Ein Miniatur-Wald in selbstgetöpferten Tonschalen wächst und gedeiht zwischen Koi-Karpfen-Teich, Gasgrill und Laubfroschgequake. Der Garten von Erwin Gigl in Burghausen ist Idyll und zugleich eine Ausstellung plastischer Natur-Kunst. Der 70-jährige Rentner ist Bonsaizüchter und hegt seine 200 Bäumchen mit fast väterlicher Fürsorge. Wie kleine Skulpturen verändert er Form und Größe seiner Gewächse durch Drähte, Eisenstangen und Zuschnitt. Und manchmal müssen seine Bäumchen auch in Quarantäne.
Die Zucht ist eine Leidenschaft, die Erwin Gigl seit 22 Jahren begleitet. "Mit ein paar Bamerl" habe es damals angefangen, jetzt werden es von Jahr zu Jahr mehr Bonsais in seinem Garten, und sein Dokumentations-Ordner quillt vor Bildern nahezu über. Mittlerweile zieren mehr Bonsai-Töpfe den Garten als Rasenflächen. Ein Ende des Züchtens ist zu seinen Lebzeiten nicht in Sicht, schließlich hat Gigl noch unzählige Töpfe und Untersetzer auf Lager, die nur darauf warten, bepflanzt zu werden. "Das sind noch mehr Töpfe als ich lange lebe", sagt er.
Bonsaizüchten ist plastische Kunst und Erwin Gigl der Bildhauer. Aluminiumdrähte wickelt er um seine Bäumchen, schlingt sie um Eisenstangen herum oder zwickt Äste ab, um die Bonsais in die gewünschte Form zu bringen, den Wildwuchs zu "zähmen". Oder er setzt sie für mehrere Jahre aus den Töpfen in die Natur zurück, damit sie schneller wachsen. Bei hoffnungslos verformten Fällen sägt er den ganzen Stamm ab und lässt "einen nagelneuen Baum" daraus hervorsprießen. Von klein bis groß, von alt bis jung, von Lärche bis Ahorn – der Burghauser setzt auf Vielfalt. Denn quasi jede Sorte von Gehölz kann zum Bonsai werden.
− sme
Mehr dazu lesen Sie am 6. Mai im Burghauser/Alt-Neuöttinger Anzeiger.