Freilassing
Knobloch vor Berufsschülern: "Die AfD existiert für mich nicht"

19.07.2019 | Stand 20.09.2023, 1:02 Uhr

Charlotte Knobloch mit Schulleiter Hermann Kunkel und Milena und Katharina, zwei Schülerinnen der You 12, auf deren Initiative das Zeitzeugengespräch zustande gekommen ist −Foto: Karin Kleinert

Eine starke Frau, die mit ihren Schilderungen über die Vergangenheit Deutschlands die Zuhörer zutiefst berührte, war innerhalb kurzer Zeit nun bereits zum zweiten Mal im Berchtesgadener Land zu Gast: die Rede ist von Charlotte Knobloch, seit mehr als dreißig Jahren Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Zeitzeugin der NS-Schreckensherrschaft, die die Schoah als eine der wenigen in Deutschland überlebte, hielt in der Aula der Berufsschule einen Vortrag, an dessen Ende es von mehr als 250 Schülern lang anhaltenden Applaus gab.

Im Anschluss an ihren Vortrag durften die Schüler, die den Ausführungen gebannt und mit großem Interesse zugehört hatten, ihre Fragen stellen, und viele nutzten diese wohl einmalige Chance. Eine Schülerin wollte unter anderem wissen, wie es mit der Erinnerungskultur in Deutschland stehe. Charlotte Knobloch meinte dazu, dass die Gedenkkultur in Deutschland hervorragend sei, denn wer die Vergangenheit nicht kenne, der könne die Zukunft nicht gestalten. Außerdem sei die Thematik stärker im Gespräch als früher und das Interesse dafür habe sich vor allem bei jungen Menschen verbessert. Eine andere Schülerin wollte wissen, wie sie mit der AfD umgehe. "Die existiert für mich nicht", so die 86-Jährige, was für Raunen in der Aula sorgte. "So etwas hat Deutschland nicht verdient, steht zu eurer Vergangenheit und setzt euch für euer Land ein". Ihrer Meinung nach wäre es eine Katastrophe, wenn eine Volkspartei auch nur überlegen würde, mit der AfD zusammenzugehen.

Warum sich ihrer Meinung nach die Neonazis vor allem in den neuen Bundesländern ausbreiten, interessierte die Schüler ebenfalls. Da sei, wie Knobloch hervorhob, eine rein politische Frage, aber für sie sei der Osten lange Zeit vernachlässigt worden, obwohl von den Menschen dort viel geleistet wurde. Die Politik habe zu lange zugeschaut und nichts unternommen und nun würden die Umfragen düster aussehen.

− kk

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