Berchtesgadener Land
Kreuzbund will Suchtkranke über neue Medien erreichen

Eveline Stronk ist Regionalsprecherin des Kreuzbunds im Berchtesgadener Land

13.08.2021 | Stand 20.09.2023, 3:03 Uhr

Eveline Stronk übernahm vorerst kommissarisch das Amt des Regionalsprechers von Manfred Hirtes. Coronabedingt konnte die Wahl noch nicht abgehalten werden. −Foto: Klaus Stronk

Auf sein 30-jähriges Bestehen kann der Kreuzbund im Berchtesgadener Land zurückblicken. Die Selbsthilfegemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige mit Schwerpunkt Alkohol hat sich unter dem Dach der Caritas aus kleinen Anfängen zu einer in fast allen größeren Orten des Landkreises vertretenen Organisation mit rasant steigenden Mitgliederzahlen entwickelt.

Bei regelmäßigen Treffen unterstützen sich die Betroffenen gegenseitig im Kampf gegen die stets latent vorhandene Sucht. Große Verdienste um den Aufbau der Gruppen hat sich Manfred Hirtes aus Piding erworben. Er engagierte sich viele Jahre als Regionalsprecher. Diese Aufgabe hat nun kommissarisch Eveline Stronk von der Kreuzbundgruppe St. Rupert in Freilassing übernommen. Die Heimatzeitung sprach mit ihr über die Entwicklung des Kreuzbunds in den vergangenen drei Jahrzehnten.

Stolz können Sie heute auf 30 Jahre Kreuzbund-Gruppenarbeit zurückblicken. Was genau hat sich diese Einrichtung zum Ziel gesetzt?
Eveline Stronk: In den diversen, für jeden und jede offenen Gruppen treffen sich Suchtkranke, die alle auf ähnliche Erfahrungen zurückblicken können. Nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" versuchen wir, unser Leben wieder in den Griff zu bekommen. In einer Gemeinschaft ist dies naturgemäß leichter möglich. Niemand muss hier befürchten, ausgegrenzt zu werden, denn alle sind gleichermaßen betroffen.

Wo liegen die Anfänge der Gruppenarbeit im Landkreis?
Stronk: Entstanden ist sie durch die Zusammenarbeit mit der Caritas-Fachambulanz und einem Kreuzbundgruppenleiter aus Traunstein. Mit vereinten Kräften gründeten 1991 die damaligen Teilnehmer in Bad Reichenhall eine Aufbaugruppe, die in kurzer Zeit als Vollgruppe genehmigt und anerkannt wurde. Weil sich der Gruppenraum im Pfarramt befand, nannte sich die Gruppe St. Zeno-Bad Reichenhall. Damals waren auch Betroffene aus Berchtesgaden dabei, die nach einer weiteren Unterkunft suchten und diese in der Pfarrei Bischofswiesen fanden.

Wie ging es dann weiter?
Stronk: Es kam nun zu einem rasanten Aufschwung. Von 1991 bis 2000 gründeten sich elf Gruppen, neben Bad Reichenhall und Bischofswiesen in Freilassing, Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Laufen, später noch in Teisendorf. Derzeit sind es sogar 13 Gruppen, darunter auch eine für Essstörungen und eine für Spielsucht. Des Weiteren entstand 2004 in Bad Reichenhall der erste Angehörigen-Gesprächskreis, der drei Jahre später als Angehörigengruppe anerkannt wurde. Bis heute gibt es diese nur einmal im Diözesanverband München und Freising. 1998 ist der Arbeitskreis Berchtesgadener Land aus der Taufe gehoben worden, den erst Manfred Hirtes leitete, dann Herbert Halbauer aus Berchtesgaden und seit 2011 nun ich.

Gibt es noch andere Aktivitäten des Kreuzbunds über die reine Gruppenarbeit hinaus?
Stronk: Ja, wir beteiligen uns an Gesundheitstagen, Selbsthilfeveranstaltungen, gehen in Schulen, um die jungen Leute über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs aufzuklären, halten Vorträge in Fachkliniken, in Reha-Einrichtungen oder auch im Fortbildungsinstitut der Polizei in Mitterfelden. Leider ist dies alles coronabedingt derzeit nicht möglich. Wenigstens sind nun aber die Gruppentreffen wieder erlaubt, wenn auch mit Einschränkungen.

Seit 1998 wurde in Piding Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen eines Infotags geleistet, den Manfred Hirtes ins Leben rief und jährlich im März organisierte. Die Referenten zu aktuellen Themen kamen aus verschiedenen Einrichtungen wie der Polizeiinspektion Bad Reichenhall, dem Bezirkskrankenhaus Gabersee, der Rehaklinik Bayerisch Gmain und so weiter. Vor allem erhielten wir Unterstützung von der Caritas-Fachambulanz in Bad Reichenhall. Diese Veranstaltungen fanden stets auch Beachtung bei der Kommunalpolitik. Regelmäßiger Gast war beispielsweise der jeweilige Bürgermeister aus Piding. Leider beendete Corona diese Veranstaltungsreihe im Pfarrsaal Piding. Der 23. Infotag kam 2020 nicht mehr zur Durchführung.

Wie hat Corona die Gruppenarbeit sonst noch beeinflusst?
Stronk: Wir haben sie den Umständen angepasst und sind sehr froh, dass die Pandemie keine negativen Spuren hinterlassen hat. Dafür und für die geleistete Gruppenarbeit in dieser schwierigen Zeit verdienen die Gruppenleiter großen Respekt und Anerkennung, ebenso die Weggefährten, die den einzelnen Gruppen die Treue gehalten haben. Erlauben Sie mir, dass ich mich an dieser Stelle auch ausdrücklich bei meinem Vorgänger Manfred Hirtes für dessen großes Engagement bedanke.

Gibt es schon Pläne für die Zukunft?
Stronk: Die neuen Medien werden auch unsere Arbeit künftig verstärkt mitprägen. So gibt es bereits eine Chatgruppe im Internet. Diesen Weg werden wir sicher weitergehen, was zwar eine große Herausforderung darstellt, aber auch eine Chance, Suchtkranke anzusprechen, die bisher den Weg in eine Gruppe scheuen.

Nähere Infos zu den Gruppen online unter www.kreuzbundberchtesgaden.info.

− red