Verregnet, aber vielfältig
Angerer Ferienprogramm erwies sich als wasserdicht

20.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:17 Uhr

Abschied nehmen mussten die Kinder von ihren Betreuerinnen, rund um Teamleiterin Christine Binder (dritte von rechts, stehend), am letzten Tag. −Fotos: Ferienteam „Miteinand’ für Anger“

Endlich Ferien, endlich Sonne – so ließ sich die Angerer Ferienbetreuung in der Vergangenheit zusammenfassen. Heuer hingegen zeigte sich die Sonne recht spärlich und musste nicht selten den reichlichen Regentropfen den Vortritt lassen, berichtet Günter Wolf vom Ferienteam von „Miteinand’ für Anger“. Doch das minderte den Spaß keineswegs, denn immerhin gibt es Regencape und Schirm und so manche Pfütze unterwegs lud geradewegs zum Hineinspringen ein.

Gleich am ersten Ferientag ging es für 51 Grundschulkinder aus Anger und Piding mit dem obligaten Kennenlernen los: Bei einem Töpferkurs, wo die Kinder einen vorgefertigten Becher unter der Anleitung von Andrea Helminger verzierten, diesen dann mit nach Hause nehmen durften und dabei viel über die Technik erfuhren.



Insekten verkrochen sich und Pflanzen blickten traurig drein


Dauerregen war dann am folgenden Tag angesagt, ausgerechnet während des Ausflugs in den Nationalpark Berchtesgaden. Obwohl sich manches Insekt verkrochen hatte und auch viele Pflanzen etwas traurig dreinblickten, bekamen die Kinder einen Einblick in den Nationalpark und seine Aufgaben. Dort holt sich die Natur nach und nach Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten zurück, wobei die Ansiedelung des Bartgeiers die Kinder besonders fesselte.

Vergleichsweise trocken blieb es am Mittwoch, der stets dem Besuch im benachbarten Staufenbad vorbehalten ist und der auch diesmal, trotz mancher Wolke am Himmel, reichlich ausgenutzt werden konnte.

Vom Euter bis zum Brotaufstrich

Aus den ehemaligen Raiffeisen-Lagerhäusern, die ursprünglich der Versorgung der Landwirte dienten, sind inzwischen spezialisierte Märkte entstanden. Bei ihrem Rundgang durch das Raiffeisen-Lagerhaus in Anger lernten die Kinder das Angebot kennen, das von diversen Baumaterialien, über die verschiedensten Werkzeuge und Futtermittel für die Tierhaltung, Gartenbedarf, Heizöl bis hin zum Insektenhotel reicht. Besonders die gelagerten Gasflaschen führten zu einer Vielzahl an Fragen, die Stefan Häusl vom Lagerhaus beantwortete. Am Ende konnten die Kinder auch einen Pflanztopf mit nach Hause nehmen, in dem bereits Küchenkresse eingesät war.

Damit Zenzi, Resi und Schecke, alles Kälber im Stall des Schneckenhofes, sich künftig ihren Namen besser merken können, fertigten die Kinder für sie Namensschilder. Auch den Weg der Butter vom Euter der Kuh weg bis hin zum fertigen Brotaufstrich verfolgten sie und legten dabei Hand an. Der Senior des Biobauernhofes zeigte ihnen außerdem die Technik des Hausbrotbackens, so wie sie in früheren Zeiten gepflegt wurde.

Museum statt Achterbahn

Die zweite Woche stand ins Haus – und damit der nächste Regentag: Der heiß erwartete Besuch im Erlebnispark fiel Ruhpolding buchstäblich ins Wasser, zumal stürmische Böen Aktivitäten im Freien nicht erlaubten. Stattdessen machte sich die Gruppe auf den Weg ins Haus der Natur in Salzburg. Eine breite Palette an Exponaten und Ausstellungen bildet die verschiedensten Facetten der Natur bis hin zur Erd- und Menschheitsgeschichte ab und erlaubt einen Blick in technische Errungenschaften. „Die Kinder kamen oftmals aus dem Staunen nicht heraus, andererseits hatte das junge Begleiter-Team nicht selten Mühe, die Gruppen in den weit verzweigten Gängen des Hauses beieinander zuhalten“, schreibt Wolf in seinem Bericht.

Zurück in der Gemeinde zeigte am folgenden Tag der Bauhof Anger, wie seine Aufgaben mit der Zeit gewachsen sind. Angefangen bei Straßenreinigung und dem Schneeräumen sind die Mitarbeiter inzwischen gefragt, wenn es gilt, die gemeindlichen Gebäude zu unterhalten, Straßen auszubessern, Kanalrohre zu verlegen und vieles mehr. Bauhofleiter Franz Grassl schilderte den Mädchen und Buben die tägliche Arbeit, wobei der eigens aufgebaute Kettcar-Parcours eine große Anziehungskraft ausübte. Aber auch in einem der vielen Bauhoffahrzeuge selbst am Steuer zu sitzen, war heiß begehrt.

Salzstollen erkundet und Eis geschleckt

Und schon wieder schlug der Regen zu, diesmal am zweiten Badetag, sodass ein Ruhetag in der Mittagsbetreuung eingelegt werden musste: Bei ausgiebigem Spielen verging die Programmpause wie im Fluge. Die Salzherstellung prägte über Jahrhunderte hinweg die Geschicke der Salinenstadt Bad Reichenhall und versetzt bis heute in Staunen.

Auch die Pidinger und Angerer Kinder, die bei einem Ausflug die weitläufigen Gänge zu den stillgelegten Salzstollen erkundeten. Unter Tage herrschen dort gleichmäßige zwölf Grad Raumtemperatur und das riesige Wasserrad versieht seit nahezu zweihundert Jahren ununterbrochen seinen Dienst und befördert Sole zu Tage. Ein Film über die Salzproduktion, einst und heute, fand regen Anklang bei den jungen Gästen, wobei ihnen der anschließende Gang in die Eisdiele nicht minder willkommen war.

Schrauben ins Holz gedreht

Und schon nahte auch der Abschluss der Ferienbetreuung, ein Besuch in der Zimmerei Matthäus Koch. Dort hatten die Gesellen des Betriebes verschiedene Werkstücke vorbereitet, die dann von den Kindern unter Anleitung mittels Bohrschrauber passgenau zusammenzufügen waren. Diesmal lautete der Arbeitsauftrag, einen massiven Pflanzkasten zu produzieren. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie geschickt, und zwar Buben und Mädchen, wobei die Kleinsten erst sechs oder sieben Jahre alt sind, mit dem Handwerkszeug umzugehen wissen. Oft dauerte es nur wenige Minuten, und die Schrauben wurden gerade angesetzt, genau dort, wo sie hingehören und gekonnt und zielgerichtet ins Holz gedreht, sodass schließlich aus vielen kleinen Brettern und Kanthölzern schmucke Pflanzkästen entstanden, die wiederum mit nach Hause genommen werden konnten“, erinnert sich Wolf.

In seinem kurzen Rückblick stellten er und Christine Binder, die mit ihrem jungen Team für die Betreuung während der zwei Wochen verantwortlich war, fest, dass es gelungen war, eine unbeschwerte Zeit zu bieten, bei der jegliche Schule weit weg war und Spiel, Spaß und Fröhlichkeit im Vordergrund standen.

− red