62-Jähriger im Interview
2025 geht’s auch mal in den Norden: Norbert Loch und sein Nicht-Ruhestand

23.03.2024 | Stand 23.03.2024, 15:00 Uhr

Norbert Loch übernimmt nach seinem Abschied als Chef-Bundestrainer der deutschen Rennrodler nun die Leitung des Bundesstützpunktes in Berchtesgaden. − Foto: Bittner

Die Erfolge des nun zurückgetretenen Rennrodel-Bundestrainer Norbert Loch sind einzigartig: Seit 2008 gewann der 62-Jährige mit seinen Athleten 22 olympische und 97 WM-Medaillen. Doch was dem gebürtigen Thüringer stets am wichtigsten war: Die Beziehungen zu seinen Sportlern und zum Trainerteam. Die Sportredaktion hat mit dem Wahl-Berchtesgadener über Vergangenes und Künftiges gesprochen.

Herr Loch, am 3. März war Ihre Zeit als Cheftrainer mit der Team-Staffel in Sigulda endgültig vorbei. Wie ließen Sie diesen Tag ausklingen?
Norbert Loch: Dass meine Leute es noch so knapp rausgerissen haben – besser hätte der letzte Tag nicht enden können. Es ging noch um den Gesamtweltcup, aber die Truppe hat nochmal richtig gut abgeliefert. Die Sektdusche im Ziel war schön und herzlich. Das war ein emotionaler Tag. Am Abend gab es dann noch einen Empfang mit Berchtesgadener Bier und Speck, den Thomas (BSD-Vorstandsvorsitzender Schwab/Anm. d. Red.) mitbrachte. Wenn unser Vorstand extra wegen mir nach Sigulda kommt, obwohl eine große Bob-Heim-WM am gleichen Wochenende stattfindet, ist das eine ehrliche Geste, die ich sehr schätze.

Nach Sektdusche: Techniker Thurner hilft mit Jacke aus

Sie mussten aber nicht mit der Sekt-durchtränkten Jacke die Heimreise antreten.
Loch: Ich konnte sie natürlich nicht mehr anziehen, aber unser Techniker Christian Thurner – jemand, der alles sieht und merkt – hat extra eine zweite Jacke für mich mitgenommen. Es war ja doch kalt, als die Sonne weg war und wir noch die ganzen Siegerehrungen hatten.

Wie waren die ersten Tage daheim, mit ein wenig Abstand und dem Wissen, dass nun ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen ist?
Loch: Es war nicht so schwierig, weil ich mich mit diesem Thema schon Monate vorher beschäftigt hatte. Ich fand es gut, dass ich die letzten zwei Wochen nicht in Deutschland war, sondern in Sigulda. Da war es etwas ruhiger. Und ich wusste, ich fliege jetzt nach Hause und es gibt einen fließenden Übergang. Ich muss noch die Saisonauswertungen machen. Nun geht es langsam in meine neue Aufgabe als Bundesstützpunktleiter über. Bei den Athleten wird es nach und nach passieren, dass sie bei Fragen nicht mehr mich, sondern den Patric (Leitner/Anm. d. Red.) anrufen.

„Wir machen viel mit den Enkelkindern“

Ihr Sohn Felix hat auf Instagram angekündigt, dass Sie nun Ihren Vollzeit-Job als Opa antreten – wie dürfen wir uns das vorstellen?
Loch: Das wünscht er sich natürlich (lacht). Meine Frau Maria und ich machen generell viel mit den Enkelkindern, und Felix weiß, dass ich zu beiden eine sehr emotionale Bindung habe. In den letzten Jahren war zu wenig Zeit, das auszuleben. Ich durfte das Opa-Sein ja bereits durch meine Tochter erleben, aber sie wohnt weiter weg, und die Enkelkinder werden so schnell groß. Es ist einfach etwas Schönes, wenn man sieht, dass die eigene Familie in den Enkeln weiterlebt. Das leben wir ganz bewusst und genießen es sehr.

Im August geht’s mit dem Wohnmobil nach Griechenland. Welche Länder interessieren Sie noch?
Loch: Wir waren erst letztens am Gardasee, generell zieht es uns eher Richtung Süden – Italien, Griechenland, Südfrankreich, Kroatien, Slowenien, Österreich ist mit seinen vielen Seen interessant. 2025 hätten wir vor, mal Richtung Norden zu fahren, nach Norwegen oder Schweden. Da muss man halt im Juni hochfahren, wenn es schön warm ist. Es gibt genügend Länder, die wir noch besuchen möchten.

„Es war oft sehr anstrengend“

In Ihrer Zeit als Cheftrainer waren Sie bereits viel in der Welt unterwegs.
Loch: Gerade in den letzten drei Jahren kam ja leider die Situation dazu, dass wir am Königssee keinen Weltcup mehr hatten. Und das waren dann in Summe nochmal drei Wochen mehr, die man im Winter unterwegs war – statt mal drei Wochen daheim. Ich bin gern daheim, weil wir es hier einfach sehr schön haben und ich im Garten und am Haus arbeite. Es war oft sehr anstrengend, aber manche Sachen waren interessant, beispielsweise das Kennenlernen anderer Länder wie Korea, China oder die USA. Heuer freue ich mich aber einfach mal drauf, im Advent daheim zu sein und zum Christkindlmarkt gehen zu können.

Wie sieht ein Tag als Bundesstützpunktleiter aus?
Loch: Die Bürotätigkeit ist mehr, es gibt viele Absprachen und Meetings mit den Trainern hier am Stützpunkt. Es werden aber grundsätzlich ähnliche Dinge sein, die anstehen – Planung, Organisation, Sportlergespräche am Stützpunkt, Unterstützung der Trainer. Was ich auf keinen Fall möchte, und das war eine klare Ansage von mir: Ich werde nicht mehr unterwegs sein, auch nicht mit Nachwuchsgruppen. Wir haben genügend gute Trainer vor Ort, und es gilt bei mir eher, ihnen den Rücken freizuhalten. Wir haben die Landespolizei vor der Tür, das CJD, den OSP, mit denen müssen wir kooperieren und zusammenarbeiten.

Besteht die Möglichkeit, hier am Stützpunkt eine Kinder-Trainingsgruppe zu leiten?
Loch: Das könnte ich mir schon vorstellen, weil mir das Spaß macht. Ich habe in den letzten Jahren auch mal eine Trainingsvertretung gemacht, eine Zwergerl-Gruppe betreut. Ich weiß nicht, wie weit ich es zulasse, weil ich dann ja wieder in der Trainertätigkeit wäre. Ich werde zwei bis drei Jahre noch hier sitzen und den Stützpunkt leiten. Das mit den Kindern kommt vielleicht danach, wenn wir hoffentlich unsere Königsseer Bahn wieder haben. Die Kleinen für den Kufensport zu begeistern, könnte ich mir schon vorstellen...


Interview: Lena Sauren / Hans-Joachim Bittner