Burgkirchen/Alz
Kiebitz-Kolonie löst ungläubiges Staunen aus

Sensationell große Ansammlung der gefährdeten Vogelart – Projekt "Netzwerke für den Kiebitz" unerwartet erfolgreich

13.03.2021 | Stand 22.09.2023, 0:44 Uhr

Die Lufthoheit über Dorfen haben in diesen Wochen die Kiebitze übernommen. Das Auftauchen ganzer Kiebitz-Schwärme fasziniert die örtliche Fachwelt, denn diese taubengroßen Bodenbrüter sind in Deutschland selten geworden. −Foto: Gerlitz

Eine schier unglaubliche Kiebitz-Ansammlung hat Albert Bichlmeier in Dorfen (Landkreis Altötting) entdeckt. Selbst Fachleute sind verblüfft.

Bis zu 130 Kiebitze zählte Bichlmeier im Süden der Gemeinde Burgkirchen/Alz. Und das, obwohl der früher weit verbreitete Kiebitz im Jahr 2015 auf die Internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt werden musste.

Der jetzt 76 Jahre alte Albert Bichlmeier ist in Dorfen aufgewachsen und kennt in diesem Gebiet fast jeden Quadratmeter. Er weiß, dass der Kiebitz hier, als es noch Feuchtflächen gab, in größerer Anzahl heimisch war. Und er beobachtete, wie diese Vogelart im Laufe der Jahre immer seltener wurde. Der ehemalige Viehhändler, immer noch aktive Jäger und Naturliebhaber brachte vor etwa zwei Jahren Dorfner Landwirte dazu, eine Ackerbrachfläche für Kiebitze anzulegen. Dafür stellten Herbert Schweiger (Reichaich) und Rudolf Krieg (Oberweitfeld) zwischen Reichhof und Reichaich jeweils 1000 Quadratmeter zur Verfügung.

Vögel sammeln sich scharenweise

Der brachliegende Streifen mit einer zusammenhängenden Gesamtfläche von 2000 Quadratmeter entwickelt heuer, im zweiten Jahr seines Bestehens, eine selbst für Bichlmeier überraschende, nicht erwartete Attraktivität für Kiebitze. Scharenweise sammeln sie sich hier, suchen auf der Brache und den angrenzenden Wiesen nach Nahrung, unternehmen aber auch immer wieder Rundflüge oder ihre spektakulären Balzflüge.

Als der Burgkirchner Jan Skorupa vom Landschaftspflegeverband Altötting und Gunter Eder, dem Kreisvorsitzenden des Bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV), von der Kiebitz-Kolonie erzählte, löste er ungläubiges Staunen aus. Aber die beiden Fachleute überzeugten sich mit eigenen Augen davon, dass es sich um kein "Jägerlatein" handelte.

Über den Sinn der Kiebitz-Schutzmaßnahme informiert eine Tafel, die bei Reichhof neben der Straße aufgestellt wurde. Das Projekt "Netzwerke für den Kiebitz" umfasst die Landkreise Altötting, Traunstein und Rosenheim. Ziel ist die Ausweisung von Schutzgebieten, Gelegesuche und -schutz sowie die Beratung von Landwirten. Im Landkreis Altötting kümmern sich der Landschaftspflegeverband und die Untere Naturschutzbehörde um die Umsetzung des Projekts.

Es werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht, die beim Schutz der Gelege mitwirken wollen. Informationen beim Landschaftspflegeverband ✆ 08671 / 9260086.

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