Saaldorf
Alina Walter: Von der Krankenschwester zur Freien Rednerin

Junge Frau aus Schign bei Saaldorf bereichert freudige aber auch traurige Zeremonien

26.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:29 Uhr

Vor drei Jahren wandte sich Alina Walter einem neuen Berufsfeld zu und arbeitet seither als diplomierte Rednerin für Trauungen, Willkommensfeiern und Abschiede aus dem irdischen Leben. −Foto: privat

Von Christian Wechslinger

Alina Walter aus Schign bei Saaldorf ist examinierte Krankenschwester. Nachdem sie in ihrem Beruf die verschiedensten Menschen versorgt und betreut hat, erlebte sie allerhand Freudvolles, aber auch Trauriges. Vor drei Jahren wandte sich die begeisterte Bergsteigerin einem neuen Berufsfeld zu und arbeitet seither als diplomierte Rednerin für Trauungen, Willkommensfeiern und Abschiede aus dem irdischen Leben. Zuletzt ließ sich die Krankenschwester in Indien 500 Stunden in Yoga für Menschen mit Handicap ausbilden. „Von der Geburt bis ins Alter mit Alina Walter“, lautet der Wahlspruch der Freien Rednerin.

Von der Geburt bis zum Tod

Freie Redner für verschiedene Zeremonien werden immer gefragter. Brautpaare bevorzugen statt dem kirchlichen Segen Freie Redner, die explizit auf persönliche und individuelle Belange eingehen. Auch bei Willkommensfeiern (Taufen) und Abschieden finden Freie Redner ein Betätigungsfeld. Die Hinterbliebenen geben die letzte Ehre für einen Verstorbenen gerne an Freie Redner ab, die eine Trauerfeier durch Empathie, Kreativität und Einfühlungsvermögen mit den Informationen der Hinterbliebenen eindrucksvoll gestalten können. Alina Walter wollte vor gut drei Jahren in Bali arbeiten und dort als Freie Rednerin Hochzeiten begleiten. Ein Freund von ihr arbeitet in Bali, wo Brautpaare gerne europäische Redner als „Weddingplaner“ engagieren, die eine Hochzeitsfeier planen und durchführen. Doch Corona zerstörte die Pläne und Alina Walter kehrte in die Heimat zurück. Bei einem Kurs in Linz erlernte sie das freie Reden von der Geburt bis zum Tod. Der Trauung mit freien Rednern geht immer die standesamtliche Trauung voraus.

Vor zwei Monaten führte Alina Walter in der „Salzberg Alm“ in Berchtesgaden eine Trauung durch. Diesem Akt ging ein Kennenlernen voraus, bei dem das Brautpaar der Freien Rednerin wichtige Stationen ihres bisherigen Lebens und Vorstellungen für die folgende Heirat und das weitere Leben erzählt. Auch der Ort der Zeremonie wird bei diesem Gespräch festgelegt. Nach diesem Gespräch wird ein besonderes Ritual für die feierliche Zeremonie geplant. Es gibt Brautpaare, die den feierlichen Akt nur mit der Freien Rednerin gestalten, andere wiederum haben ihre Familien, Verwandte und Freunde dabei. Sie habe sogar schon eine Schamanenhochzeit gestaltet. Dabei wurde geräuchert, um das Brautpaar von allem Vergangenen zu befreien und für das neue Leben in Zweisamkeit vorzubereiten. Dabei stieg das Brautpaar in einen Blütenteich, um über eine neue Schwelle ins gemeinsame Leben zu treten.

Doch nicht nur bei Trauungen und Taufen sind Freie Redner gefragt, sondern auch bei traurigen Anlässen wie Abschieden. Eine Trauerfeier ging Alina Walter besonders nahe. Nachdem sie für ein Baby die Willkommensfeier gestaltet hat, ist wenig später die Mutter des Kindes verstorben und so führte sie auch die Abschiedsfeier durch. „Das hat mich emotional ziemlich mitgenommen“, erinnert sich die Trauerrednerin. Wie sie einen Abschied gestaltet, hängt ganz von den Wünschen der Hinterbliebenen ab. So ist es nicht immer das „Schwarz“, manche Menschen bevorzugen auch eine bunte Kleidung, weil der Verstorbene ja nur vorausgegangen ist. Die Örtlichkeit für Abschiede sei nicht nur der Friedhof, denn immer mehr finden Naturbestattungen in Wäldern oder auch an Bergfüßen statt.

„Zeit zu schenken, ist ein hohes und wichtiges Gut“

Sie werde auch oft zu den nachfolgenden Feierlichkeiten eingeladen, bleibt aber nicht lange, weil es ja ein fröhliches Fest oder ein trauriger Anlass für die beteiligten Menschen und Familien ist. „Was nachher passiert, geht mich ja nicht wirklich etwas an“, erklärt Alina Walter das weitere Prozedere. Auch auf ein mögliches Lampenfieber befragt, hatte die Freie Rednerin eine plausible Antwort. Man müsse die Aufregung oder das Lampenfieber wie einen „Bodyguard“ sehen, der nötig sei, um konzentriert zu bleiben. Ihr zweites berufliches Standbein ist, als Yoga-Therapeutin für Menschen mit Einschränkungen zu arbeiten. In ihrer Zeit als Krankenschwester habe sie immer wieder bemerkt, dass ihr die Zeit fehlt, auf ihre Patienten individuell einzugehen. Als Therapeutin hat sie die nötige Zeit und schenkt sie den Betroffenen. „Jemandem Zeit zu schenken, ist ein hohes und wichtiges Gut“, nicht nur als Therapeutin.


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