Verwaltung schlug vor, die Befreiung auch jetzt zu erteilen und der ständigen Nutzung als Stellflächen zuzustimmen, da sich die Ausführung im Vergleich zur Bestandsgenehmigung nicht verschlechtere.

Elektro-Ladesäulen statt der Thuja-Hecke

Auch auf den vorgeschriebenen bepflanzten Sichtschutz an der nordöstlichen Seite neben der angrenzenden Kaserne möchte die Deutsche Post AG verzichten dürfen, da dort die Auslieferungsfahrzeuge parken sollen, die Elektro-Ladesäulen zum Stromtanken brauchen. Laut Böhmer ist die jetzige Thuja-Hecke weder aus städtebaulicher noch aus ökologischer Sicht besonders wertvoll.

Bei der dritten gewünschten Befreiung handelt es sich wie berichtet um die Betriebszeit. Bislang gilt eine Nachtruhe von 22 bis 7 Uhr, in der kein Betrieb stattfinden darf. Die Post AG möchte diese auf 6 Uhr verkürzen, da genau in dieser Stunde betrieblich eine Lastwagen-Fahrt „für den reibungslosen Ablauf des Betriebes erforderlich ist“, wie Böhmer aus den Sitzungsvorlagen verlas. Die beantragte Zeit entspricht den Vorgaben der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm).

Fahrrad-Stellplätze für die einheimischen Kollegen

Zu kritischen Nachfragen von Sebastian Renoth (CSU) kam es wegen der Abweichung von der Stellplatzsatzung der Stadt, die die Deutsche Post AG beantragt hatte. Baurechtlich handelt es sich den Erklärungen Böhmers zufolge bei dem Zustellstützpunkt um Büro- und Verwaltungsräume. Somit wären 20 Parkplätze erforderlich. Die Post möchte aber nur zwölf dafür zur Verfügung stellen. Die Post begründete dies damit, dass die 22 Mitarbeiter zu einem großen Teil aus der näheren Umgebung stammen und acht Fahrrad-Stellplätze angelegt werden. Zudem könnten Mitarbeiter ihre Autos auf anderen betrieblichen Stellplätzen parken, sobald die Auslieferungsfahrzeuge weggefahren sind.

Gibt’s genügend Stellplätze für Mitarbeiter-Autos?

Renoth forderte eine gerechte Aufteilung und Stellplatzablöse. Die Mitarbeiter, die in der Nähe wohnten, hätten für ihn damit nichts zu tun, sagte er. „Jeder weiß, dass die Postautos aufgefüllt werden müssen, bevor sie wegfahren. Wo stellen die Mitarbeiter dann in der Zeit ihre Autos hin?“, fragte er. Er kenne andere Fälle, wo es wegen der Parkplätze immer wieder zu Schwierigkeiten komme, so Renoth, der hinzufügte: „Wir können nicht hier Besonderheiten kreieren.“

Böhmer erklärte ihm, dass ein Gewerbebetrieb laut Satzung weniger Stellplätze nachweisen müsste, als dies bei einem Verwaltungsgebäude der Fall ist, nämlich einen pro drei Mitarbeiter. Das hieße beim vorliegenden Fall nur 7,5 Stellplätze. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (CSU) erklärte: „Den rechnerisch höheren Stellplatzbedarf wollen wir dadurch (mit der Befreiung, Anm. d. Red.) ausgleichen.“

Geduldetes Kiespflaster künftig genehmigt

Manfred Hofmeister (Bürgerliste) erkundigte sich, mit wie vielen Dienstfahrzeugen zu rechnen sei. Dem entgegnete Lung: „Ich kenne das Autohaus sehr gut, weil ich dort meinen ersten Opel gekauft habe. Ich hätte gesagt, dort gibt es genügend Stellplätze.“ Ania Winter (FWG) wollte wissen, ob es bei den Rasengittersteinen bleibt. Laut Auskunft von Georg Baumgartner aus der Bauverwaltung befindet sich an deren Stelle in Wirklichkeit ein Kiespflaster: „Das wurde so geduldet, weil es nicht schlechter ist.“ Dafür wolle die Deutsche Post AG die Begrünung des Geländes sogar aufwerten. Böhmer erklärte, dass zwei vorgeschriebene Bäume fehlen, die sollen wieder angelegt werden. Außerdem ein Pflanzenbeet. Auf die Nachfrage Winters, ob somit keine Stellplätze zusätzlich betoniert würden und sich die Situation pflanzlich verbessere, nickten Böhmer und Baumgartner.